Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.04.2018

Ein Jubiläum im Zeichen tiefer Verbundenheit

Die Städtepartnerschaft zwischen Frauenfeld und Kufstein besteht seit 1988

Das 30-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft in diesem Jahr wird am 30. Juni in Kufstein und am 11. August beim Winzerfest in Frauenfeld gefeiert. Hervorgegangen ist diese Städtepartnerschaft mit der «Perle Tirols», wie Kufstein im bekannten Lied besungen wird, aus einer berührenden Geschichte.

 

 

Der Anfang dieser Geschichte liegt über 70 Jahre zurück, unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Damals im Jahr 1946 richtete die Tiroler Bauernschaft einen Aufruf an den Schweizerischen Städteverband, damit Patenschaften für Tiroler Städte übernommen werden. Denn das Kriegsgeschehen hatte im Tirol ein ungeheures Ausmass an Zerstörung, Leid und Not gebracht – wie es im Jahr 1988 der damalige Stadtarchivar Stephan Müller in einer Broschüre beschrieben hatte.

Patenschaft übernommen
Am 23. Mai 1946 war es, als sich der Frauenfelder Stadtrat entschied, die Patenschaft für die Stadt Kufstein zu übernehmen. Damit verbunden wurden Anfang Juni die Frauenfelderinnen und Frauenfelder aufgerufen, Gaben für die Tiroler bereitzustellen. An einem regnersichen Samstag im Juni 1946 zogen die Kantonsschüler von Haus zu Haus und sammelten Hilfsgüter. Die Sammlung ergab einen über Erwarten guten Ertrag. Während insgesamt vier Wochen wurden die Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel in 248 Kisten verpackt.
Allerdings war für zahlreiche Hilfsgüter eine Verpackung nicht möglich – so unter anderem für Waschherde, Nähmaschinen, Kochherde und Öfen. Anfang August wurden die Güter am Bahnhof SBB in Frauenfeld in vier österreichische Waggons verladen und auf die Reise ins Tirol geschickt. Am 18. August bestätigte der Bügermeister die Ankunft des Sammelgutes in Kufstein telegrafisch. Bis 1951 folgten weitere Hilfs-güter-Transporte nach Kufstein.
Parallel dazu durften Kufsteiner Kinder im Jahr 1947 im Rahmen einer Aktion des Roten Kreuzes für drei Monate Ferien in Frauenfeld verbringen. Am 17. April 1947 war es, als eine kleine Schar von 50 bleichen, dürftig gekleideten Kufsteiner Kindern eintrafen. Alle waren im Alter zwischen sieben und zehn Jahren. Viele waren in Frauenfeld bei Pflegefamilien untergebracht, die etwa gleichaltrige Kinder hatten.
Nachdem sich in den folgenden Jahren die Verhältnisse im Tirol gebessert hatten, schliefen die Beziehungen zwischen den beiden Städten anfangs der 50er-Jahre ein. Während Jahrzehnten gab es anschliessend ausschliesslich Kontakte auf Vereinsebene, ehe sich beide Stadtbehörden Mitte der 80er-Jahre entschlossen, die Beziehungen zu intensivieren. Schliesslich wurde im Jahr 1988 die Städtepartnerschaft eingegangen.

Emotionale Momente
Im Rahmen des Jubiläums «750 Jahre Frauenfeld» im Jahr 1996 organisierte Frauenfeld ein Treffen von damaligen Kufsteiner Kindern und ihren Gastfamilien aus dem Jahr 1946. Etliche der Beteiligten sahen sich damals erstmals nach Jahrzehnten wieder, weshalb sich herzergreifende Szenen abspielten – das Wiedersehen nach Jahrzehnten weckte bei vielen tiefe Gefühle.
Zwei Jahre später, 1998, wurde das zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft gefeiert und 2001 unterzeichneten die Stadträte von Kufstein und Frauenfeld eine Resolution, die eine Ausweitung der Verbundenheit auf wirtschaftliche Belange vorsieht.
Als Zeichen für den frischen Wind in der Partnerschaft wurde zudem das damalige Sitzungszimmer des Frauenfelder Stadtrates auf den Namen Kufstein getauft. Daneben gibt es auch äussere Zeichen der Partnerschaft der beiden Städte in Form von sogenannten Partnerschaftssteinen. Auf diesen ist ersichtlich, in welcher Richtung und Entfernung die beiden Städte voneinander liegen. Der Stein in Frauenfeld liegt auf der Schlosswiese neben dem Rathaus, der Stein in Kufstein neben der Stadtpfarrkirche.

Förderverein mit zentraler Rolle
Zwar pflegen die Behörden beider Städte seit Jahren den Kontakt zur Partnerstadt, in erster Linie sind es aber die Vereine beider Städte, die sich austauschen. Eine besondere Rolle nimmt dabei der Förderverein Städtepartnerschaft Frauenfeld-Kufstein ein, der im Jahr 2015 gegründet wurde und der von Kurt Sieber präsidiert wird. Aktuell zählt der Verein 128 Einzelmitglieder (wovon 6 aus Kufstein) sowie 13 Kollektiv-Mitglieder.
Dieser Förderverein ist es denn auch, der sich bei diesem 30-Jahr-Jubiläum besonders engagiert und er organisiert am Samstag, 5. Mai 2018, auch eine Inspektion der Ehrengeschützzüge von Frauenfeld und Kufstein. Diese Inspektion findet beim Soldatendenkmal in der Vorstadt statt und beginnt um 14.30 Uhr.

Andreas Anderegg

 

 

Ein Jubiläum im Zeichen tiefer Verbundenheit