Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 17.01.2024

Drei statt acht Windkraftanlagen sollen die Lösung sein

Ein komplett neues Projekt – so ist der Stand heute in Sachen Windräder auf dem Wellenberg

Schon viele Monate wird in der Region über die Windkraftanlagen auf dem Wellenberg gesprochen. Ursprünglich wollten die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), dass acht Windräder auf dem Wellenberg Strom generieren. Vor kurzem nun wurde das Projekt redimensioniert – neu sollen es nur deren drei sein. Zudem mischt nun auch das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT) mit. 

 

 

Dass erneuerbare Energien gefördert werden müssen, ist klar. Ein klarer Auftrag wurde mit der Energiestrategie 2050 vom Volk erteilt. Dass die Umsetzung schwierig werden würde, war bereits bei der Volksabstimmung zum neuen Energiegesetz 2017 klar, ja sogar bereits als die neue Energiestrategie nach der Katastrophe in Fukushima (Japan) im Jahr 2011 aufgegleist wurde. Eine dieser erneuerbaren Energiequellen ist die Windenergie. Und über diese wird in Thundorf und den angrenzenden Gemeinden seit längerem intensiv und emotional diskutiert. Eine Aufdatierung mit Blick auf das neue Projekt.


 


Zurück auf Feld eins


Der Grosse Rat hiess die kantonale Richtplanänderung «Windenergie» mit sechs möglichen Standorten im Kanton im Mai 2020 gut. Eines dieser Gebiete umfasst den östlichen Teil des Wellenbergs, der zur Gemeinde Thundorf gehört. Auf dieser Grundlage haben die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) anschliessend das Windprojekt Thundorf entwickelt – mit acht Windkraftanlagen. Das weckte Widerstand. An der Thundorfer Gemeindeversammlung vom April 2023 kam es zu vielen Diskussionen und einer gewichtigen Abstimmung. Denn die Thundorferinnen und Thundorfer stimmten mit rund 67 Prozent für einen Mindestabstand von Windrädern zum Siedlungsgebiet. Dieser soll 850 Meter betragen. Auch die Bevölkerung der angrenzenden Gemeinde Amlikon-Bissegg forderte Mindestabstände. Die EKZ mussten also über die Bücher – und das machten sie gründlich.


 


Zusammenarbeit mit EKT


Nicht nur haben die EKZ-Verantwortlichen ein neues Projekt ausgearbeitet, sie haben sich auch noch Unterstützung ins Boot geholt – das Elektrizitätswerk des Kanton Thurgau (EKT). Neu tritt man gemeinsam mit je 50 Prozent Beteiligung unter dem Namen Wellenberg Wind AG auf. Auch wurde ein angepasstes Projekt präsentiert, das die Vorgaben der Bevölkerung einhält. Neu sollen nur noch drei Windräder aufgestellt werden. Wie Wellenberg Wind AG auf seiner Webseite schreibt, entlaste die Konzentration der Anlagen auf den nordwestlichen Bereich des Richtplangebiets das Landschaftsbild und reduziere die Auswirkungen von Geräuschen und Schattenwurf auf die Umgebung.


 


Weniger Schattenwurf


Konkret sind in Lustdorf, Wolfikon und Strohwilen keine Gebäude mehr vom Schattenwurf der Rotorblätter betroffen. Der Einfluss auf den Grub- und den Heldhof, auf Harenwilen und auf Einzelgehöfte wie beispielsweise Friedberg sei massiv kleiner als beim bisherigen Projekt mit acht Windrädern. In Sachen Lärmemissionen würden die Grenzwerte neu bei den am nächsten gelegenen Gebäuden jederzeit eingehalten, ohne dass ein Teil der Windenergieanlagen in der Nacht gedrosselt werden müsste. Dies wirke sich positiv auf die Effizienz der Anlagen aus. Da die Anlagen im Osten komplett wegfallen, würden sich die Auswirkungen der Geräusche auf Wolfikon und Strohwilen deutlich reduzieren.


Auch in Sachen Waldrodung würden sich diese Flächen gemäss Wellenberg Wind AG im Vergleich zum ersten Projekt deutlich reduzieren. Zudem: «Es wird angestrebt, die Ersatzaufforstungen und ökologische Ausgleichsmassnahmen in der Nähe des Projektgebiets zu erstellen», so Martin Simioni, CEO der EKT-Gruppe auf Anfrage. Genaue Zahlen können zum jetzigen Projektzeitpunkt aber noch keine genannt werden. «Aufgrund des neuen Layouts müssen zudem der Umweltverträglichkeitsbericht sowie die Raumplanungsinstrumente vollständig überarbeitet werden», sagt Martin Simioni weiter.


 


Höher als bisher geplant


Bei der Wellenberg Wind AG ist man sich sicher, dass die Wirtschaftlichkeit des Projekts dank der kostendeckenden Einspeisevergütung des Bundes weiterhin gesichert sei – trotz deutlicher Redimensionierung hin zum Kleineren. Ausgelegt ist der Betrieb der drei Windräder – mit jeweils einer maximalen Höhe von 265 Metern und einem Rotordurchmesser von 160 Metern – auf 25 Jahre. Das alte Projekt sah eine Maximalhöhe von 246 Metern vor.


Im Einsatz ist seit Ende November auch wieder eine Begleitgruppe, ein für die Wellenberg Wind AG wichtiges Element des Projekts: «Das Finden von einvernehmlichen Lösungen mit allen Anspruchsgruppen stellt für uns ein grosses Anliegen dar», erklärt Martin Simioni.


Denn die Begleitgruppe diskutiert mit, stellt Fragen, bringt Ideen ins Projekt ein und dient als Anlaufstelle für die Bevölkerung. Neben Vertreterinnen und Vertretern von Behörden, Verbänden und Interessengruppen sitzen darin auch Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden – derzeit aus Thundorf, Hüttlingen, Strohwilen und Wolfikon.  


Vergleich der Stromgewinnung


Die Wellenberg Wind AG rechnet mit dem neuen 3-Windrad-Projekt mit einer Stromproduktion von 30 bis 35 Mio. Kilowattstunden pro Jahr (30 bis 35 Gigawattstunden), was dem Verbrauch von zirka 7000 Durchschnittshaushalten entspricht. Die Projektkosten werden aktuell auf 30 bis 40 Mio. Franken geschätzt. Zum Vergleich: Das erste Projekt mit acht Windrädern hätte den jährlichen Bedarf von 18 000 Haushalten gedeckt – dies mit einer Leistung von 80 Gigawattstunden Strom pro Jahr bei Projektkosten in Höhe von 50 bis 60 Mio. Franken. 


 


Der Projekt-Fahrplan


Im Mai dieses Jahres will die Wellenberg Wind AG mit der öffentlichen Mitwirkung starten, im August soll die öffentliche Auflage erfolgen und noch bevor das Jahr endet, soll die Thundorfer Stimmbevölkerung über das Projekt bestimmen. Bei einem Ja sollen Baueingabe und Erhalt der Bewilligung im Jahr 2025 folgen. In den beiden Jahren darauf werden gemäss Planung die Bauarbeiten stattfinden und im Jahr 2028 sollen die drei Windräder dann in Betrieb genommen werden.


Michael Anderegg