Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.05.2023

«Ich werde auf jeden Fall die Kinder vermissen»

Andrea Hofmann Kolb übergibt den Kinderrat

Der Kinderrat besteht dank Andrea Hofmann Kolb bereits seit zehn Jahren und ist nach wie vor sehr aktiv. Für Hofmann Kolb sei jetzt der perfekte Zeitpunkt, die Leitung des Rats abzugeben. Auf welche Projekte sie heute gerne zurückschaut und was ihr an dieser Arbeit besonders gefallen hat, erzählt sie im Interview.

 

 

Nach fast zehn Jahren gibt Andrea Hofmann Kolb die Leitung des Kinderrates von Frauenfeld ab.

Andrea Hofmann Kolb, zusammengerechnet haben Sie 37 Kinderratssitzungen durchgeführt – ohne die ausserordentlichen Aktivitäten mitzuzählen. Was hat Sie dazu bewegt, den Kinderrat über eine so lange Zeit zu leiten?
Die Arbeit mit den Kindern ist etwas sehr Schönes. Alle zwei Jahre wird der Rat wieder neu besetzt und es war jedes Mal spannend und aufregend, die neuen Kinder kennenzulernen.

Wann und weshalb wurde der Kinderrat gegründet?
2012 erhielt die Stadt Frauenfeld das UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde». Um diesem gerecht zu werden, mussten Massnahmen umgesetzt werden. Für mich war von Anfang an klar, dass wir vom Amt für Gesellschaft und Integration eine Kinderpartizipation ins Leben rufen sollten. Also habe ich mit Unterstützung von der damaligen Stadträtin Christa Thorner und dem Amtsleiter Markus Kutter den Kinderrat gegründet.

Was ist der Sinn und Zweck des Kinderrats?
Im Kinderrat stützen wir uns stark auf die Kinderrechte. Eines davon heisst: «Kinder haben das Recht, sich zu informieren, mitzubestimmen und zu sagen, was sie denken.» Genau diesem Grundsatz gehen wir nach. An den Kinderratssitzungen, die vier Mal im Jahr stattfinden, werden die Anliegen der Kinder besprochen und je nach Möglichkeit umgesetzt.

Was hat Ihnen an der Leitung des Kinderrats am besten gefallen?
Das Vernetzen und Organisieren. Kinderratssitzungen und ausserordentliche Aktivitäten zu organisieren und dazu verschiedene Personen einzuladen, hat mir immer viel Freude bereitet. Dadurch war ich stets mit verschiedenen Ämtern der Stadt in Kontakt und konnte mir ein grosses und wertvolles Netzwerk aufbauen. Diese Personen dann mit den Kindern zusammenzubringen und gemeinsam etwas zu lernen oder erleben, war immer ein schöner Moment.

Was war Ihr spezieller Höhepunkt?
Ganz klar der Pumptrack. Die Idee für einen Pumptrack kam im Jahr 2016 im Kinderrat auf. Auf Hochtouren haben alle beteiligten Ämter der Stadtverwaltung Frauenfeld zusammen mit dem Kinderrat dieses einmalige Projekt vorangebracht. Bereits 2018 fand die Eröffnung statt. Heute laufe ich ab und zu an dieser Freizeitanlage vorbei und stelle mit Freuden fest, dass sie wirklich genutzt wird und zum Teil auch Auswärtige extra wegen des Pumptracks nach Frauenfeld kommen.

Gab es auch Herausforderungen?
Mir ist es wichtig, dass Kinder von allen Schulhäusern in Frauenfeld für die Wahl in den Kinderrat berücksichtigt werden. Doch bei Schulhäusern mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund war das manchmal nicht ganz einfach. Die Kinder konnten sich nur selten etwas unter der Partizipation im Kinderrat vorstellen. Auch die Eltern müssen Interesse zeigen und die Kinder unterstützen können. Deshalb helfen heute zum Teil die Klassenlehrpersonen mit, wofür ich sehr dankbar bin.

Gab es jedes Jahr genug Kinder, die sich freiwillig gemeldet haben?
Ja, zu meiner Freude wollten wirklich jedes Jahr viele Kinder mitmachen. Ich habe gehört, dass in manchen Schulhäusern sogar das Los über den Sitz im Kinderrat entscheiden musste. Jedes Kind darf dann ein Jahr lang bleiben und, wenn es möchte, noch ein weiteres Jahr anhängen. Meistens sind die Kinder auch noch ein zweites Jahr geblieben.

Was werden Sie aus Ihrer Zeit im Kinderrat vor allem vermissen?
Ich werde auf jeden Fall die Kinder vermissen.

Gibt es etwas, was Sie eher weniger vermissen werden?
Nein, denn jetzt im zehnten Jahr ist der perfekte Zeitpunkt, diese Aufgabe weiterzugeben.

Fällt es Ihnen schwer, den Kinderrat in andere Hände zu geben?
Nein. Ich bin mich gewohnt, dass alles einen Anfang und ein Ende hat. Als ehemalige Primarlehrerin durfte ich mich alle drei Jahre von einer Klasse verabschieden und eine neue begrüssen. Für die Zukunft des Kinderrats wäre mir aber wichtig, dass weiterhin alle Schulen in Frauenfeld berücksichtigt werden und dass die Sitzungen weiterhin im Rathaus tagen können.

Der Kinderrat wird ab dem Juni 2023 in der Kinder- und Jugendanimation 20gi der Stadt Frauenfeld angesiedelt und Manuel Schulz, Stellvertretender Bereichsleiter Kinderanimation, wird in Ihre Fussstapfen treten. Was geben Sie ihm mit auf den Weg? Manuel Schulz begleitet mich seit Anfang 2023 in meiner Arbeit als Leiterin des Kinderrats. Ich weiss, dass er viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern hat, weshalb ich mir keine Sorgen machen muss. Ich würde ihm sagen, dass der Kinderrat eine wirklich tolle Sache ist und er es einfach probieren soll.

Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Es war mir immer eine grosse Freude und Ehre, den Kinderrat zu leiten. Ich hatte viele Freiheiten, was ich genossen, aber nicht ausgenutzt habe. Was mir immer in Erinnerung bleiben wird, ist die spontane, herzliche und ehrliche Art der Kinder. (svf)


Über den Kinderrat
Der Kinderrat wurde im 2014 gegründet besteht aus ungefähr 25 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Einmal pro Quartal findet die Kinderratssitzung im Rathaus statt. Geleitet wird sie von zwei gewählten Kindern und Andrea Hofmann Kolb. Es wird über Anliegen diskutiert, die Kinder betreffen. In drei verschiedenen Teams haben die Kinder die Möglichkeit, an verschiedenen Aktivitäten zusätzlich zur Sitzung teilzunehmen. Im Projektteam diskutieren die Kinder, was in der Stadt Frauenfeld kinderfreundlicher gestaltet werden könnte. Die Reporterinnen und Reporter schreiben über kinderrelevante Themen, die in der Frauenfelder Woche veröffentlicht werden. Das Finanzteam behält den Überblick über die Einnahmen und Ausgaben für zum Beispiel die Zwischenverpflegung während der Kinderratssitzung. (svf)