Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.03.2018

Eine Rarität in Frauenfeld

Wochenlang wurde recherchiert und skizziert, gedrechselt, geschmiedet und gehobelt. Endlich ist es soweit: Der schweizweit einzige Nachbau der ersten industriellen Spinnmaschine ist in Frauenfeld angekommen.

 

 

Wie macht man dem heutigen Publikum die Ängste von Arbeiterinnen und Arbeitern des 18. Jahrhunderts begreiflich? Wie kann es die Bedrohung verstehen, die in den Augen der damaligen Arbeiterschaft von neuen Maschinen ausging?

Ein Original soll es sein
Bei der Erarbeitung der neuen Sonderausstellung «Schreck & Schraube. Weltindustrie im Thurgau» war dem Team des Historischen Museums Thurgau schnell klar, dass eine Maschine aus der Zeit der Industrialisierung her musste. Und zwar nicht irgendeine, nein, eine Spinning Jenny sollte es sein – die erste industrielle Spinnmaschine und Ikone der Veränderungen dieser Zeit. Aber woher nehmen? Die Recherchen hatten schnell ergeben, dass weder in der Schweiz noch im nahen Ausland eine solche Spinnmaschine erhalten ist. Schon gar keine, die auch funktionstüchtig ist. So blieb dem Historischen Museum Thurgau kein anderer Weg als einen Nachbau dieser hölzernen Höllenmaschine in Auftrag zu geben.

Ein ehrgeiziges Vorhaben
Eifrig machte sich ein Tüftler ans Werk und stellte bald fest: unabdingbar sind umfangreiche Recherchen und eine detaillierte Planung, sonst würde aus dem Bau dieser altertümlichen Maschine nichts. Im Jenny-Labor studierte er
Patentskizzen von 1770, erstellte eine Materialliste, machte sich auf die Suche nach dem geeigneten Holz und feilte an verschiedenen handwerklichen Techniken. Ganze vier Monate vergingen bis die vielen einzelnen Bauteile der Spinning Jenny in Frauenfeld zusammengebaut werden konnten, bis das erste Garn eingefädelt wurde und die Spinning Jenny ihre virtuosen Drehungen vollführte.
Gelohnt hat sich der Aufwand allemal: Ab dem 23. März 2018 steht die Spinning Jenny im Alten Zeughaus Frauenfeld im Einsatz. Ist sie in Betrieb, wird jeder Besucherin und jedem Besucher schlagartig klar, wie fundamental der technische Fortschritt das Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter damals verändert hat – mit Auswirkungen bis heute. Wer sich für den Bau der Spinning Jenny interessiert, findet auf der Website des Museums unter «Jennys Welt» ein Logbuch, das die verschiedenen Bauschritte mit Text, Bildern und Video anschaulich beschreibt.

Ausstellung Schreck & Schraube. Weltindustrie im Thurgau, ab 23. März 2018 im Alten Zeughaus Frauenfeld, Dienstag bis Sonntag 13 bis 17 Uhr, Eintritt frei.