Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.08.2022

Titel bleibt im Thurgau

EM-Doppelsieg für Stefan Bissegger und Stefan Küng in München

Die Goldmedaille an den Europameisterschaften im Rad-Zeitfahren hat von Frauenfeld nach Felben gewechselt. Der zuletzt zweifache Titelträger Stefan Küng musste die Krone in München hauchdünn an Stefan Bissegger abtreten.

 

 

Das gab es überhaupt noch nie, zwei Schweizer an einem EM-Zeitfahren auf dem Podest. Für den seit einiger Zeit von Frauenfeld nach Felben umgezogenen Stefan Bissegger war dieser Europameister-Titel eine grosse Genugtuung für die letzten schwierigen Wochen. Darum strahlte der am 13. September 24 Jahre alt werdende ehemalige Mettler: «Unglaublich, dass das jetzt endlich klappte, denn ich musste in dieser Saison so viel Pech wegstecken».
Die Tour de Suisse musste er verlassen, weil sein Team Education arg von Corona heimgesucht wurde. An der Tour de France stürzte er bei regennassen Strassen im ersten Zeitfahren gleich zweimal. Und als gegen Schluss der wichtigsten Rundfahrt das zweite Duell gegen die Uhr anstand, kämpfte er mit technischen Defekten an seinem Hightech-Rad. Bei allem Feiern dachte er in München auch an seinen so knapp unterlegenen Rivalen: «Es tut mir leid für Stefan, denn 32 Hundertstel Rückstand sind ja wirklich nichts. Da hatte ich mehr Glück als Verstand». Auf was freut sich Bissegger nun am meisten? «Dass ich ein ganzes Jahr lang ein wunderbares Trikot tragen darf».
Was war das für ein Duell der beiden Thurgauer auf der 24 Kilometer langen Strecke in München. Von Beginn an lagen die beiden in unterschiedlicher Reihenfolge ganz vorne. Ihnen am nächsten kam der italienische Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna. Er landete mit neun Sekunden Rückstand auf Platz drei.

Sehr bitter für Küng
In den letzten Monaten musste Stefan Küng ab und zu nach einer Niederlage Auskunft geben. Dem 28-Jährigen sah man die grosse Enttäuschung in München an: «Es ist doppelt hart, dass es erneut so knapp ist. Natürlich ist es die EM-Silbermedaille, aber der Zweite ist halt immer auch der erste Verlierer».
Mit wieder so knapp meinte der Frauenfelder das Olympia-Rennen in
Tokio 2021, da fehlten ihm als Vierter nach 44,2 Kilometern lediglich vier Zehntel zu Bronze und ebenfalls nur drei Sekunden zu Silber.
Wie Bissegger musste Küng heuer ebenfalls eine Corona-Pause einlegen, die Krankheit ereilte ihn zwischen der Tour de Suisse (starker Gesamtfünfter) und der Tour de France. Das hatte ihn sicherlich auch in den Vorbereitungen etwas zurück geworfen. Nur zu gerne hätte er nach einem Trainings-Aufenthalt im Engadin in München den EM-Hattrick realisiert, jetzt blieb nur viel Frust übrig.
Freuen durfte sich Stefan Küng allerdings nach der Schweizer Rad-Rundfahrt: Seine Frau Céline brachte Sohn Noé auf die Welt. 

Ruedi Stettler