Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.09.2015

30 Jahre «FW»: So schön war’s!

Chnuri’ s Karriere als rasender Reporter begann, als am 1. Oktober 1985 die erste Ausgabe der «Frauenfelder Woche» erschien. Bernhard Bischof war der Verleger, Chnuri schaffte das Material herbei, so gut er konnte. Beide waren ganz neu in diesem Geschäft, hatten keinerlei Erfahrung im Zeitungswesen.

 

 

Zu Beginn erschienen übrigens zeitgleich zwei neue Gratisblätter, Armin Menzi’s und unseres. Wir hatten den längeren Atem.
Die ersten Jahre waren hart, sehr hart! Wir waren noch nicht etabliert, man begegnete uns mit mildem Misstrauen, oft mit Ablehnung. So hatte der Chnuri riesige Hemmungen, vorne vor ein Publikum hinzustehen und Fotos zu schiessen. Aber gegessen hat er schon damals gern. Da hiess es dann beim Chef: «Was hast du uns da für einen Kerl geschickt? Der ist aufgetaucht ohne sich anzumelden und ist wieder abgehauen. Aber in der kurzen Zeit hat er das halbe Buffet leergefressen!»

In den ersten Jahren reihten sich die Durststrecken aneinander. Egal: Die Frauenfelder Woche erschien immer pünktlich am Donnerstag, ohne Ausnahme. Die Fasnacht wurde abgesagt, die Frauenfelder Woche nie.

Im Jahr 1988/89 entbrannte der Abstimmungskampf um den Bahnhof 2000. Der Chnuri als junger Links-Grüner (damals noch) und Eisenwerk-Gänger wollte in den Chor der Neinsager miteinstimmen (ohne Spitze gegen Bachofner, den er schon immer gut leiden konnte). Aber Bischof legte ein klares Veto ein: «Njet! Wir sind FÜR den Bahnhof 2000. Basta.» Damit war die Sache gelaufen. Wir vertraten in der Folge dezidiert die Pro-Seite, der Bahnhof gewann haushoch an der Urne. Zum Glück! Der Unterirdische und der Bahnhofplatz sind heute die Wahrzeichen unserer Stadt.
Bischof hat dem Chnuri sonst nie ins Handwerk geredet, aber wenn, dann war die vorgegebene Richtung wie in Stein gemeisselt. Bis heute gibt es Eisenwerker, die uns die damalige Kehrtwendung nicht verziehen haben.
1998 gab es einen weiteren Einschnitt, als der Chnuri Knall auf Fall mit Alkohol aufhörte. Er war ganz langsam hin­eingerutscht und verlor am Schluss zusehends die Kontrolle. In einem solchen Fall gibts nur eins: Aufhören. Der Chnuri hat den Schritt nie bereut, die neue Freiheit brachte viele neue Impulse. Noch heute besucht er gern berufshalber Apéros und Weindegusta­tionen, wenn es etwas zu essen gibt. Und auch Mineralwasser hat einen prickelnden Abgang.

Nach einem nicht ganz harmlosen gesundheitlichen Zwischenspiel entschloss sich Bischof im Frühling 2010, die Nachfolge rechtzeitig zu regeln und die Zeitung zu verkaufen. Aber nicht nach Zürich und St. Gallen, wo es genügend Interessenten gab, sondern er verkaufte die «Frauenfelder Woche» an Samuel Zurbuchen von Genius Media AG, der in der Stadt verwurzelt ist. Der hat bis heute dafür gesorgt, dass die Zeitung das geblieben ist, was sie schon immer war: Leichtbekömmliche Kost, gewürzt mit Humor; wir nehmen uns selbst nicht allzu wichtig und tragen unseren Teil zum Zusammenhalt der lokalen Gemeinschaft bei. Und sind offen für alle Anliegen von links bis rechts (1 Ausnahme bestätigt die Regel...). Die Meinung unserer Leserinnen und Leser muss sich nicht mit derjenigen der Redaktion decken.

Und wie sieht die Zukunft aus? In 2 Jahren wird der Chnuri pensioniert, dabei ist er ja mit der FW «verheiratet». Geplant war eine Veloreise der Seidenstrasse entlang. Einziges Problem: Das Heimweh. Vielleicht fällt das Vorhaben ins Wasser. Oder er hängt noch etwas Zeit an. Zumal das Arbeitsklima in der Firma ausgezeichnet ist.

Es gäbe aus 30 Jahren FW viel zu erzählen. Schauen Sie, liebe Leserinnen und Leser, einmal eine Zeitung von vor 10, 15 oder 20 Jahren an. Verrückt, was da alles drinsteht. Der Chnuri als «Blattmacher» hat beim Lesen Aha-Erlebnisse zuhauf. Darauf ist er stolz.

PS: Bischof ist heute wieder gesund und munter und besucht sporadisch «sein» Frauenfeld.
Danke euch allen!