Frontwechsel am Rathausplatz

Noch 1945 begrüsste am Rathausplatz die hochaufragende Giebelfront des Häuserzeilenanfangs der Zürcherstrasse den Betrachter. Zwar hatte der stolze vierstöckige Bau schon seinen Tribut an die neuere Zeit gezahlt: Im Erdgeschoss waren bereits grosse Schaufenster aus der einst nur mit einem grossen Mittelportal versehenen, regelmässigen Fassade ausgebrochen worden. Doch in den oberen Stockwerken mit ihren Fensterbekrönungen liess sich die ursprüngliche Symmetrie noch erfassen.

 

 

Wie ein emporgehobenes Schild wiederholte sich das klassische Dreieck des Mittelfensters in der Giebelspitze. Der Neubau der 1950er Jahre dreht dem Sämann seine Breitseite zu, steht quasi mit gespreizten Beinen vor der Häuserzeile und meldet seine Wichtigkeit laut an. Die damaligen Planer hatten wohl vor allem eine kompromisslose Klarheit und Logik der Fassadengestaltung im Auge. Kompromisslosigkeit bedeutet oft aber auch mangelnde Rücksicht auf das Umfeld, in diesem Fall auf bestehende Bauten: das Rathaus, das Schloss, die Rathausapotheke, den ganzen Rathausplatz. Ob die geplanten Dachaufbauten das «Gesicht» verschönern werden?


Text: Angelus Hux, Frauenfeld, Altes Bild: Robert Suter, Oberrieden. Sammlung Angelus Hux; Bild 2015 © fw.