Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 03.04.2024

Kanton fördert Artenvielfalt im Schupfenriet

Das Schupfenriet ist ein ehemaliges Feuchtgebiet bei Diessenhofen, das während des Zweiten Weltkriegs entwässert und landwirtschaftlich genutzt wurde. Im Rahmen des Massnahmenplans Biodiversität will der Kanton Thurgau das Schupfenriet wieder vernässen. Die erste Etappe ist bereits umgesetzt.

 

 

Im Schupfenriet steckt viel ökologisches Potenzial, es muss nur genutzt werden. Genau dieser Aufgabe hat sich der Kanton Thurgau gemeinsam mit der Eigentümerin, der Bürgergemeinde Diessenhofen, und den Pächtern angenommen. Das ehemalige Feuchtgebiet liegt an der nördlichen Flanke des Rodenbergs. Zirka 1943 ist es entwässert und für einige Jahrzehnte als Ackerland genutzt worden. Doch der Torfboden sackte zunehmend in sich zusammen und war immer noch zu nass für eine gute ackerbauliche Nutzung. Deshalb wurde das Ried zuletzt extensiv als Wiese und Weide bewirtschaftet.


 



Für Landwirtschaft herausfordernd


Wegen des nassen Bodens wurde es in den vergangenen Jahren immer schwieriger, das Schupfenriet zu bewirtschaften. Gleichzeitig ist es aufwändig und teuer, die Entwässerungsröhren zu unterhalten. Als Eigentümerin suchte die Bürgergemeinde Diessenhofen deshalb nach Alternativen. Dabei zog sie auch eine ökologische Aufwertung in Betracht, will heissen: Das ehemalige Ried wieder zu vernässen und sich anschliessend zu einer Streuwiese entwickeln zu lassen.


Diese Variante unterstützt auch der Kanton Thurgau, denn auf diese Weise entsteht ein wertvoller Lebensraum für die Artenvielfalt. Entsprechend koordiniert und finanziert der Kanton die Arbeiten. Zusätzlich entschädigt er die Grundeigentümerin für den Landwertverlust und die Pächter für die Bewirtschaftungsaufwände. Letztere können die Fläche als hochwertige Biodiversitätsfläche weiterhin landwirtschaftlich nutzen.


«Wir machen das nicht gegen, sondern mit der Landwirtschaft. Der Bürgergemeinde und uns war es wichtig, dass die Pächter früh einbezogen werden», sagte Regierungsrat Dominik Diezi an der heutigen Medienkonferenz. «So konnten Herausforderungen gemeinsam besprochen und Lösungen gefunden werden.» Wie Projektleiter Tobias Schmid ergänzte, ist auch während der Bauarbeiten und im Hinblick auf die künftige Bewirtschaftung ein regelmässiger Austausch wichtig. «Streuwiesen sind Teil unserer Kulturlandschaft. Nur wenn sie extensiv und schonend bewirtschaftet werden, können sie ihren besonderen Wert für die Biodiversität voll entfalten», sagte Schmid.


Die Wiedervernässung des Schupfenriets ist Teil der Umsetzung des kantonalen Massnahmenplans Biodiversität. Demnach fördert der Kanton bis Ende 2028 die Regeneration von 30 Hektar vernässter Böden in ehemaligen Feuchtgebieten des Offenlands zu artenreichen Flachmooren (Massnahme 13) sowie die Wiedervernässung von 60 Hektar ehemaliger Feuchtgebiete im Wald (Massnahme 14). «Es gilt aber festzuhalten, dass die Regeneration der vernässten Böden freiwillig ist», sagt Dominik Diezi.


 


80 Prozent sind verschwunden


1850 gab es im Thurgau ausserhalb des Waldes zirka 3000 Hektar Feuchtgebiete. Das entsprach einer Fläche von mehr als 4000 Fussballfeldern. Heute sind es nur noch rund 500 Hektar. Mit den Feuchtgebieten wurden auch die Tiere und Pflanzen, die auf diese Lebensräume angewiesen sind, seltener oder sie verschwanden ganz aus der Thurgauer Landschaft. Wiedervernässungen von ehemaligen Feuchtgebieten bedeuten somit einen grossen Gewinn für die Artenvielfalt. Feuchtgebiete speichern zudem Wasser und geben es bei Trockenheit wieder ab. Eine Eigenschaft, die in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird.  (zvg)


 


Projekt startete mit Amphibientümpeln


Die Umsetzung des Projekts startete bereits im Herbst 2023. In einem ersten Schritt wurden die alte Feldscheune zurückgebaut und mehrere Amphibientümpel ausgebaggert. Entlang der Kantonsstrasse entstand ein Graben mit einigen kleineren Becken mit Überlaufschächten. Damit wird sichergestellt, dass kein Wasser auf die Strasse fliesst. 2024 werden nun schrittweise einzelne Entwässerungsröhren abgehängt. Das etappierte Vorgehen erlaubt es, die Vernässungen zu steuern und die Bewirtschaftung schrittweise anzupassen. Die wertvollen Streuwiesen können sich langsam ausdehnen und seltenen Tieren und Pflanzen eine neue Heimat bieten. (zvg)