Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.06.2015

Debrunner immer besser, Hug souverän

Der Pfyner Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug hat in dieser Saison schon viel erreicht und an den Schweizer Meisterschaften in Arbon dominiert. Auch die Mettendorferin Catherine Debrunner hat einmal mehr überzeugt.

 

 

Trainer von Marcel Hug und Catherine Debrunner ist seit längerem der versierte Paul Odermatt. Er schwärmt von beiden und lobt ihren immensen Trainingsfleiss. An den Titelkämpfen in Arbon holte sich Debrunner Gold über 100 und 200 Meter. Silber schaute über 1500 und 5000 Meter heraus und Bronze gab es über 400 und 800 Meter. Odermatt hat besonders der Auftritt über 800 Meter beeindruckt: «Da fuhr Catherine sogar einen neuen Europa­rekord. Der alte stammte von den Paralympics in Atlanta 1996 und wurde also jahrelang von Tanni Grey Thompson (Gb) gehalten.»
Odermatt sah in Arbon eine ganz starke Catherine Debrunner. Die Mettendorferin hat zudem ihren eigenen Schweizer Rekord über 200 Meter verbessert. Was aber für Odermatt noch viel wertvoller ist: «Die Thurgauerin hat im Oberthurgau auch zwei A- und vier B-Werte für die Weltmeisterschaften in Doha vom nächsten Oktober gefahren.» Da gehen vorher die Schweizer Junio­ren-Meisterschaften im Spätsommer in Nottwil fast etwas unter. «Diese Titelkämpfe sind nicht mehr wirklich eine Herausforderung für mich,» hält De­brunner beinahe entschuldigend und ohne Überheblichkeit fest, denn die Schweizer Konkurrenz ist für sie kein Gradmesser mehr.

Zwischenjahr für den Sport
Die 20-Jährige wird demnächst ihr Studium am Lehrerseminar in Kreuzlingen beenden und nach der Maturafeier ein Zwischenjahr lang aussetzen und auf den Sport setzen. Um sich gezielt auf eben diese Titelkämpfe in Doha vorzubereiten. Das heisst, statt vier oder fünf Trainings in Frauenfeld, sind es deren neun pro Woche. Dank einer Bewil­ligung, darf sich die junge Spitzen­athletin auch auf der Bahn hinter der Auenfeld-Halle aufhalten. Catherine Debrunner strahlt: «Das ist fast so etwas wie eine Privatrundbahn für mich.» Einmal pro Woche fährt sie nach Nottwil, um mit der Gruppe zu üben: «Das ist ganz einfach viel interessanter, als auf der Bahn alleine seine Runden zu drehen.» Bei so vielen Einheiten ist es wichtig, dass dazwischen auch die Physiotherapie nicht zu kurz kommt.

Suche nach Arbeitsstelle
Bei all diesen Lektionen für den Sport sollen aber andere wichtige Sachen nicht vergessen gehen. Die am 11. April erst 20 Jahre alt gewordene Thurgauerin sucht jetzt eine Stelle als Unterrichts-Assistentin: «Ich bin fleissig am Bewerbungen schreiben und hoffe möglichst rasch auf ein positives Echo.» Ebenfalls während diesem sogenannten Zwischenjahr möchte Debrunner die Autofahrprüfung schaffen: «Damit meine Eltern endlich nicht mehr so viel Fahrdienst leisten müssen.»

Weltrekorde nicht gefährden
Etwas in der Zwickmühle war auf der schnellsten Bahn der Welt in Arbon Marcel Hug. Gegen unglaublich starke internationale Konkurrenz aus Thailand, Russland, Japan und USA wollte der Pfyner seine eigenen Weltrekorde nicht gefährden. Und ehrgeizig wir er nun mal ist, versuchte er doch möglichst viele Siege einzufahren. Sepp Odermatt macht dem Thurgauer ein Kompliment: «Er hat diese verzwickte Ausgangslage bestens gemeistert.» Sieben Schweizer Meistertitel wollte Hug, sechs hat es gegeben. Einer fehlt, aber nur, weil Sekunden vor dem Start zum 200-Meter-Rennen die Luft aus einem Rad entwichen ist.

Ruedi Stettler