Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.01.2016

«Die Leichtigkeit des Feierns»

Stadtrat direkt – Christa Thorner – Vizepräsidentin

Das Bundesamt für Kultur zählt den Frauenfelder Bechtelistag zu den lebendigen Traditionen der Schweiz und hat ihn vor einigen Jahren auf die Unesco-Liste des immateriellen kulturellen Erbes aufgenommen. Der Brauch, an dem sich die aus männlichen Frauenfelder Bürgern bestehenden Konstabler zum Bechtelismahl treffen, geht bis ins Mittelalter zurück. Auch in den damals selbstän­digen Aussengemeinden Langdorf und Kurzdorf schlossen sich die männlichen Bürger zu Gesellschaften zusammen: die Erchinger Gesellschaft und die Konstabler Kurzdorf. Das Bechtelismahl wird nach strengen Regeln durchgeführt, Salzisse, Brot und Kartoffelsalat gilt als Symbol «bürgerlicher Gleichheit und republikanischer Einfachheit». Reden, deren Gehalt von den Zuhörenden kritisch oder wohlwollend taxiert werden, umrahmen das Mahl. Die Erwartungen an die Redner aus Politik, Wirtschaft und Kultur ist gross, witzig und geistreich müssen sie sein, frech und unterhaltsam.

 

 

Allen Gesellschaften und Anlässen gemeinsam ist, dass sie den Männern vorbehalten sind. Ich bin darüber nicht unglücklich und möchte dies, der Tradition verpflichtet, nicht geändert wissen. Der Brauch erinnert daran, dass die bürgerlichen Rechte und die gesellschaftliche Teilhabe für uns Frauen erkämpft werden mussten und die Gleichheit der Geschlechter noch keine lange Geschichte haben.

Wenn die Einladungen zum Bechtelistag im Stadtrat eintreffen, dann können wir Stadträtinnen entspannt zurücklehnen, weil wir uns über die Weihnachtstage nicht auf die Redeverpflichtung vorbereiten müssen. Wir können uns freuen, bei der vor 15 Jahren gegründeten, für alle Frauenfelderinnen und Frauenfeldern offenen Schamauchen-Gesellschaft Langdorf im Hotel Domicil eingeladen zu sein und den Abend einfach nur zu geniessen, ganz entspannt und republikanisch.