Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.04.2024

Neue Heimat für das Thurgauer Frauenarchiv

Nach 25 Jahren wird der Verein des Thurgauer Frauenarchivs TFA auf Ende 2024 aufgelöst. Das Frauenarchiv wird in das Staatsarchiv überführt.

 

 

Die Rechnungsrevisorin Elisabeth Tobler sprach den rund 50 Anwesenden an der Mitgliederversammlung vom 19. März 2024 in Weinfelden aus dem Herzen. «Ich trage Schwarz, weil ich die Auflösung des Vereins bedaure. Das weisse Gilet hingegen steht dafür, dass das Frauenarchiv im Staatsarchiv weiterlebt», sagte Tobler. Die Gründe für die Auflösung des Thurgauer Frauenarchivs TFA sind vielfältig: Einerseits möchten vier Vorstandsmitglieder zurücktreten und Ersatz ist keiner in Sicht. Andererseits haben die Vor- und Nachlässe von Thurgauer Frauen merklich abgenommen. An einer ausserordentlichen, schriftlichen Mitgliederversammlung im August 2023 wurde die Überführung des TFA in das Staatsarchiv Thurgau bereits einstimmig gutgeheissen. Somit eröffnete die Präsidentin Regula Gonzenbach die letzte Versammlung mit einem lachenden und einem weinenden Auge.


 



Neue Archivarin fürs Frauenarchiv


Nachdem die langjährige Archivarin Nathalie Kolb auf Ende August 2023 unerwartet gekündigt hatte, war die Stelle als Leiterin des Frauenarchivs ab 1. September 2023 vakant. Erst anfangs 2024 konnte mit Fabienne Gerber eine Nachfolgerin gefunden werden. Sie wurde mit der «Bibel» des TFA, dem Buch «Bodenständig und Grenzenlos», herzlich willkommen geheissen. Die Jahresberichte der Präsidentin wie auch jene der beiden Archivarinnen wurden einstimmig genehmigt. Die Jahresrechnung 2023, die mit einem Vermögen von knapp 100 000 Franken abschliesst sowie das Budget 2024 mit einem Rückschlag von 9730 Franken ebenso. Als Liquidatorinnen wurden Regula Brunner, Elisabeth Tobler und Regula Gonzenbach gewählt.


 



Frauenarchiv bekannt halten


Der Abend galt aber nicht nur den statutarischen Geschäften. Viel mehr ging es um die Rückschau auf die vergangenen, bewegten Jahre. So liess es sich Staatsarchivar André Salathé nicht nehmen, Worte des Dankes und der Wehmut persönlich zu überbringen. «Ich war bei der Vereinsgründung dabei und nun auch bei der Auflösung», sagte Salathé. Was das TFA geleistet habe, sei grossartig. Insgesamt 20 192 Dokumente zu Thurgauer Frauen seien in den letzten 25 Jahren zusammengekommen. Das Label Thurgauer Frauenarchiv wird künftig bestehen bleiben. Dafür setzt sich auch Regierungsrat und Gastredner Walter Schönholzer ein: «Wir werden uns Mühe geben, das Frauenarchiv bekannt zu halten.» Lobende und dankende Worte gab es auch von Annina Villiger, Präsidentin der Frauenzentrale, welche einen Teil des restlichen Vermögens für die Infostelle Frau+Arbeit erhält.


 



Treten mit gutem Gewissen ab


Am Ende der Versammlung sagte Gonzenbach: «Wir treten mit einem guten Gewissen ab. Die Reise des Vereins ist beendet, aber das Ziel, die Frauen und deren Leben und Leistungen gleichwertig sichtbar zu machen, wird eine ständige Aufgabe bleiben.» Ihr Dank galt den Mitgliedern, Sponsoren, dem Staatsarchivar und insbesondere allen Vorstandsfrauen, die sich unermüdlich für die Geschichte der Thurgauer Frauen eingesetzt haben. (zvg)