Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.02.2024

Ein Rücktritt und viel Engagement im Nachwuchsbereich

GV des Industrie- und Handelsverein der Region Frauenfeld

Am Montagabend fanden sich rund 60 Mitglieder und Gäste zur Generalversammlung des Industrie- und Handelsvereins der Region Frauenfeld (IHF) im Casino ein. Die statutarischen Geschäfte gingen rasch und unkompliziert über die Bühne, überrascht wurden die Anwesenden einzig von einem angekündigten Rücktritt im Vorstand.

 

 

Vor dem gemütlichen Teil mit Apéro, Networking und Abendessen, stand am Montagabend im Casino der statutarische Teil der GV des IHF auf dem Programm. IHF-Präsident Pablo Moirón führte durch die Versammlung und er sprach zu Beginn von einem schwierigen Umfeld für die Schweizer Wirtschaft. Stichworte dazu sind die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, die ungeklärte Situation mit der EU sowie die gestiegenen Zinsen mit damit verbundener Inflation. «Dazu kommt ein markanter Personalmangel», sagte er und ergänzte sogleich: «Ich spreche bewusst nicht von einem Fachkräftemangel, da es schlicht an genügend Personal fehlt, was sich durch alle Branchen und durch alle Funktionen zieht», so der IHF-Präsident.


 


Konstruktiv mitdiskutieren


Trotz allen Widrigkeiten sowie der Frankenstärke zeigte sich Pablo Moirón optimistisch: «Die Schweiz präsentiert sich im Vergleich solider und robuster als manch anderes Land um uns herum, das mindert die Herausforderungen aber keineswegs.» Mit Blick auf Frauenfeld kritisierte er die etwas «schleierhafte» Finanzstrategie der Stadtverwaltung und mahnte dezent vor Steuererhöhungen als einziges Mittel, um einen soliden Finanzhaushalt zu erreichen. «Wir vom IHF werden weiterhin kritisch hinterfragen, aber wir wollen auch konstruktiv mitdiskutieren.» Denn die Wirtschaft sei der Grundpfeiler für den Wohlstand, so Pablo Moirón weiter.


 


Wie geht es den Firmen?


Mit der Konjunkturumfrage erhält der IHF jeweils ein detailliertes Bild, wie es den 58 Mitgliedsfirmen mit ihren 6362 Mitarbeitenden (rund 200 Arbeitnehmende weniger als 2022) ergangen ist. «2023 haben 30 Prozent unserer Mitgliedsfirmen eine negative Entwicklung durchgemacht. Das sind doppelt so viele wie noch im Vorjahr», erklärte Pablo Moirón. Die negative Tendenz könne auch Einfluss auf die Steuerkraft der juristischen Personen haben. Auch die Aussicht für 2024 sei nicht besser. Deutlich weniger Firmen rechnen mit einer positiven Entwicklung und noch ein paar Prozent mehr als 2023 gar mit einer negativen. «Wir hoffen, dass es besser kommt, als prognostiziert. Die Frauenfelder Wirtschaft ist robust. Halten wir sorge zu ihr, damit das so bleibt», appellierte Pablo Moirón.


 


Den Nachwuchs abholen


Erfreulich sei die Lage bei der Ausbildung von Lehrlingen – über 300 wurden im letzten Jahr ausgebildet. Um auch in Zukunft genügend Nachwuchs zu haben, engagiert sich der IHF intensiv im Bereich Schule und Ausbildung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft – das gilt auch für die Kantonsschule – ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. So werden unter anderem der Berufswahlparcours, Elternabende oder der Anlass Dialog Schule/Wirtschaft organisiert. «Am Berufswahlparcours 2023 nahmen über 500 Schüler, 168 Betriebe mit 81 Berufen teil. So fanden 1562 Besichtigungen statt», erklärte Gerold Eger, zuständiges IHF-Vorstandsmitglied. Dazu komme das Programm «LIFT» – das Wochenarbeitsplätze für Jugendliche bietet. Auch führt der IHF schon seit Jahren Show-Lehrstellenbewerbungs-Interviews durch. «Die Schüler von heute sind die Fachkräfte von morgen», sagte Gerold Eger passend.


 


Ein Rücktritt im Vorstand


Gerold Eger war es auch, der ankündigte, dass er sich in den kommenden Monaten nach neun Jahren aus dem IHF-Vorstand zurückziehen werde, da er eine neue, berufliche Herausforderung annehmen wird. «Ich kam als Fremder hierher und war und bin beeindruckt, wie konstruktiv und mit kurzen Wegen hier gearbeitet wird», lobte er den Wirtschaftsstandort Frauenfeld.


Die finanziellen Geschäfte handelte IHF-Vorstandsmitglied Daniel Jud speditiv ab. Die Rechnung 2023 schloss mit einem Minus von 7200 Franken ab – fast 20 000 Franken besser als budgetiert, da einige Projekte im Bereich der Präsentation für die Wahrnehmung der Wirtschaft noch nicht umgesetzt wurden. Für 2024 wird abermals ein Verlust von rund 10 000 Franken budgetiert. «Bei einem Vermögen von rund 80 000 Franken ist das verkraftbar. Wir wollen das Geld ja nicht horten, sondern für nützliche Zwecke verwenden», sagte Daniel Jud dazu. Alle Geschäfte wurden einstimmig gutgeheissen.


Umrahmt wurde die GV von einem Grusswort von Regierungsrat Dominik Diezi und einer Vorstellung des Digital & Innovation Campus Thurgau durch IHK-Thurgau-Direktor Jérôme Müggler.


 Michael Anderegg


 



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