Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.09.2022

Die Murg gibt den Takt an

Seit Jahrhunderten die Triebfeder für die Entwicklung von Frauenfeld

Im Zusammenhang mit der Testplanung «Lebensraum Murg» hat der Stadtrat ein umfassendes Planungsinstrument für die Entwicklung auf den Tisch gelegt. Darin wird vor allem die grosse Bedeutung der Murg unterstrichen. Das freilich ist ein altes Faktum – wie ein Blick zurück zeigt.

 

 

Seit Jahrhunderten fliesst die Murg nahe am Stadtzentrum vorbei und weiter nordwärts in die Thur. In dieser langen Zeit hat der Frauenfelder Hausfluss mit seiner Wasserkraft nicht nur die Industrialisierung der Kantonshauptstadt ermöglicht, woran auch Kanaleinmündungen am Murgufer erinnern. Vielmehr ist die Murg seit jeher auch ein wichtiger Faktor für die gute Lebensqualität. Dieses Faktum hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrfach zu aufwertenden Massnahmen geführt. Mit der Testplanung «Lebensraum Murg» wurde zuletzt auch ein Freiraumkonzept erstellt. Dabei soll das Zusammenspiel von Erholung, Revitalisierung und Hochwasserschutz gefördert werden.

Lücke im Murguferweg
Die grosse Bedeutung der Murg ist freilich keine neue Erkenntnis – dies wollte beispielsweise auch der Gewerbeverein Frauenfeld vor über 20 Jahren bewusst machen. Er hatte die Absicht, der Öffentlichkeit zu seinem 150-jährigen Bestehen im Jahr 2001 einen rund 250 Meter langen Murguferweg zwischen Zürcherstrasse und Bahnhofstrasse zu schenken. Auf diese Weise sollte die letzte Lücke im Murguferweg zwischen Sirnach und der Einmündung in die Thur geschlossen werden. Dies mit dem Ziel, die Murg durchgehend erlebbar zu machen. Zur Finanzierung des Projekts waren 60 000 Franken aus einem Spezialfonds vorgesehen, den der Gewerbeverein zum Jubiläum angelegt hatte. Den grössten Teil der Aufwändungen wollten Mitgliedsfirmen in Form von Frondienstleistungen erbringen.

Nicht bewilligt
Für das Projekt erteilte der Kanton dann aber keine Baubewilligung. Er begründete dies mit einer fehlenden Sicherheit bei Hochwasser. Eine Sperrung des Murguferwegs bei Hochwasser – so wie das beispielsweise jeweils beim Damm an der Thur gemacht wird – war kein Thema. Aus diesem Grund blieb es bis heute ein Wunsch, die Murg in diesem Teilabschnitt für die breite Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Und daran dürfte sich aus heutiger Sicht wohl kaum je etwas ändern. Denn trotz zeitweise niedrigstem Wasserstand kann sich die Murg bei einem Unwetter mit starken Regenfällen innert kürzester Zeit in ein reissendes Fliessgewässer verwandeln. Eines, das mitunter v mitführt und so zu einer echten Naturgefahr wird. Dies wird auf lange Sicht hinaus so bleiben, weshalb die Murg eine Taktgeberin für die Entwicklung des Gebiets rund um ihren Verlauf bleiben wird. 

Der Murg-Auen-Park, die Perle
Die prägnanteste Aufwertung rund um die Murg in der jüngeren Vergangenheit ist zweifellos der Murg-Auen-Park auf dem ehemaligen Ausbildungsgelände der Armee. Die Idee für diesen Stadtpark auf der Murgwiese und im angrenzenden Buebewäldli hatte im Jahr 2009 der damalige Vizeammann Werner Dickenmann. Er schlug den Bau eines Stadtparks an jener Stelle vor, was allgemein Gefallen fand. Der Baubeginn für den Murg-Auen-Park erfolgte im März 2012 mit der Sanierung des Mühlewiesenkanals, die Einweihung folgte im August 2015. Seither ist dieser Stadtpark mit Murgzugang, bei dem Staufer & Hasler Architekten die Planung und die gestalterische Gesamtleitung innehatten, eine Freizeit-Oase erster Güte. Im Jahr 2017 wurde der Murg-Auen-Park bekanntlich gar mit dem Gartenpreis des Schweizer Heimatschutzes ausgezeichnet. Damit erlangte die Murg als Teil dieses Stadtparks mit Wasseranschluss gar nationale Bekanntheit.

Andreas Anderegg