Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.05.2016

Platz am Holdertor vor knapp 100 Jahren und heute

«Passt doch auf! Lauft nicht wie Hühner über die Strasse!», möchte man den beschürzten Mädchen, die ohne Zweifel eben aus der Sekundarschule an der Promenade kommen, zurufen. Und auch dem quer über den Platz eilenden Mann.

 

 

Doch keine Angst! Am Platz am Holdertor lauerten um 1919/20 nicht so viele Gefahren. Das Wilerbähnli dampfte nur alle paar Stunden langsam und noch «drahtlos» durch das Spiegelhof-Engnis. Von Automobilen keine Spur. Ein einziger Wegweiser genügte. Zur Linken führte Frau Lina Nägeli-Huber ein kleines Lebensmittellädeli im Spiegelhof, während ihr Mann Bernhard im Neubau daneben eine Schusterei mit bis zu fünf Angestellten betrieb.
Als eine wahre Stadtfeste beherrschte die fünfstöckige «Felsenburg» den Platz. Mit Kreuzen hat der Absender auf unserer Karte den Eingang und seine Wohnung im 1. Stock markiert. Ein mächtiger Kastanienbaum, unter dem beim ersten Sonnenstrahl tout Frauenfeld Café schlürft und Coupes schleckt, verdeckt heute die fast unveränderte Fassade des Restaurants «Promenade». Während im Vordergrund nichts mehr an 1920 erinnert, erblickt man in der Flucht der Thundorferstrasse noch die wohlerhaltenen Bauten von einst.


Text Angelus Hux, Frauenfeld; Altes Bild: Gottwald Walder aus der Sammlung Patrick Wirth; Bild 2015 © fw.

 

 

Platz am Holdertor vor knapp 100 Jahren und heute