Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.02.2016

Der Letzte löscht das Licht

Generalversammlung des Industrie- und Handelsvereins der Region Frauenfeld (Montag, Stadtcasino)

Im Zentrum standen die hochkarätigen Referate von Oliver Vietze (Präsident) und Hermann Hess. Vietze zeichnete in seinem Jahresbericht ein düsteres Bild der internationalen, nationalen und lokalen Lage.

 

 

Ein Jahr nach dem SNB-Entscheid sei der grosse Schock zwar ausgeblieben, aber der Schweizer Franken sei nach wie vor überbewertet. Es gebe nachhaltige Probleme in vielen Bereichen. Die Arbeitslosenzahlen steigen. Der Strukturwandel sei zwar leise, aber die Spirale drehe sich immer schneller. Müller Martini ist weg, micro-pcb machte Konkurs, sia baut 270 Arbeitsplätze ab: Innert Kürze gingen in der Region mehr als 1000 Arbeitsplätze verloren. Die Befürchtung sei real, dass mit solchen Meldungen weiterhin zu rechnen ist. Zum Glück kämen auch neue Arbeitsplätze hinzu, z.B. Skyframe.
Hoch sei der Anteil ausländischer Mitarbeiter und Grenzgänger (2500!). Das Thema Zuwanderung und offene Grenzen sei essentiell.
Lichtblick: Die gut ausgebildeten Leute. Der Dialog Schule-Wirtschaft funktioniere. Total 321 kaufmännische und technische Lehrstellen bieten Stadt und Region.

Panoptikum des Schreckens
Die Herausforderungen auf internationaler Ebene seien gigantisch und lehrten einen das Fürchten: Das sich eintrübende weltwirtschaftliche Umfeld; die Flüchtlingskrise in Europa; EU wie weiter?; Der Krisenherd mittlerer Osten, Russland, Türkei; Korea; Die Wahlen in den USA?; Terrorismus.
In wenigen Stichworten fasste Vietze das Panoptikum der gegenwärtigen Schrecken zusammen.

AFIP
Im lokalen Kontext ging Vietze ausführlich auf den Agro Food Innovation Park (AFIP) ein. Der IHF-Vorstand unterstützt expressis verbis den Park, er sei eine Chance für die Region. «Lasst uns das Projekt positiv bewerten!» Vietze zitierte den Skirennläufer Marco «Büxi» Büchel: «Klar habe ich oben am Start Angst, dass der Lauf misslingt und ich stürze. Aber wenn ich es nicht probiere, hab ich auch nicht die Chance zu gewinnen.»

Mobilität
Andererseits löse der zweite Brennpunkt, das Mobilitätskonzept 2030, das Verkehrsproblem in keinster Weise. GVF und IHF begrüssten zwar das Engagement des Stadtrats, aber die Reihenfolge der Massnahmen sei falsch. Die Umgehungsstrasse müsse zuerst gebaut werden. Was im Konzept vorgestellt werde: 50 Millionen Kosten für innerstädtische Massnahmen und 10 Jahre Verkehrsbehinderung in der Stadt, sei Pinselrenovation, zu kostspielig für nichts und das Pferd am Schwanz aufgezäumt.

Hess
Nach einer kurzen Pause referierte Hermann Hess, Nationalrat, zum Thema: «Wer bin ich, wofür stehe ich – meine ersten Tage in Bern». Es war ein fantastisches Referat, locker und mit Tiefgang. Eine der Kernaussagen lautete ungefähr so: Es sei gut möglich, dass das Volk die Freizügigkeit kündige, die Masseneinwanderungsinitiative durchsetze und die Durchsetzungsinitiative annehme. Das wäre für die Schweiz zwar ganz schlimm. Aber – fügte er rhetorisch hinzu – muss man dem Volk nicht seinen Willen lassen? Vielleicht will es das Volk so: Vielleicht will es wirklich weniger Wohlstand, weniger Lohn, weniger Arbeitsplätze, weniger Wohnungen, mehr politische und persönliche Blockierungen, vielleicht will es wirklich das Essen aus der Kantine holen. Vielleicht hat es einfach genug vom derzeitigen Wohlstand. Er sagte das ohne Zynismus. Der Satz schlug in der Versammlung wie eine Bombe ein, vor allem, WIE er es sagte.

Stokholm
...griff den Faden auf (AFIP und Mobilität) und erklärte einige städtische Aufgaben anhand einer Matrix aus drei Leitideen: der Maslowschen Pyramide (Grundbedürfnisse – individuelle Wünsche), dem Eisenhower-Prinzip (ists dringlich oder nur wünschenswert?) und dem Pareto-Prinzip (muss es perfekt sein?).

Highlight
Die Versammlung begleiteten Cenzo Keller und die Sängerinnen Valentina Barbieri, Miriana Garbellini und Maria Moreira musikalisch.

Der Vorstand IHF setzt sich wie folgt zusammen: Oliver Vietze, Armin Jossi, Stefan Böni, Tobias Hohermuth, Willi Studer, Joachim Pfauntsch, Andrej R. Jakovac.

Highlight 2016: Tag der Frauenfelder Wirtschaft, Mittwoch, 7. September.

www.tag-der-frauenfelder-wirtschaft.ch

 

 

Der Letzte  löscht das Licht