Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.01.2017

Wilerbahn: Barrieren schlossen nicht

Vermutlich hat ein Nagetier die Glasfaserkabel angebissen

Zuerst erschien die Meldung vergangenen Freitag auf Facebook: Die Barrieren und Signale der «Wilerbahn», also der Frauenfeld-Wil-Bahn (FWB), funktionierten wegen eines technischen Defekts nicht. Offenbar wurde durch ein Tier ein Kabel durchgebissen, was die Störung verursachte. Bis am Samstag musste die FWB deshalb Ersatzbusse einsetzen – passiert ist zum Glück weiter nichts.

 

 

Thomas Baumgartner, Direktor der Frauenfeld-Wil-Bahn, beruhigt auf Anfrage: Zunächst sei es sehr wichtig zu erwähnen, dass trotz Stö­rung und Ausfall der Bahnübergänge und Signale die Sicherheit immer gewährleistet sei. Wenn der Lokführer einen Bahnübergang befährt, welcher nicht korrekt funktioniert, wird ihm das über eine ausgeschaltete Lampe signalisiert (im korrekten Zustand blinkt das Signallicht gelb – bei Ausfall der Systeme erlischt das Licht). Danach muss er auf den Bahnübergang zufahren, auf Schritttempo abbremsen, einen Warnpfiff ausstossen. Erst danach darf er den Bahnübergang befahren. Dabei muss er auf ein Hindernis auf Sicht anhalten können. Zudem seien die Bahnübergänge mit sogenannten Permanentmagne­ten gesichert, welche den Zug automatisch stoppen, falls der Lokführer ein Signal überfahren würde. Diese funktio­nieren auch bei komplettem Ausfall aller Systeme.

Herr Baumgartner, gibt es bereits genauere Hinweise auf die Ursache der Betriebsstörung vom vergangenen Freitag?
Thomas Baumgartner: Es besteht weiterhin die Vermutung, dass ein Nagetier die Glasfaserkabel angebissen hat. Von fünf Faserbündeln sind zwei durchtrennt worden. Ein ganz konkreter Beweis fehlt. Die Vermutung liegt nahe, dass es ein Tier gewesen sein muss.

Hängt die Signalisation von Frauenfeld bis Wängi an einem Kabel? Mit einem Defekt kann dieser ganze Streckenteil ausgeschaltet werden?
Die Signalisation und Steuerung der Bahnübergänge und Lichtsignale hängt an verschiedenen Glasfasern. In einem Kabel sind fünf solche Glasfaserbündel. Bei diesem Vorfall wurden genau die beiden Faserbündel durchtrennt, welche die Steuerung der Bahnübergänge übernehmen und jene, welches die Signale ansteuern. Das Tier hat also genau die beiden falschen Bündel erwischt. Die Hauptsignale (vergleichbar mit Strassen­verkehrsampeln) haben auf Rot gestellt. Deshalb sind vermutlich Meldungen eingegangen, dass die Signale noch funktioniert hätten.

Wären bei einer Bahn nicht eventuell unabhängige, selbständige Signale im Interesse der Sicherheit angebracht?
Viele Bahnübergänge funktionieren autonom. Auch bei der FWB. Im vorliegenden Fall sind aber alle Bahnübergänge und Signale beeinträchtigt gewesen, welche mit dem Stellwerk Pflegeheim in Münchwilen kommunizieren. Der Defekt am Kabel hat dazu geführt, dass die Kommunikation zwischen dem Stellwerk Pflegeheim und den Signalen respektive Bahnübergängen zwischen Rosental und Frauenfeld nicht mehr funktioniert hat.

Zum Glück ist ja nichts passiert – welcher Schaden entsteht der FW-Bahn?
Der Bahnersatz verursacht Kosten von rund 3000 Franken. Ärgerlich sind die Verspätungen für die Kunden, welche aus dieser Störung resultieren. Dafür möchten wir uns bei den Fahrgästen entschuldigen.

Gibt es allenfalls Massnahmen, die die FW trifft, damit ein ähnlicher Fall nicht wieder so grosse Auswirkungen hat?
Wir prüfen mögliche Massnahmen. Der Aufbau eines redundanten Systems, wäre mit grossen Kosten verbunden. Man müsste abgesetzt vom Streckennetz der FWB Glasfaserkapazität mieten, welche geografisch Frauenfeld mit Wil verbindet (z.B. über Winterthur).

Hansjörg Ruh