Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.10.2016

Der Underdog ist weiter auf Höhenflug

Zum Saison-Auftakt gab es im NLB-Eishockey für Winterthur ein 1:2 gegen den HC Thurgau, danach stürmte «Winti» mit dem Frauenfelder Goalie Remo Oehninger bis auf Platz zwei. Jetzt kam wieder der HCT und diesmal gab es einen verdienten 2:0-Erfolg und damit sogar die Leaderposition.

 

 

Als Aufsteiger ohne Ausländer musste Winterthur in seiner allerersten NLB-Meisterschaft 2015/16 unglaublich viel Lehrgeld bezahlen: In 45 Partien schauten lediglich 24 Punkte heraus. Jetzt ergatterte das Team nach neun Runden bereits deren sagenhafte 21. Winterthur hat zuletzt sechs Siege aneinander gereiht und nach der Niederlage zum Auftakt gegen Hockey Thurgau beim erneuten Ostschweizer Derby eine klare Antwort gegeben und die Revanche geschafft.
Einer der Erfolgs-Baumeister ist sicher Remo Oehninger. Der Frauenfelder weist momentan die deutlich beste Abwehr-Quote aller NLB-Keeper auf. Er hat in den bisherigen neun Partien 306 Schüsse (allein 29 Paraden bei diesem Shutout zum 2:0) abgewehrt, was bei total nur 17 Gegentreffern einer Quote von über 95 Prozent entspricht. Der am 27. September 28 Jahre alt gewordene «Öni» gibt aber die Lorbeeren gleich weiter: «Natürlich spüre ich das Vertrauen von Trainer Michel Zeiter. Allerdings ist ein Goalie nur so gut wie das gesamte Team. Ich werde super unterstützt. Jeder weiss genau, was er machen muss und erfüllt die Aufgabe hundertprozentig.»
Seit der Saison 2001/02 ist der in Erzenholz aufgewachsene Schlussmann nun beim EHCW. Warum jetzt der markante Unterschied zum Premierenjahr in der zweitobersten Klasse? «Erstens trainieren wir jeden Tag hart und zweitens sind alle an ihrer Aufgabe gewachsen. Zudem haben sich die vielen Jungen super integriert.» Muss man nun in der Eulachstadt das Saisonziel bereits revidieren? Oehninger wehrt sofort ab: «Jetzt schauen wir mal, wo wir bei der Weihnachtspause stehen. In Euphorie verfallen wir sicher nicht.» Anzumerken gilt es noch, dass sich Oehninger bereits zweimal einen Assistpunkt bei einem Treffer notieren lassen durfte. Kommt bei Torhütern selten vor.
Die sensationelle Tabellenlage der Winterthurer ist umso erstaunlicher, da sie im Gegensatz zum Rest der Gegner (ausser dem HC Thurgau) ohne Ausländer auskommen. Infolge diverser Verletzungen wurde anfangs September der treffsichere Slowake Radovan Pulis (erzielte nach 30 Minuten das 1:0 gegen den HCT) verpflichtet, dessen kurzfristiges Engagement lief allerdings am Samstag aus und wird mangels finanziellen Ressourcen nicht erneuert. War es für den Marketing Manager Oehninger ein besonderes Spiel gegen den HCT? «Nein, es war ein Match wieder jeder andere. Schliesslich trage ich schon lange die Farben des EHCW.» Sein Vertrag läuft allerdings nach dieser Meisterschaft aus. Äussern will er sich dazu noch nicht. Was darf man von Winterthur noch erwarten? «Wir sind und bleiben klar der Underdog. Aber genau das reizt uns und darum haben wir schon für einige Überraschungen gesorgt. Es darf gerne so weiter gehen.»
Beim Saisonstart setzte es mit 1:2 gegen Thurgau die bisher einzige Niederlage nach 60 Minuten ab. Was lief damals falsch? «Wir agierten gar nicht so schlecht, nur die Effizienz vor dem Gehäuse fehlte,» zieht der 181 Zentimeter grosse und 85 Kilogramm schwere Oehninger (Bild) kurz Bilanz. Und was führte nun zum 2:0: «All jene Tugenden, die ich schon vorher angesprochen habe.» Der sogenannte Underdog ziert nun sogar die Spitze der Rangliste. Man darf gespannt auf die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte schauen.

Ruedi Stettler