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Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.03.2015

Charlène Keller schnell, aber glücklos

Für Charlène Keller vom LC Frauenfeld ist die Leichtathletik-Hallensaison schon vorbei. Seit dem 23. Februar haben für die Guntershauserin bereits die Vorbereitungen auf den Sommer, speziell für die U23-EM, begonnen.

 

 

Warum hat Charlène Keller eigentlich keine Homepage? Die 20-Jährige hat eine logische Erklärung dazu und lacht herzlich: «Wenn man so etwas hat, muss man es richtig pflegen, oder man lässt es sein. Und weil ich mit Studium und Sport stark beschäftigt bin, fehlt mir dazu die nötige Zeit.»
Diese Zeit hat sie allerdings sehr sinnvoll investiert. Während der Hallensaison lieferte die Hinterthurgauerin einige beachtliche Resultate. Besonders schnell war sie an den Schweizer Hallen-Meisterschaften im Athletik-Zentrum von St. Gallen. Aber eine Medaille gab es mit zwei fünften Plätzen für die Frohnatur leider keine. Schaut man aber hinter die nackten Zahlen, stellt man fest, Charlène Keller ist an diesen Titelkämpfen über 60 Meter zwei persönliche Bestleistungen gelaufen. Im Halbfinal mit 7,59 Sekunden und im Final sogar mit 7,58.
Etwas speziell waren die Läufe über 200 Meter. Weil die am 3. September 21 Jahre alt werdende Sprinterin den B-Final in glänzenden 24,25 (ihre Bestzeit liegt bei 24,22) gewonnen hat. Wieder nur Rang fünf und eine gewisse Enttäuschung war vorhanden.

Eigentlich Silber verdient
Das war logisch: «Meine Zeit war die zweitbeste aller Läuferinnen. Die Schnellste im A-Final, Fanette Humair, erzielte 24,06 und bezwang Marisa Lavanchy (24,41), Joëlle Gollay (24,46) und Sarah Atcho (24,66). Wäre ich also im A-Final gerannt, hätte ich als Zweite die Silbermedaille gewonnen.»
Nach diesen Wettkämpfen gab sich Charlène Keller nur gerade eine Woche trainingsfrei. Seit dem 23. Februar ist sie schon voll auf den kommenden Sommer fixiert. Trainiert wird am Montag, Dienstag (zweimal), Donnerstag, Freitag und Samstag. Zu Hause ist sie nur am Wochenende, denn das Studium (Psychologie und Betriebswirtschaftslehre) an der Uni Bern und die Einheiten am Leichtathletik-Leistungszentrum in der Bundesstadt lassen kein Pendeln zu. Unter Trainer Jacques Cordey (früher auch verantwortlich für Mujiunga Kambundji und Mireille Donders) hat die Guntershauserin schon enorme Fortschritte gemacht. Geübt wird in einer Gruppe mit lauter Sprinterinnen. Als Abwechslung dient zweifellos das dreiwöchige Trainingslager vom 5. bis 24. April in Sambia.

Mitglied der Frauen-Staffel
In Afrika soll der Grundstein für eine erfolgreiche Freiluft-Saison gelegt werden. Besonders im Blickpunkt steht bereits jetzt die U23-EM anfangs Juli in Tallinn (Est). Charlène Keller hat klare Vorstellungen, welche Ergebnisse sie sich dort erhofft: «Über 200 Meter will ich den Halbfinal erreichen.»
Eine noch wichtigere Hürde hat sie bereits genommen, sie ist ins Kader der 4x100-Meter-Staffel aufgenommen worden. Nicht ohne Stolz darf die junge Athletin vermelden: «Neun Schweizerinnen gehören zum Team. Zusammen getroffen sind wir bisher nie. Aber im April geht es so richtig los.» Blickt Keller nochmals kurz zurück, stellt sie erfreut fest: «Nach dem Winter-Training – und den ersten Einheiten in diesem Frühjahr – bin ich voll im Soll. Es darf ruhig so weiter gehen.»
Ruedi Stettler