Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.02.2017

Fünf Wochen Biberferien

Beim Storzenweiher im Westen Frauenfelds wurde der Damm saniert

Seit bald drei Jahren gibt es im Storzenweiher im Westen von Frauenfeld wieder Biber. Zunächst war es einer, dann kam ein zweiter dazu – und im letzten Jahr erhielt das Paar zwei Junge. Die vier Biber bereiten dem Verein Erholungsgebiet Storzenweiher und dem Fischereiverein, der die Fischpacht auf dem Weiher hat, nicht nur Freude.

 

 

„Vor rund 200 Jahren wurde der Biber in unseren Breitengraden ausgerottet. Damals wurde er wegen seines schönen Pelzes und seines bekömmlichen Fleisches bejagt.“ So schreibt es Regierungsrätin Cornelia Komposch im Vorwort des letzten Jahres erschienen Büchleins „Die Rückkehr des Bibers in den Thurgau“. Im November 1966 begann dann die Wiederansiedelung des Tiers im Thurgau, als im Stichbach bei Bottighofen die ersten zwei Biber im Thurgau ausgesetzt wurden. In den Jahren 1966 bis 1968 wurden in unserem Kanton insgesamt 18 Tiere aus Norwegen ausgesetzt, von denen einige verstarben, andere verschwanden – aber sechs Biber überlebten und bildeten in den Nussbaumerseen die eigentliche Gründerpopulation der heutigen Tiere. Von dort her breiteten sie sich immer weiter aus, den Flüssen entlang (thurauf- und -abwärts), Im Moment, so weiss es Michael Vogel, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung, gibt es in unserem Kanton rund 155 Biberreviere, die von ungefähr 550 bis 600 Bibern bewohnt werden.

Zuerst nur ein Tier
Als noch biberfreies Gewässer wurde der Storzenweiher vor ungefähr drei Jahren zu einem Biberrevier, als ein einzelnes Tier – ob Männchen oder Weibchen, weiss man nicht – diesen für sich entdeckte. Wenig später kam ein zweites Tier dazu. Und dann begannen schon bald die Probleme – aber daran ist nicht das Tier allein schuld.

Umgebung wird umgestaltet
«Wenn der Biber erst einmal da ist, dann fängt er an, seine Umgebung umzugestalten. Er erstellt einen Bau, gräbt und hat damit auch den Damm, der den Storzenweiher aufstaut, weiter durchlöchert.» Christian Herrmann vom Frauenfelder bhateam hat die Vorgänge genau analysiert. So war es eben nicht der Biber allein, der die Sanierung des Erddamms nötig machte. Vielmehr war dieser schon vorher nicht mehr ganz dicht, erfüllte seine Aufgabe aber noch. In Zusammenarbeit mit der Stadt Frauenfeld und den zuständigen kantonalen Behörden plante man deshalb die notwendigen Arbeiten: Der Damm musste saniert werden, gleichzeitig entschloss man sich auch, den verlandenden Weiher auszubaggern, was seit rund 30 Jahren nicht mehr gemacht worden war. Für die Arbeiten wurde eine vorübergehende Trockenlegung des Weihers notwendig.

Tiere wurden eingefangen
Was aber macht man mit vier Bibern, wenn ihr Heimgewässer zeitweise nicht mehr da ist? Durch das Auslaufenlassen des Weihers wurde der Eingang zum Biberbau, der unter Wasser liegen muss, freigelegt. Und mit den ganzen Arbeiten wären die Tiere nicht mehr sicher gewesen. Biber aber stehen unter bundesrechtlichem Schutz – also was tun?
Die Verantwortlichen entschieden sich deshalb für eine Variante, die für Mensch und Tier die bestmögliche Lösung war: In der Weihergegend wurden spezielle Kastenfallen aufgestellt, und damit gelang es in kurzer Zeit, so Michael Vogel, alle vier Tiere ohne Beeinträchtigung einzufangen. Die Tiere wurden darauf in die Ferien geschickt. In der Wildstation Landshut in Utzensdorf (Kanton Bern) wurden sie freundlich aufgenommen und professionell betreut.

Dammsanierung ohne Störung
Während der Biberferien letzten Herbst konnten die Verantwortlichen in Frauenfeld den Storzenweiher und seinen Damm in aller Ruhe sanieren. Um in den nächsten Jahren nicht gleich wieder mit Biberschäden am Damm zu kämpfen, wurde dieser vergittert. Alle Arbeitenden gaben sich aber auch grosse Mühe, denn Biberbau nicht zu tangieren. Im geplanten Zeitfenster konnte die Sanierung abgeschlossen werden – jetzt fehlten nur noch die „Weiherherren“.

Biber sind wieder zu Hause
In grossen Transportkisten wurden die vier Biber von Utzensdorf wieder nach Frauenfeld gebracht. Am Weiherufer wurden die Kisten geöffnet, die Tiere schnupperten kurz und schwammen glücklich wieder in ihr Revier und nahmen es wieder in Besitz. Wer heute am Storzenweiher spaziert, sieht es schon wieder deutlich, wer hier der Chef ist: Frisch benagte und teils gefällte Bäume im Naturschutzgebiet, der Bacheinlauf wurde umgeleitet – Familie Biber ist wieder zu Hause! Hansjörg Ruh

 

 

Fünf Wochen Biberferien

 

 

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