Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.01.2024

Gedenken an 500 Jahr Klostersturm

Ittinger- und Kunstmuseum präsentieren Jahresprogramm

Es war ein gewalttätiger Akt, der vor 500 Jahren in der Kartause Ittingen stattgefunden hat – der Ittinger Sturm. Zum Gedenken daran wird das Thema heuer ein zentraler Punkt des Jahresprogramms der Kartause sein. Dazu kommen ein grosses Fest, traumhafte Konzerte und weitere, spannende Ausstellungen.

 

 

Die Stiftung der Kartause Ittingen, das Kunst- und Ittinger Museum sowie das Tecum präsentierten letzte Woche vor den Medienschaffenden im Gewölbekeller des Kunstmuseums ihr jeweiliges Jahresprogramm. Seit letzten Freitag läuft dort die Einzelausstellung «Das ausgebrochene Pixel» der Künstlerin Olga Titus, die im Thurgau aufgewachsen ist. In einem Rundgang erzählte sie mit viel Leidenschaft von ihrer Kunst.


Ihre Werke mit Videos und Paillettenobjekten beleuchten Fragen der Gegenwart in Form von künstlerischen Symbiosen aus Nostalgie und Futurismus, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Konsum- und spirituellen Welten. Diese Ausstellung läuft bis Ende des Jahres.


Noch bis 9. Juni ist auch die Ausstellung von Hans Krüsi «Jeder kann nicht machen was er will» zu sehen. Anschliessend folgt die Ausstellung von Eva Wipf «Seismograf in Nacht und Licht» bis Mitte 2025. Weiter wird das Kunstmuseum Thurgau erstmals am «Heimspiel 2024» in der Webmaschinenhalle im Werk2 in Arbon teilnehmen – Eröffnung ist am 13. Dezember. Gezeigt wird die Vielfalt aktueller Kunst in der Region.


 


Einmaliges Ereignis 


Vom 21. April bis im Frühjahr 2025 wird im grossen Gewölbekeller der Kartause Ittingen der Ittinger Sturm ausführlich beleuchtet. Rund anderthalb Tage dauerte der Ittinger Sturm, der Überfall einer Truppe von etwa 3000 Söldnern auf die Kartause Ittingen am 19. Juli 1524. Für die Reformationszeit in der Schweiz war das Ereignis eine Art Weckruf, denn auch die der Reformation zuneigenden Gebiete wie Zürich wollten keineswegs derartige gewalttätige Ausbrüche in ihrem Einflussbereich dulden.


Die Ausstellung im grossen Gewölbekeller der Kartause Ittingen beleuchtet die verschiedenen Aspekte und Etappen dieses Tumults und die wesentlichen Aktivitäten der Menge wie Bildersturm, Zerstörung des Archivs, Entkleidung der Mönche, Schändung des Sakraments, Aufzehren der Wein- und Speisevorräten und schliesslich die vollständige Plünderung und Brandschatzung der Klosteranlage.


 


Pfingstkonzerte und ein Weinfest


Ein Highlight seien auch in diesem Jahr wieder die Ittinger Pfingstkonzerte vom 17. bis 20. Mai. Als künstlerische Leiterin dafür verantwortlich zeigt die Violinistin Isabelle Faust. Das Thema lautet «Notturno» – das Programm habe also einen intimen Charakter und beinhalte «traumhafte» Stücke. Dieses Programm hätte bereits 2021 aufgeführt werden sollen, musste dann aber wegen Corona abgesagt werden. Als weiteren Höhepunkt nannte Heinz Scheidegger, Procurator der Stiftung Kartause Ittingen, die erstmalige Durchführung eines Weinfestes. Am 2. Juni soll ein Fest begangen werden, an dem die Bevölkerung mit Musik, Tanz, Gourmet-Rundgängen und Degustationen unterhalten wird.


 


Selbstfürsorge ist gefragt


In der Kartause Ittingen ist es auch möglich, der Hektik der modernen Welt zu entfliehen. Denn das Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau – kurz Tecum – bietet Auszeiten im Kloster an. Diese ist ausgerichtet auf Menschen, die sich nach einem Unterbruch in der Alltagshektik sehnen, ihre berufliche und persönliche Situation verbessern und ihr Leben aktiv gestalten wollen. Ein weiteres, neues Angebot ist die Seminar-Reihe «ReVision», in der die Teilnehmenden den eigenen Lebensweg reflektieren und weiterentwickeln können. 


Zufrieden mit dem Jahr 2023


Heinz Scheidegger, Procurator der Stiftung Kartause Ittingen, zog an der Medienkonferenz ein positives Fazit über das vergangene Jahr: «Wir sind wieder dort angekommen, wo wir vor Corona waren.» 2023 sei ertrags- und auch kostenmässig «das höchste Jahr» gewesen, weshalb nun nicht das beste Resultat in der Geschichte der Kartause Ittingen präsentiert werden könne, aber man sei durchaus zufrieden. Zudem sprach er kurz über eine der wichtigsten Aufgaben der Stiftung: «Erhalten und Beleben». Für den Erhalt der Klosteranlage werden seit 2017 laufend Dächer ertüchtigt, insgesamt müssen über einen Zeitraum von zwölf Jahren 10 000 Quadratmeter Dachfläche saniert werden. 2025 wird, was lange voraus-
geplant werden musste, das Dach über der Remise neu eingedeckt werden. 2024 stehen – nebst verschiedenen kleineren Restaurierungsarbeiten – konservierende Massnahmen an der ehemaligen Sägerei an.  


Michael Anderegg