Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.06.2018

Stefan Küngs Bubentraum hat sich erfüllt

Stefan Küng aus Wilen bei Wil galt zum Auftakt der 82. Tour de Suisse in Frauenfeld als der grosse Favorit auf das Leadertrikot. Der 24-Jährige erfüllte die Erwartungen seiner Fans gleich an beiden Tagen in der Thurgauer Kantonshauptstadt.

 

 

Alle seine Gegner wussten es, verhindern konnte es keiner der zahlreichen Weltklassefahrer: Stefan Küng im goldigen Leadertrikot und sein persönlicher Schuhsponsor stellte flugs auch ein Exemplar in Goldgelb zur Verfügung. Küng relativierte kurz vor dem Auftakt zur TdS: «Diese Favoritenrolle muss man verkraften können. Und man darf nicht vergessen, dass die Tour so stark besetzt ist wie selten.»
Sein BMC-Team zeigte allerdings im Mannschaftsfahren von der ersten Sekunde an, dass es gewillt war, den Jungstar zu unterstützen. Auch in der Schlussphase blieb es cool und die Ablösungen funktionierten bestens, so dass Küng als Erster über die Ziellinie fuhr: «Super cool fühle ich mich. Überrascht bin ich vom deutlichen Erfolg, aber wir haben für die 18 Kilometer mit einem Schnitt von 54 Km/h eine hohe Kadenz erreicht.» Auf das Podest durfte der Thurgauer dreimal: Als Sieger mit der Equipe, als Leader und zudem als bester Nachwuchsfahrer. Logisch, dass Küng strahlte wie ein Maikäfer: «Es ist natürlich sensationell, dass ich daheim gewinnen konnte.»
Das freute besonders auch Tourdirektor Olivier Senn, der bei der letzten Medienorientierung hoffte: «Ein Schweizer zum Auftakt in Gelb, das wäre schön. Ein Thurgauer in Gelb, das wäre glanzvoll.» Eines seiner engsten OK-Mitglieder meinte auf die entsprechende Frage nach dieser Aussage: «Als Steff das Leadertrikot übergestreift wurde, da hatte Oli Tränen in den Augen.»
Bereits im Vorjahr hatte Stefan Küng für einen Tag das Goldtrikot spazieren geführt, musste es aber gleich wieder abgeben. In Frauenfeld war das ganz anders. Obwohl er nur zehn Minuten vor dem Start zum Rundstreckenrennen sagte: «Ich habe nicht so gut geschlafen. Trotzdem muss ich mich voll konzentrieren können, weil am Strassenrand sicher viele bekannte Gesichter zu sehen und Stimmen zu hören sind.»
In der 2. Etappe im sehr animiert gefahrenen Rennen verlief die finale Phase hektisch. Auch weil mit Michael Albasini (er hatte in den letzten Wochen oft mit Küng trainiert) ein weiterer Lokalmatador kräftig in die Pedalen trat und zu einer vierköpfigen Spitzengruppe gehörte, die aber gestellt wurde. Im Endkampf war das goldige Trikot öfters weit vorne, zum Schluss aber siegte der Profi, denn man eigentlich erwartet hatte, der dreifache Weltmeister Peter Sagan. Er erhielt dafür wie üblich von seinem Pfleger sofort die so heiss geliebten Gummibärchen. Bei der Siegerehrung waren die lautstarken und enorm zahlreichen slowakischen Landsleute nicht zu überhören. Und prompt warf ihnen der Superstar den Blumenstrauss zu. Für Sagan war es in der TdS bereits der 16. Etappensieg, das ist Rekord.
Was meinte der mit seiner Attacke nicht durchgekommene Albasini? Kurz vor dem Start hatte er von einem Fan noch einen grossen Kristall als Glücksbringer überreicht bekommen. Gereicht hat es trotzdem nicht ganz: «Ich werde es wieder versuchen,» meinte «Alba». Küng strahlte: «Zwei Tage im TdS-Goldtrikot ist Rekord für mich.» Er trägt es auch heute beim Start der 5. Etappe noch.
Einer hatte beim Frauenfelder Startgelände zu tun: Gregor Gut. Der ehemalige Rennfahrer freute sich als OK-Mitglied der 3. Etappe ab Oberstammheim natürlich sehr auf das Kommende. Dieses dritte Teilstück nach Gansingen holte sich im Spurt Sonny Cobrelly. Im Gesamtklassement blieb Küng vorne Der gestrige Tag führte die Profis von Gansingen hinauf nach Gstaad über 189 Kilometer und der Etappensieger hiess Christopher Juul Jensen aus dem Team von Albasini.

Ruedi Stettler