Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.12.2015

Die Begegnungszone in der Altstadt wird geschätzt

Vor sieben Monaten wurde in der Frauenfelder Altstadt eine Be­gegnungszone erstellt – als einjäh­riger Versuchsbetrieb. Eine breit angelegte Befragung von Passantinnen und Passanten sowie von ansässigen Detaillisten und Gastronomen zeigt nun: Die Begegnungszone bringt der Altstadt einen klaren Mehrwert. Zahlreiche der Befragten wünschen sich aber zusätzliche Aufwertungsmassnahmen.

 

 

Mit der versuchsweisen Einführung der Begegnungszone in der Altstadt mit Vortrittsrecht für die Fussgänger gingen mehrere Veränderungen einher. Unter anderem wurden die maximal erlaubte Fahrgeschwindigkeit auf 20 km/h und die Anzahl Parkplätze in diesem Teil der Zürcherstrasse von 20 auf 10 verringert. Für Samstag und Sonntag wurde zudem im selben Teil ein Autofahrverbot eingeführt. Stadtpräsident Anders Stokholm, Elisabeth Steiner von der Interessengemeinschaft Frauenfelder Innenstadt IG FIT sowie Heinz Egli, Leiter Stadtentwicklung und Stand­ortförderung, zogen am Dienstag eine Zwischenbilanz.
Die Dynamik und der Charakter der Altstadt haben sich seit der Einführung der Begegnungszone insbesondere an den Wochenenden verändert. Vielerlei Aktivitäten haben stattgefunden und zu einer Attraktivitätssteigerung beige­tragen: Strassenkonzerte, Feste oder ein Night-Shopping. Viele der anliegenden Geschäfte und Restaurants haben ihr Angebot stärker auf den Strassenraum ausgerichtet. Passantinnen und Passanten flanieren heute viel mehr als früher durch die Altstadt.

Altstadt gewinnt an Qualität
Als Grundlage für den Entscheid über eine mögliche dauerhafte Einrichtung der Begegnungszone hat der Stadtrat eine Studie in Auftrag gegeben. Die Firma Swiss Brand Experts hat 80 Interviews mit Passantinnen und Passanten sowie ansässigen Detaillisten und Gastronomen durchgeführt, 40 Interviews vor Einführung der Begegnungszone und 40 im vergangenen September. Zusätzlich wurden Umsatzzahlen und Kundenfrequenzen bei Geschäften und Restaurants in der Altstadt erhoben.
Die Ergebnisse der Studie sprechen eine deutliche Sprache: Die Begegnungs­zone und ihre Wirkungen auf die Altstadt werden sehr geschätzt. Niemand wünscht sich das alte Verkehrsregime zurück. Die Altstadt hat für alle Befragten an Qualität gewonnen, ästhetisch wie auch in ihrer Funktion als Begegnungsraum. Für viele ist sie nun ein Ort der Gemütlichkeit – vergleichbar mit einem Wohnzimmer, in dem man sich zuhause fühlt. Zugleich fordern viele der befragten Personen, weitere Schritte zur Aufwertung der Altstadt zu machen: Umgestaltungsmassnahmen, Optimierungen der Veranstaltungen oder Massnahmen zur weiteren Erhöhung der Aufenthaltsqualität.

Aufbruchstimmung bei Geschäften und Restaurants
Auch bei den Detailhandelsgeschäften und den Gastronomiebetrieben wird die Einführung der Begegnungszone positiv bewertet. Vereinzelt wird zwar eine Erhöhung der Parkplätze mit direktem Ladenzugang gewünscht. Die Begegnungszone als Ganzes wird aber nicht in Frage gestellt. Ein frischer Wind ist zu spüren, meint auch die IG FIT, die Vereinigung der Detaillisten und Gastro­nomen, die in den vergangenen Monaten wichtige Gestaltungsimpulse in der Altstadt gegeben hat. Die Umsatzzahlen der Detailhandelsgeschäfte haben sich bis jetzt allerdings nicht verändert. Dies kann angesichts der Euro-Problematik und des zunehmenden Internetkonsums aber durchaus als kleiner Erfolg verbucht werden. Dagegen hat die Gastronomie stark profitiert. Die befragten Betriebe verzeichnen eine spürbare Umsatzsteigerung.

Im kommenden Januar werden weitere Befragungen als Abschluss der Studie folgen. Darauf basierend wird der Stadtrat danach über die definitive Einführung der Begegnungszone entscheiden. (svf)


Erst der Anfang!

«Lust nach mehr» ist das Motto, wie sich an der Pressekonferenz am Dienstag herausgestellt hat. Die 80 Interviews zeigen, dass die Begegnungszone überaus guten Anklang bei Gastronomen, Detaillisten, bei den Altstadtbesuchern aus nah und fern findet.

Vor allem die Entschleunigung wird gelobt. Das Leben in der Altstadt sei intensiver geworden, es werde mehr flaniert, mehr genossen, mehr die Geselligkeit gepflegt. Dazu beigetragen hätten die Punkte, die Bänke, die räumliche Gestaltung insgesamt (wobei es einzelne skeptische Stimmen gibt), die vielen Events wie Kinderfest, Konzerte, Weihnachtsbeleuchtung usw., auch das geänderte Verkehrsregime habe seinen Anteil daran.

«Die Persönlichkeit der Altstadt schält sich nun heraus», sagt Heinz Egli. Die Altstadt sei nicht nur geographisch zum Herzstück der Stadt geworden, «heute ist sie ein elegantes Wohnzimmer». Diese Ausstrahlung werde innert Kürze auch Vorstadt und die gesamte Innenstadt erfassen, man arbeite konzentriert darauf hin – gemeinsam mit IGFit und den anderen Interessengemeinschaften.

Die Nagelprobe steht noch aus, der «Winter», der bis jetzt keiner war. Über die definitive Einführung der Begegnungszone wird im Frühling entschieden.