Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.02.2024

Raiffeisenbanken setzen auf Sicherheit

Zusammen erzielten die 14 Thurgauer Raiffeisenbanken im letzten Jahr einen Geschäftserfolg von 96.5 Millionen Franken. Damit stärken sie erneut ihr Eigenkapital. An der Bilanzmedienkonferenz zeigte Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile zudem eine interessante Preisentwicklung am Thurgauer Immobilienmarkt auf.

 

 

Die Eigenkapitalquote der Thurgauer Raiffeisenbanken liegt bei fast 24 Prozent. «Das ist im Schweizer Bankensektor ein Spitzenwert», betonte Reto Inauen. Der Verbandspräsident präsentierte am Donnerstagmorgen, 8. Februar 2024 in Frauenfeld das konsolidierte Geschäftsergebnis der 14 Thurgauer Raiffeisenbanken. «Dank der Kapitalstärke können wir unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern gerade angesichts der wirtschaftlich und geopolitisch schwierigen Lage eine hohe Sicherheit bieten», ergänzte Inauen. Der Geschäftserfolg von 96.5 Millionen Franken – ein Plus von 14 Prozent im Vorjahresvergleich – fliesse fast vollständig ins Eigenkapital, das mittlerweile bei über 1.5 Milliarden Franken liegt.


 


Sparzinsen umgehend erhöht


Unter den durchwegs positiven Zahlen sticht der Zinserfolg hervor, der um knapp 16 Prozent auf 168.8 Millionen Franken gestiegen ist. Grund dafür sei die Zinswende der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sagte Reto Inauen. Er betonte, dass die Thurgauer Raiffeisenbanken bei jedem Zinsschritt der SNB sehr schnell auch die Kunden-Sparzinsen erhöht hätten. Daneben sei der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um über sieben Prozent auf knapp 30 Millionen Franken gewachsen. Gleichzeitig hätten die Raiffeisenbanken umfangreiche Investitionen in zusätzliche Mitarbeitende, in die Ausbildung und die Infrastruktur getätigt. Sie trieben damit die Strategie zur weiteren Stärkung als Universalbank voran. «Das bedeutet auch, dass wir einerseits die persönliche Beratungskompetenz vor Ort stärken und andererseits das digitale Angebot weiter ausbauen», erklärte Reto Inauen.


 


Um 1500 Mitglieder gewachsen


Zulegen konnten die Thurgauer Raiffeisenbanken sowohl bei den Hypotheken (plus 3.8 Prozent) als auch bei den Kundeneinlagen (plus 0.8 Prozent). Das etwas tiefere Wachstum bei den Kundeneinlagen führt Reto 
Inauen auf die Zinswende zurück: Aufgrund des Zinsanstiegs hätten zahlreiche Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer einen Teil ihrer Hypothek abbezahlt. Zudem investierten viele Kundinnen und Kunden in Wertschriftenanlagen, was der Blick auf das um 11.6 Prozent gestiegene Depotvolumen bestätigt. Er spüre generell, dass die Thurgauerinnen und Thurgauer den Raiffeisenbanken grosses Vertrauen entgegenbringen. Davon zeuge nicht zuletzt der Zuwachs um 1500 Mitglieder im letzten Jahr. Die Thurgauer Raiffeisenfamilie umfasst damit über 116 660 Mitglieder, welche seit Jahren grösstenteils von kostenloser Kontoführung, attraktiven Sparzinsen und weiteren Mitgliedervorteilen profitieren. Auch sonst leisten die Raiffeisen-Genossenschaften einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag: Sie zahlen angesichts des erfreulichen Geschäftsabschlusses mehr als elf Millionen Franken Steuern und unterstützen diverse kulturelle, soziale und sportliche Engagements.


 


Thurgau spürt Zinsanstieg weniger


Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, warf seinerseits einen Blick auf die wirtschaftliche Situation in der Schweiz und im Thurgau: Die Wirtschaft laufe mit zwei Geschwindigkeiten, betonte er. «Aufgrund der weltweiten Wirtschaftsflaute ist der Geschäftsgang in der Industrie stark eingetrübt. Die Unternehmen melden wegen der schwachen Auslandsnachfrage eine fortlaufend geringere Kapazitätsauslastung.» Mit etwas mehr Geschwindigkeit sei der Dienstleistungssektor unterwegs, der aktuell trotz stagnierender Reallöhne, sogar leicht an Fahrt aufnehme. Das gelte für die Schweiz und den Thurgau. In puncto Immobilienmarkt stellt Hasenmaile im Thurgau eine spezielle Entwicklung fest: Gesamtschweizerisch habe sich das Preiswachstum aufgrund der verminderten Nachfrage seit der Zinswende nämlich mehr als halbiert. Demgegenüber liessen sich im Kanton Thurgau in der Preisentwicklung erst wenige Spuren der höheren Zinsen beobachten. Dies, obwohl die Nachfrage nach Wohneigentum auf ein Niveau leicht unter dem Stand vor Corona zurückgefallen sei und zudem deutlich mehr Objekte zum Verkauf ausgeschrieben würden. «Der Kanton profitiert von Haushalten, die aus den umliegenden Zentren in Regionen mit noch erschwinglicheren Immobilien ausweichen», folgerte Hasenmaile. (zvg)