Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 02.11.2016

«Arbeitslos das stille Los»

Stadtrat direkt

359 Personen waren Ende Oktober in Frauenfeld offiziell arbeitslos gemeldet. 82 davon, hälftig Männer und Frauen, sind 50 Jahre und älter. Je nach Qualifikation schwanken ihre Chancen auf einen Arbeitsplatz. Wenn nicht spezifische und erfahrungsbasierte Qualifikationen gefragt sind, brauchen Stellensuchen­de über 55 Jahren eine dicke Haut, um die vielen Absagen verkraften zu können, die oft beschönigend erklären, sie seien überqualifiziert.

 

 

Endet die Bezugsdauer der Arbeitslosenversicherung ohne neue Anstellung, folgt die Aussteuerung. Pro Jahr sind es in Frauenfeld schätzungsweise 100 Personen, die auf diese Weise weg sind vom Arbeitsmarkt und auch nicht mehr statistisch erfasst werden. Falls vorhanden lebt man von Ersparnissen und wenn möglich vom vorzeitigen Bezug der Pensionskassenrenten. Die langdauernde Arbeitslosigkeit ist ein stilles Los und die Enttäuschung über das wenig ergiebige Ende der Erwerbszeit bedrückt die Menschen, verletzt sie in ihrem Selbstwert und oft sind psychische Erkrankungen die Folge. Der Gang zur Sozialhilfe fällt schwer und erfolgt auch oft zu spät – dann, wenn sich unbezahlte Rechnungen häufen und das stille Leiden zu sozialer Isolation geführt hat. Vor allem die politische Problemati­sierung der Sozialhilfekosten führt ausserdem dazu, dass Menschen aus Scham, den Sozialstaat zu belasten, zu spät Hilfe in Anspruch nehmen. Dabei wurde die Sozialhilfe doch gerade für die soziale Sicherung geschaffen. Und diesem Netz muss Sorge getragen werden.

Christa Thorner, Vizepräsidentin