Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 29.07.2015

Neue Forstwarte und Förster braucht das Land

In der Forstbranche zeichnet sich ein Mangel an Fachkräften ab, in erster Linie bei den Förstern. Wer Förster werden will, muss erst eine Lehre als Forstwart machen. Es ist nun dringend nötig, an der Natur interessierte, motivierte Schulabgänger auf die Waldberufe aufmerksam zu machen. Das Forstamt Thurgau informierte an einer Medienkonferenz in Duss­nang zusammen mit dem Forstbetrieb Fischingen-Tobel zum akuten Fachkräftemangel im Wald, zeigte den schönen, abwechslungsreichen aber auch strengen Arbeitsalltag von Forstwarten und Förstern und erläuterte deren Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten.

 

 

In der Forstbranche ist schweizweit ein Nachwuchsmangel absehbar. Bei den Förstern ist die Situation besonders kritisch. 50 Prozent aller aktuell beschäftigten Förster werden innerhalb der nächsten 15 Jahre pensioniert. Im Thurgau liegt der Anteil sogar noch höher. Die durchschnittliche Anzahl frisch ausgebildeter Förster ist derzeit deutlich zu tief, um die Abgänge kompensieren zu können. Da eine Forstwartlehre Voraussetzung für die Försterausbildung ist, sollen mehr geeignete Schulabgänger für die Forstwartausbildung und die entsprechende Weiterbildung zum Förster begeistert werden.

Attraktive, vielseitige Berufe mit Perspektiven
Eine Forstwartlehre dauert drei Jahre. Anschliessend, so erklärte Ausbildungsleiter Mathias Rickenbach vom Forstamt Thurgau, gibt es verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten, darunter Vorarbeiter, Maschinist oder Seilkran­einsatzleiter. Mit zwei Jahren Berufserfahrung als Forstwart kann aber auch die Försterschule in Maienfeld oder in Lyss besucht werden, diese Lehrgang dauert zwei Jahre. Absolviert man eine Berufsmatura so besteht auch die Möglichkeit für ein Forstingenieurstudium. Forstwarte sind dank ihrer breiten Ausbildung und ihrer Bereitschaft zu körperlicher Arbeit auch in anderen Branchen gerne gesehen.
Der Forstwartberuf ist interessant, abwechslungsreich und verantwortungsvoll. Im Herbst und Winter werden vorwiegend Holzschläge ausgeführt, im Frühling und Sommer sorgen Forst­warte dafür, dass junge Bäume wachsen und gedeihen. Weitere Aufgaben sind der Unterhalt von Waldstrassen, kleine Baustellen zur Hangsicherung oder im Bachverbau, sowie Gartenunterhalt oder Baumpflege, wie Forstwart Domenic Hug, der soeben seine Lehre im Forstbetrieb Fischingen-Tobel mit
Diplom abgeschlossen hat, erläuterte. Der Försterberuf zeichnet sich gemäss Revierförster Christoph Ammann durch Selbständigkeit, Vielfalt, Flexibilität und einem aktiven Wirken im Wald aus. Zu den Aufgaben der Förster zählen die Beratung der Waldeigentümer, das Anzeichnen von zu fällenden Bäumen, das Planen von Holzschlägen und das Koordinieren des Einsatzes von Forstpersonal und Maschinen. Die Begeisterung, mit der die beiden Forstleute ihren Arbeitsalltag erläuterten und ausgewählte Arbeiten im Wald demonstrierten, machte deutlich, dass dies zwei interessante, vielfältige Berufe sind.

Information und Werbung werden wichtiger
Unbestritten ist, dass der Wald auch in Zukunft von gut ausgebildeten Fachleuten gepflegt werden muss, wenn er die vielfältigen Anforderungen an Nutzung, Schutz, Ökologie und Wohlfahrt weiterhin erfüllen soll. Der Aufwand zugunsten der Ausbildung lohnt sich folglich sowohl für die Forstbranche als auch für die Öffentlichkeit. Die meisten Forstbetriebe im Thurgau bieten daher Ausbildungsplätze für Forstwartlernen­de und Praktikumsplätze für Försterschüler an. Das kantonale Forstamt unterstützt Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten, finanziell. Einen
wichtigen Beitrag könnten gemäss Kantonsforstingenieur Daniel Böhi insbesondere die Berufsberater und die Oberstufenlehrer leisten, in dem sie Schüler, die Begeisterung für die Umwelt und den Wald zeigen, mit dem Forstwart- und Försterberuf bekannt machen. Eine Schnupperlehre würde den jungen Leuten schnell klar machen, ob eine solche Ausbildung für sie das richtige ist. Mit der nötigen Information könnten so viele zusätzliche Jugendliche für die Forstwartlehre motiviert werden, und als Folge davon würden sich auch wieder mehr junge Forstleute für den schönen Försterberuf entscheiden.

 

 

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