Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 29.10.2015

Bitte nicht schiessen!

Jagdsaison

Im Spass sagt der Chnuri zu einem Dreier-Grüppchen Jäger, das im Wald herumsteht: «Bitte nicht schiessen, ich bin ein Esel...». Alle lachen. Aber so ganz zum Lachen ist es nicht.

 

 

Jäger sind nicht selten ältere Männer, die nicht so gut hören und die Brille zuhause vergessen haben. Sie schiessen auf alle möglichen und unmöglichen Ziele, die Liste ist lang: Beliebt sind Mähdrescher, Kreisel-Mäher, AEBI-Heulader, Roby Dog-Kästen, Holzstapel, Esel (auch bewegte Ziele werden mitunter aufs Korn genommen), Kühe, Katzen und Hunde. Man bewegt sich als Wanderer mit Vorteil wie ein Elefant im Porzellanladen des Waldes, singt aus voller Kehle, führt laute Selbstgespräche, pfeift vor sich hin, ruft: «Haalungge!» Das hören die Jäger, sofern das Hörgerät eingeschaltet ist, nicht gern, aber immerhin bewegt man sich so auf der sichereren Seite.
Aufgepasst, wenn mitten im Wald ein Auto steht. Dann ist der Jäger nicht weit. Auch Jäger sind etwas bequem. Deshalb fahren sie, Fahrverbot her oder hin, grad mitten ins Jagdrevier hinein. Im Toggenburg und im Alpstein trifft man oft auf silberglänzende Audi Quattro’s an Orten, wo sich die Abgründe öffnen und nur noch der Saumweg weiterführt. Das ist praktisch: Die geschossene Bergziege kann so in wenigen Schritten verladen werden.

Aber wenn’s nach all den Unfällen mit irrtümlich erlegten Heuladern und so... also, wenn’s dann doch einmal klappt und der Jäger ein Wild geschossen hat, ja, dann haben wir ganz gern ein Hirsch-Entrecote im Teller!

«Ein guter Schuss,
ein zarter Kuss,
Oktoberglück –
ein Meisterstück!»