Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.05.2016

Ein Bike-Talent setzt sich sehr hohe Ziele

Casey South. Wer oder was ist das? Ein 18-jähriger Mountainbiker aus Halingen, der davon träumt, nach seiner Velomechaniker-Lehre als Profi sein Geld zu verdienen.

 

 

Der am 16. Oktober 1997 geborene Casey South startet diese Saison als jüngster Jahrgang in der U23-Kategorie. Dadurch kann er auch an internatio­nalen Rennen teilnehmen. Der Auftakt beim Sunshine-Cup auf Zypern war im Februar verheissungsvoll. Beim viertägigen Etappenrennen konnte er als 38. in einem Feld mit starker Konkurrenz gleich seine ersten drei vom Weltverband UCI vergebenen Punkte ergattern. Mittlerweile hat das in Halingen bei Matzingen wohnhafte Talent fünf weitere Starts in weniger hochkarätigen Anlässen in Monte Ceneri, Bad Säckingen, Buchs, Niederhelfenschwil und in Schwendi (wo er sehr guter Fünfter wurde) hinter sich gebracht.
Ein Höhepunkt stand am Sonntag in Deutschland an. Am Donnerstag machte sich der junge Bursche auf nach Albstadt, wo sein zweiter Weltcup-Start bevorstand. Dieser traditionelle Anlass im Süden Baden-Württembergs gilt als körperlich anstrengend. «Wenn es mir optimal läuft, kann ich vielleicht in die Top 20 fahren. Das soll nicht überheblich tönen, aber ich setze mir immer hohe Ziele,» hält der 187 cm grosse und 71 Kilogramm schwere Velomechaniker (in Ausbildung bei der Pedalerie in Frauenfeld) fest.
Es kam aber ganz anders: «Vom Startplatz 114 losgefahren, stürzten vor mir Fahrer und es gab rasch einen Stau. Wir mussten sogar länger laufen. Viel Zeit ging so verloren und deshalb wurde ich nach einer gewissen Zeit mit 30 anderen Fahrern reglementsgemäss aus dem Rennen genommen. So schaute nur der 110. Rang heraus.» Am nächsten Wocheende möchte South im französischen La Presse auf einer technisch schwierigen Strecke («So etwas liegt mir») beweisen, dass mehr in ihm steckt.
Für diese Saison hat Casey South im Brunex-Felt-Team (ist von der UCI anerkannt) von Joe Broder (Aarau) Unterschlupf gefunden. Trotzdem trainiert der Mountainbiker mindestens 15 Stunden pro Woche meist allein. Ab und zu ist er mit Teamkollege Ramon Lauener (Sulgen) unterwegs. Muss er als Grundlage Kilometer fressen, setzt er sich aufs Rennvelo und absolviert in fünf Stunden gegen 150 Kilometer. Trainer ist Christian Cadossi. Da dieser im Tessin ansässig ist, passieren die Instruktionen meist per Telefon. Für die körperliche Souplesse sorgt daheim im Estrich ein gut eingerichteter Fitnessraum.
Was hat ein 18-Jähriger für Ziele? «Im Sommer 2017 bin ich mit meiner Lehre fertig, dann möchte ich Mountainbike-Profi werden.» Das Strahlen in seinen Augen unterstreicht seine nächste Aussage: «In meinem Zimmer sind die fünf Olympischen Ringe aufgehängt. An einem solch gewaltigen Anlass möchte ich einmal teilnehmen dürfen.»
Casey South ist kein gewöhnlicher Name. Der «Besitzer» klärt auf: «Ich bin in Australien geboren, kam aber als Einjähriger in die Schweiz. Darum bin ich australisch-schweizerischer Doppelbürger.» Sollte sein Wunsch doch einmal in Erfüllung gehen, steht er hoffentlich als Schweizer Olympiasieger auf dem Podest.

Ruedi Stettler