Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.09.2016

Geht dir der Rat aus, geh’ ins Rathaus!

Entgegnung zum Leserbrief in Ausgabe FW 37, Seite 6, «Anlauf zu weiterem Budget-Defizit»

Einige Aussagen in Fredi Martys Leserbrief, publiziert in der FW Ausgabe 37, sollen nicht unkommentiert bleiben. Die Frauenfelder Woche hat sich beim Departement Alter und Gesundheit erkundigt und erfahren, dass das Geschäft nun beim Gemeinderat liegt und an der Sitzung vom 26. Oktober entschieden wird. Aus der ausführlichen Botschaft und aus den bei Urban Kaiser, Leiter Amt für Alter und Gesundheit, eingeholten Auskünften ergibt sich folgendes:

 

 

Fredi Marty schreibt:
«Der Stadtrat beantragt dem Gemeinderat, einen Kredit von 240 000 Franken für den Betrieb einer Fachstelle Alters- und Generationenfragen zu gewähren. (...) Auf den ersten Blick eine gute Sache! Auf den zweiten Blick jedoch handelt es sich bei dieser Begehrlichkeit aus dem Departement von Stadträtin Elsbeth Aepli Stettler um reinen Wunsch­bedarf. Die Fortführung der Anlaufstelle ist nichts anderes als der Anlauf zu einem weiteren Budget-Defizit. (...) Der Betrieb (der Anlaufstelle, Anm.d.Red.) wäre ein weiterer unnötiger und zudem kostspieliger Versuch (analog dem Agro Food Innovation Park, Anm.d.Red.).» (...)

Antwort:
Die Alterspyramide gerät auch in Frauenfeld aus dem Gleichgewicht, die Überalterung nimmt zu. Der Kanton empfiehlt in aktuellen Konzepten (Geriatrie- und Demenzkonzept, Pflegeheimplanung), regionale Anlaufstellen zu schaffen. Frauenfeld war im Sommer 2014 hier Vorreiter. Die Gemeinden sind zudem gesetzlich verpflichtet, ambulante Angebote bereitzustellen und zu finanzieren, und genügend stationäre Pflegeplätze zur Verfügung zu stellen. Wenn die Überalterung in Frauenfeld in den kommenden 15 Jahren wie prognostiziert weiter ansteigt, müssten bei gleichen Rahmenbedingungen 300 neue Pflegeplätze gebaut werden! Zudem werden sich die Fragen rund ums Älterwerden akzen­tuieren. Besser jetzt die Weichen stellen und eine genügende Alters-Infrastruktur in die Wege leiten, sonst laufen wir Gefahr, unkontrolliert zum Spielball einer Entwicklung zu werden, die unaufhaltsam und unumkehrbar ist.

Fredi Marty schreibt:
(...)»Der Betrieb einer Fachstelle für Alters- und Generationenfragen wäre ein weiterer unnötiger und zudem kostspieliger Versuch. Gegenüber dem Rathaus befindet sich nämlich die personell gut dotierte AHV/IV-Gemeindestelle, und am Bankplatz 5 hilft die Beratungsstelle Frauenfeld der Pro Senectute Thurgau bei Alters- und Generationenfragen.»(...)

Antwort:
Pro Senectute macht «nur» Beratung. «Nur» in Anführungszeichen: Pro Senectute macht ihre Sache ausgezeichnet. Die AHV-Gemeindestelle (rund 60%-Stelle, refinanziert vom Kanton) ist zuständig für die Entgegennahme von Rentenanträgen (inkl. Ergänzungsleistung) und Weiterleitung ans kantonale Sozialversicherungszentrum. Die Beratung beschränkt sich auf die Rentenfragen.
Die Anlaufstelle für Alters- und Generationenfragen im Rathaus – Leiterin Verena Rieser-Santo – hingegen koordiniert, vernetzt, vermittelt. Der Ansatz ist ganzheitlich. Die Anlaufstelle arbeitet mit nicht weniger als 30 Institutionen zusammen, die ihre Dienste anbieten, und diese haben an einem Workshop ausdrücklich gewünscht, dass durch die Anlaufstelle eine Koordination und Vernetzung erfolgt:
Alterszentrum Park, Pflegezentrum Stadtgarten, Perlavita Friedau, Hospizdienst, Arztpraxen, Dachverband für Freiwilligenarbeit, Entlastungsdienste, Kirchgemeinden, Frauengemeinschaften, Patientenstelle, Perspektive Thurgau, Pro Senectute, Pro Infirmis, Alzheimervereinigung, Sozialdienste, Spitex, Krebsliga, Verein für Behindertenbusse, private Anbieter usw..

Bei Verena Rieser laufen alle diese Angebote zusammen. Passgenaue, individuelle, rasche Problemlösungen sind gewährleistet. (eb)