Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 09.05.2018

Neue Präsidentin, ohne gewählt zu werden

Dass der Bobclub Frauenfeld etwas ganz besonderes ist, zeigte sich auch an der 17. Jahresversammlung im «Bierlager» des Brauhaus Sternen.

 

 

Der 2002 gegründete Bobclub Frauenfeld zählt 213 Mitglieder und ein Viertel nahm an der Jahresversammlung teil. Präsidentin Lisa Lüthi führte wie immer äusserst speditiv durch die 10 Punkte umfassende Traktandenliste. Dass sie verkünden musste, dass die Rechnung mit einem leichten Minus abschliesst, nahm ihr niemand übel. Denn es war ihre letzte GV als Präsidentin eines Vorstandes, der sich schon immer aus lauter Frauen zusammensetzt. Sicher ein Novum, nicht nur in der Schweizer Bob-Szene. Dieses Spezielle bewahrt sich der BCF, indem die dreifache Olympia-Teilnehmerin Sabina Hafner nun Lüthis Amt übernimmt. Ohne gewählt zu werden. Die abtretende Präsidentin teilte den Anwesenden cool mit: «Bei uns steht in den Statuten, dass sich der Vorstand selber konstituiert. Darum ist dieses Vorgehen absolut legitim.»
Lisa Lüthi hat bei ihrer Wahl 2002 versprochen, sie trete erst zurück, wenn sie eine Nachfolgerin gefunden habe. Das ist jetzt der Fall, weil Sabina Hafner nach dem letzten Winter ihre Aktivkarriere beendet hat. Robert Fürer verdankte Lüthis Arbeit und meinte unter anderem: «Lisa hat den Club stets mit grosser Übersicht und viel Charme geleitet. Sie hat immer die kürzesten Generalversammlungen abgehalten. Und natürlich gibt es jetzt einen Blumenstrauss.» Grosser Applaus und eine langanhaltende Standing Ovation folgten. Was Lüthi sichtlich rührte und Hafner zum Zwischenruf veranlasste: «Jetzt habe ich die versierte Lisa erstmals sprachlos gesehen.»
Als Technischer Leiter durfte Stefan Ritzler die zahlreichen Erfolge des BCF nochmals erwähnen. Es ist eindrücklich, wie viele Medaillen sich die Athleten im Bob und im Skeleton an den Schweizer Meisterschaften umhängen lassen konnten. Die Sparte Skeleton wird auch im nächsten Winter wohl für Furore sorgen und hoffentlich ebenso die zwei neu zusammen gestellten Damen-Bob-Teams. Ritzler gab aber ein Vorwarnung durch: «Es wird ein teures Jahr, denn wir benötigen neue Bobs und neue Kufen.» Für die Besten gab es anschliessend durch den Präsidenten des Kufen-Clubs, Werner Schiess, die Kuverts mit den Erfolgsprämien.
Zum letzten Teil der Versammlung übernahm Stefan Netzle (von 1991 bis 2010 Richter am Internationalen Sportgerichtshof) das Zepter mit seinem Referat: «Wenn Juristen über Olympia-Medaillen entscheiden.» Der ehemalige Spitzenruderer musste mit einem negativen Aspekt beginnen: «Sehr häufig und immer mehr entscheiden Juristen über die Medaillenvergabe.» Doping gibt es seit die Olympische Bewegung existiert. Bisher mussten 140 Athleten bestraft werden. 45 Gold-, 47 Silber- und 48 Bronzemedaillen wurden den Betrügern aberkannt.
Beim Apéro Riche und kühlem Bier (oder Mineralwasser) standen unter den angeregt diskutierenden Anwesenden wieder erfreulichere Themen auf dem Programm. 

Ruedi Stettler