Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.10.2016

«… wie hart das Leben für die Menschen hier ist»

Andreas Schneider berichtet aus Nepal

Andreas Schneider, beliebter Arzt im Ärztezentrum Schlossberg Frauenfeld, ist für ein Jahr in Nepal tätig, für Médecins sans Frontières.

 

 

«Nun bin ich seit einem Monat in Lukla, Nepal, wo ich im örtlichen Spital arbeite. Die nächsten Spitäler sind zwei Tagesmärsche entfernt. Es gibt keinerlei andere Transportmöglichkeit ausser Tragen auf einer Bahre oder Reiten. Eine Ausnahme bilden kranke Touristen, welche genügend Geld für einen Helikoptertransport haben.
Sehr gewöhnungsbedürftig ist das Klima. Lukla liegt auf 2850 m. ü. M. und damit mitten in Nebelwäldern. Die Feuchtigkeit ist enorm hoch, es ist kühl, täglich bilden sich Nebelfelder und oftmals regnet es gegen Abend. Die Häuser kennen weder Heizungen noch Isolation. Mit der Zeit merkt man zunehmend, wie hart das Leben für die Menschen hier ist. Es sind die verschiedenen Faktoren, welche zusammenkommen: Die Landschaft mit den steilen Hängen, die Feuchtig­keit und Kälte.
Durch die schwierigen Wegverhältnisse sind Güter in dieser Region für nepalesische Verhältnisse teuer. Auf der anderen Seite ist es für die Bewohner im Khumbu nur möglich mit dem Tourismus Geld zu verdienen. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Die Bewohner der Regionen unterhalb von Lukla haben nicht einmal diese Möglichkeit. Sie stehen am Morgen am Flughafen, um als Träger für einen minimalen Lohn zu arbeiten. Ihre Arbeitsbedingungen sind katastrophal, sie tragen oft bis zu 80 kg über gewaltige Distanzen. Immer wieder kommen sie in die Sprechstunde mit entzündeten Wunden an den Füssen. Wir können sie nicht vernünftig pflegen, da sie nach ein bis zwei Tagen wieder arbeiten müssen. Die Saison ist kurz, zwei Monate, dann sind sie wieder arbeitslos.
Zum Glück verfüge ich über die Empfehlungen von Médecins Sans Frontières, welche in diesen Fällen neben der antibiotischen Salbe und entsprechenden Tabletten auch die regelmässige Reinigung mit Seife empfehlen. Eine einfache, kostengünstige Massnahme, welche einerseits therapeutisch, aber auch präventiv sehr wirksam ist. Ab sofort wird den Patienten mit Haut­infektionen Seife kostenlos abgegeben.
Die schwierigen Lebensumstände treffen die Kinder und die Schwangeren besonders hart. Die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Nachdem wir den Bau von Nothäusern und Schulen nach dem Erdbeben 2015 abgeschlossen haben, wollen wir uns hier für die Gesundheit dieser Menschen engagieren. Gerne werde ich wieder berichten und hoffe in diesem Zusammenhang auf eure Unterstützung.

Herzliche Grüsse aus dem PLNN
Hospital, Lukla, Nepal.

Andreas und Christine Schneider

 

 

«… wie hart das Leben für die Menschen hier ist»