Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.04.2018

Ärger über weiten Weg

Kunststoffabfall kann in Frauenfeld nur im RAZ im Juch entsorgt werden

Der Weg zur Kunststoffabfall-Sammelstelle im Regionalen Annahmezentrum RAZ im Nordosten von Frauenfeld ist für Fussgänger und Velofahrende weit. Einen Kuh-Bag mit Kunststoff-Abfall dorthin zu transportieren, ist für diese Benutzergruppe eine Herausforderung – treffender formuliert, eine Zumutung.

 

 

Die vor rund zwei Jahren im Thurgau eingeführte Sammlung für gemischte Kunststoffe aus Haushalten ist gemäss einem Beitrag im Magazin «augenblick» der KVA Thurgau ein Erfolg. Gerade angesichts eines allgemein verstärkten Bewusstseins mit dem Umgang mit den Ressourcen macht die Sammlung von Wertstoffen und deren Wiederverwertung Sinn. Die Umsetzung in Frauenfeld aus logistischer Sicht freilich kommt nicht bei allen gut an. Denn hier können die so genannten Kuh-Bags mit den Kunststoffabfällen einzig im Regionalen Annahmezentrum RAZ im Juch abgegeben werden – was insbesondere für Fussgänger und Velofahrende eine Benachteiligung ist, wie die Frauenfelderin C.M. (Name der Redaktion bekannt) schreibt.

Unmut
In einem Leserbrief lässt sie ihrem Ärger freien Lauf: «Vor einigen Tagen wollte ich in der Passage den Inhalt meines Kuh-Bags in die Sammelbehälter entsorgen. Leider stellte ich fest, dass dort nur Plastikflaschen eingeworfen werden können. All die Milch- oder Rahm-Tetrapacks, die ich über längere Zeit im Kuh-Bag gesammelt hatte, musste ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause schleppen, nachdem sie auch im Coop nicht zum Recyclieren abgegeben werden können.» Wenn sie die Kunststoffabfälle dennoch getrennt der Wiederverwertung zuführen will, bleibe ihr als Velofahrerin nur ein Weg: Mit grossem Zeitaufwand und «dem Kuh-Bag auf dem Gepäckträger quer durch die ganze Stadt pedalen. Das kann von unseren Stadtoberen doch nicht im Ernst erwartet werden», schreibt sie weiter.

«Lösungsansätze»
Als «Lösungsansätze» könnte man die Tetrapacks und die Kunststoffbehälter wieder im normalen Kehricht entsorgen – was aber nicht nach ihrem Geschmack wäre. Oder aber die «schlauen Köpfe bei der Stadt und dem Werkhof lassen sich etwas einfallen, damit auch die ‹kleinen Verkehrsteilnehmenden› zu Fuss oder mit dem Drahtesel in angemessener Zeit ihre Ware korrekt entsorgen können. Kleinere Mengen zum Beispiel bei der Unterflur-Sammelstelle beim Marktplatz. Vielleicht könnte die Stadt mit den Grossverteilern auch ein Abkommen treffen, nicht nur Plastikflaschen zu entsorgen, sondern auch Tetra-Verpackungen und ähnliches. «Eine Lösung sollte dringend gefunden werden. Wir Velofahrer und Fussgänger dürfen nicht immer benachteiligt sein, wenn es um nachhaltige Entsorgung geht», schreibt C.M. weiter.

Problem erkannt
Für den Kunststoffabfall im RAZ in Frauenfeld ist die InnoRecycling AG in Eschlikon zuständig. Deren Geschäftsführer Markus Tonner war bis anhin das Problem mit der abseits gelegenen Kunststoffabfall-Sammelstelle in der Kantonshauptstadt nicht bewusst. «Wir haben natürlich alles Interesse daran, den Rücklauf von Kunststoffabfall zu unterstützen. Es ist schön, wenn viel gesammelt wird. Wir werden die angesprochene Situation auf jeden Fall anschauen.»

Nachfrage an Karton-Entsorgung
Nicht ins Thema Kunststoffabfall involviert ist der Werkhof der Stadt. Dieser betreibt ausschliesslich Quartiersammelstellen, seit die bediente Entsorgungsstelle an der Gaswerkstrasse per 3. Januar 2017 in das RAZ verlegt worden ist. Neben dem straffen Entsorgungsangebot – Glas, Alu/Weissblech, Textilien – können die Kurzdorfer an ihrer Sammelstelle übrigens auch Karton entsorgen.
Was mit der Verlegung der bedienten Sammelstelle als vorübergehender Service gedacht war, hat sich zu einem Dauerbrenner mit steigender Nachfrage entwickelt, wie Werkhof-Leiter Markus Graf dazu sagt: «Wenn das so weitergeht, werden wir bald eine Kartonpresse einsetzen». Gleichzeitig windet er den Nutzern der Quartiersammelstelle beim Werkhof im Kurzdorf ein Kränzchen: «Hier verläuft alles sehr diszipliniert.»

Andreas Anderegg