Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 29.11.2017

Weiterhin Fragezeichen beim «Obstgarten»

Seit dem Teileinsturz des Restaurants Obstgarten am 9. Oktober, bei dem ein mit Umgebungsarbeiten beschäftigter Arbeiter ums Leben kam, kommt das Objekt nicht aus den Schlagzeilen. Ganz im Gegenteil. Viel zu reden gibt das abgesperrte Trottoir vor dem baufälligen Haus und dass die Kunden des Volg-Ladens die Ausfahrt Richtung Stadt nicht benützen können.

 

 

Deshalb musste auch die Stadt Frauenfeld Kritik einstecken. Darum stellt Stadtrat Urs Müller in einem Interview (Seite 3) klar, dass dies zu Unrecht passiert. Nicht gerade neue Freunde geschaffen hat sich die Firma Atlantis AG, welche die Überbauung realisiert hatte. Am 28. Januar 2015 verkündete das Walliseller Unternehmen im Hinblick auf die 2. Etappe der Überbauung gleich zu Beginn ihrer Medienmitteilung: «Im Obstgarten Frauenfeld geht es weiter. Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Etappe baut die Atlantis AG die zweite Etappe mit 25 Eigentumswohnungen, 27 Mietwohnungen und einem Quartierladen. Das Restaurant Obstgarten wird saniert und soll auferstehen.» Auf unsere Nachfrage beim Verantwortlichen der Atlantis AG, Dieter Stutz, traf folgende Antwort ein: «Unser Mitgefühl gilt immer noch den Hinterbliebenen des Verstorbenen. Zum Unfall selber kann ich sonst nichts sagen, ein Zusammenhang mit dem Verkauf besteht jedenfalls keiner. Der Vorfall ist jedoch umso bedauerlicher, weil schon vorher die Sinnfrage im Raume stand, ob und weshalb das Gebäude erhalten werden soll. Aus unserer architektonischen/bautechnischen Sicht war das immer zu verneinen, doch bekanntlich ist auf der politischen Ebene anders entschieden worden.
Wir haben von Anfang an allen Stellen gegenüber klar kommuniziert, dass die Bauherrschaft keine Absicht hat, ein Restaurant selber zu betreiben. Es hat sich im Laufe der Planung (und nachdem die Ausräumung des Hauses mit der Freilegung der inneren Tragstruktur erfolgt ist) dann ausserdem gezeigt, dass eine Sanierung ohne den definitiven Betreiber keinen Sinn machen würde. Derjenige, der fähig und willens war, auf dem Grundstück an diesem Standort wieder wie von der Stadt gefordert ein Restaurant zum Leben zu erwecken, war dann (neben einigen anderen) als Käufer an der Liegenschaft interessiert. Die Interessen von Eigentümer und Nutzer unter einen Hut zu bringen, war sicher richtig. Dieser deshalb erfolgte Verkauf des Hauses mit dem Grundstück fand in sehr enger Absprache und im Einverständnis mit der Bauabteilung Frauenfeld statt. Es gab dabei keinerlei Änderung der bestehenden Pläne.»
Das seit acht Jahren leer stehende Objekt ist mittlerweile halb zerfallen und wie es weiter geht mit dem «Schandfleck des Quartiers» ist völlig offen. Sehr zum Unwillen auch der zahlreichen Personen, die sich mit Leserbriefen in der Frauenfelder Woche etwas Luft verschaffen konnten. Und natürlich auch des Stadtrates Frauenfeld, der in Treu und Glauben darauf hoffte, dass die Atlantis AG die Sanierung an die Hand nehmen werde. Ruedi Stettler