Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.05.2016

Expo 2027: Wozu?

Abstimmung am 5. Juni zum Planungskredit von 3 Mio. Franken

Am 5. Juni 2016 stimmen wir über den Kredit des Kantons Thurgau von drei Millionen Franken für die nächste Phase der Expo-Planung ab. Wir unterhielten uns mit Bruno Lüscher, Präsident des «Komitees Chance Expo Thurgau» und Co-Präsident des überkantonalen «Komitees Chance Expo» . Im Ausschuss arbeiten mit u.a.: Walter Hugentobler, Elisabeth Rickenbach, Cäcilia Bosshard, David Zimmermann, David Bon, Brigitte Kaufmann, Verena Herzog, Hansjörg Walter und viele andere.

 

 

Bruno Lüscher, was ist eine Expo?
Eine Expo ist eine Landesausstellung, an der eine Region als Gastgeber auftritt für die ganze Schweiz. Wir hatten bisher sechs Landesausstellungen, u.a. in Zürich, Genf, Bern, Lau­sanne, und vor 14 Jahren im Dreiseen-Land Neuenburg, mit dem berühmten Monolithen. Jede Ausstellung hat(te) ein Motto: «Aufbruch und Industrialisierung», «Geistige Landesverteidigung», «Fortschritt», «Kreativität» usw..

Was ist Sinn und Zweck einer Expo?
Eine Expo stiftet Identität, verleiht dem inneren Zusammenhalt Kitt, verbindet die Generationen untereinander, strahlt über die Region hinaus. Die Schweiz setzt sich an einer Expo mit sich selbst auseinander, vernetzt sich neu. Und: Eine Expo schafft Arbeitsplätze. Sie gibt starke, nachhaltige Impulse für Wirtschaft, Gewerbe und Tourismus. An der Expo ‚02 wurden 10 Millionen Eintritte verkauft! Die Drei-Seen-Landschaft rund um Biel und Neuenburg profitiert noch heute von der Expo ,02, das sind jetzt immerhin 14 Jahre her!

Was wäre denn das Motto der Expo 2027?
Die Arbeitstitel lauten: «Expedition 27» und: «Drei Landschaften, zwei Welten, ein Abenteuer». Die Expo würde sich in den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Appenzell abspielen (vielleicht gesellt sich ein vierter Kanton hinzu) mit ausgeprägten Gegen­sätzen: Die liebliche, ruhige Seelandschaft, die Schroffheit der Berge, die städtischen Agglomerationen. Das bestehende Schienennetz würde genutzt, die Bereiche auf abenteuerliche Art miteinander zu verbinden und erlebbar zu machen.

Wenn die Expo erst 2027 stattfindet, worüber stimmen wir dann am 5. Juni ab?
Wir stimmen natürlich nicht über die Expo 2027 ab, sondern erst über den Planungskredit von 3 Mio. Franken. Mit diesem Kredit kann die Expo in allen Einzelheiten geplant werden. Genau wie bei einem Schulhausneubau, wo man ja auch zuerst über einen Projektierungskredit abstimmt und bei Annahme verschiedene Architekten oder einen Ausschuss damit beauftragt, ein Projekt zu erstellen (analog Schulhaus Schollenholz). Erst dann, später, im Jahr 2019, wird aufgrund des detailliert vorliegenden Projekts darüber abgestimmt, ob die Expo 2027 stattfinden wird oder nicht. Es wird im 2019 also eine Schluss-Volksabstimmung geben, wobei der Bundesrat bereits die Zusage für den Beitrag von maximal 1 Milliarde Franken gegeben hat, falls das Projekt realisiert würde. Auch St. Gallen stimmt am 5. Juni über seinen Planungskredit-Anteil von 5 Mio. Franken ab. Appenzell hat die Zusage für seine Fr. 800 000.– bereits gegeben.

Sind 3 Mio. Franken nicht ein bisschen viel?
...verteilt auf alle Haushalte im Thurgau? Für ein möglicherweise bahnbrechendes Ziel, das die Ostschweiz nachhaltig aufwerten könnte? Nein, diese 3 Millionen sind kein hinausgeworfenes Geld. Auch die Expo ‚02 war lange umstritten und entpuppte sich als Gross­erfolg. Eine Chance abzutun, ohne sie seriös zu prüfen, wäre unredlich. Wir haben im Thurgau so viele kreative Leute. Warum gibt man ihnen nicht wenigstens die Chance, Ideen zu kreie­ren? Vielleicht springt die Begeisterung plötzlich über.

Und wenn der Planungskredit am 5. Juni verworfen wird?
Dann ist das Projekt Expo 2027 gestorben. Alle drei Kantone müssen den Planungskredit annehmen.

Was sind die Argumente der Gegner?
«Das können wir uns nicht leisten.» Die Kostenfrage steht im Vordergrund. Es wird mit irreführenden Zahlen operiert. Aber mit keinem Wort wird gesagt, wie viele materielle und immaterielle Werte eine Expo einspielt. Nehmen wir die Expo ‚02. Weisst du, wer dort der grösste Zahler war? Es war der Kanton Bern, der mit 15 Mio. Franken den grössten Beitrag an die Realisierung ausrichtete. Also keine 100 oder 200 Mio., es waren gerade einmal 15 Mio.! Das einzige Risiko für den Thurgau sind die 3 Mio. Planungskredit. Dann nämlich, wenn im 2019 an der Volkabstimmung die Expo verworfen würde. Dann wären die 3 Mio. verloren.

Zusammenfassung:
Warum empfehlen Sie, Bruno Lüscher, am 5. Juni ein Ja zum Planungskredit?
Ein Ja empfehle ich, damit für eine spätere Abstimmung klare Fakten über Inhalt, technische Machbarkeit und insbesondere die Finanzierung vorliegen. Mit einem Ja können wir Ostschweizer ein positives Signal aussenden: Die Ostschweiz ist bereit, eine grosse Idee ins Visier zu nehmen. Ständerat Roland Eberle sagt: «Niemand würde einer Expo zustimmen, die nicht finanzierbar ist. Aber eine Chance abzutun, ohne sie seriös zu prüfen, ist Unsinn!» (eb)

Bruno Lüscher, danke fürs Gespräch und viel Erfolg!