Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 02.11.2016

Goldiger Anlass mit 14 Medaillen belohnt

An den Schweizer Tanz-Meisterschaften in Frauenfeld wurden während zwei Tagen bei Wettkämpfen auf hohem Niveau 15 Titel vergeben. Der organisierende Teen Dance Club durfte sich über zwei Gold-, gleich sieben Silber- und fünf Bronze-Medaillen freuen.

 

 

«Nächstes Jahr wir machen Bonus,» sagte in gebrochenem Deutsch Ovidiu Mihai Andrei (20) kurz nach Mitternacht, als eben die Siegerehrung in der Hauptkategorie Latein vorüber war. Der erst seit gut einem Jahr in Zürich lebende Rumäne war soeben mit Alessia-Allegra Gigli wieder Schweizer Meister geworden. Seine erst 18 Jahre alte Partnerin strahlte ebenfalls über das ganze Gesicht: «Wäre natürlich super, wenn uns das dritte Gold gelingen würde.» Welchen Rang haben die beiden 2014 belegt? «Da waren wir noch nicht zusammen. Erst gut einen Monat vor den Titelkämpfen 2015 wurden wir ein Tanzpaar und flogen gleich zusammen in den Himmel,» erzählte Gigli herzlich lachend. Die zwei Hochleistungssportler trainieren wie viele andere Duos täglich mehrere Stunden.
Gigli/Andrei standen so den Lokalmatadoren Tiara-Sophia (16) und Pitt-Alexander Wibawa (21) vom Teen Dance Club Frauenfeld vor der Sonne. Die Geschwister zeigten aber nichts von Enttäuschung: «Wir wollten vor heimi­schem Publikum vor allem Spass haben. Das ist uns gelungen.» Natürlich freuten sich die Vorjahres-Dritten darüber, dass sie nach einem Jahr mit harter Arbeit einen Rang nach vorne gerückt sind. Trotzdem stellte Pitt-Alexander klar: «Wir visierten nicht gezielt einen Rang an. Uns ist es wichtig, dass wir uns stetig verbessern können.» Das heisst, im 2017 will man den Meistertitel? Tiara-Sophia (noch mit Blumen in der Hand und der Medaille um den Hals) schmunzelte: «Das wäre natürlich super.»
Wibawa/Wibawa mussten im Halbfinal einige Schrecksekunden über sich ergehen lassen. Gleich bei zwei Tänzen löste sich ein Hosenträger bei Pitt-Alexander und flog den beiden bei raschen Bewegungen zügig um die Ohren. «Das hat nicht gross gestört», konnten sie sich im Nachhinein über dieses Intermezzo amüsieren. Im Finale, das erst vier Minuten vor Mitternacht begann, traten die zwei allerdings in einem anderen Outfit an.
Dreimal Silber für Zinser/Wiese
Nachdem sie im letzten Jahr bei den Schülern mit gleich sechs Goldmedaillen die dominante Erscheinung waren, mussten Jale Zinser/Tilo Wiese aus Felben-Wellhausen nun bei den Junio­ren ihre Klasse zeigen. Zinser gab sich selbstbewusst: «Drei Medaillen wären schon schön». Am Nachmittag lief alles glatt, doch am Abend kam ein arger Dämpfer schon früh. «Tilo ist gestolpert und fiel hin. Danach hat er das Tanz-Parkett verlassen,» erklärte seine enttäuschte Partnerin. Doch die 12-Jährigen kehrten nur Minuten später wieder auf die grosse Bühne zurück und erledigten das restliche Programm souverän. Das brachte ihnen trotz diesem Missgeschick noch die Silbermedaille im Zehn-Tanz ein. Es hat sich also gelohnt, dass man heuer schon dreimal in einem fünftägigen Camp in Moskau weilte und täglich bis zu acht Stunden trainierte.
Als Wiese seine Emotionen wieder im Griff hatte, meinte er keck: «Wir werden am Sonntag nochmals Vollgas geben.» Das taten die zwei Talente und schnappten sich in der Standard- und in der Latein-Klasse jeweils Silber. Der Auftakt in der höheren Stufe ist allerbestens geglückt.

14 Medaillen geholt
15 Titel wurden in Frauenfeld vergeben. Der Teen Dance Club holte zweimal Gold, siebenmal Silber und fünfmal Bronze. Nicht etwa wegen dem Heimvorteil, denn an Schweizer Meisterschaften stammen die neun Wertungsrichter aus dem Ausland. Michal Vajcik vom TDC war stolz auf seine Girls und Boys: «Ich bin sehr zufrieden. Auch mit dem genial und fehlerlos verlaufenen Anlass.» Besonders gefreut haben ihn auch die zehn Medaillen bei den Schülern, wo vor allem Fynn Lehr/Sanja Gschwend mit je zweimal Gold und Silber sowie einmal Bronze ganz besonders brillierten. Im Standard-Final der Hauptklasse D-C mischten Levin Koller/Saphira Haueis als Fünfte ganz vorne mit.
Der Teen Dance Club als gewiefter Organisator hatte die alt-ehrwürdige Festhütte (neben Tischen für 300 VIP-Gäste direkt am Parkett auch mit einer 462 Personen Platz bietenden Tribüne) in eine schmucke Tanz-Arena umfunktio­niert. 130 Helfer waren insgesamt notwendig. Der Aufwand für die über 100 Paare in allen Altersklassen hatte sich gelohnt. Am Samstag Abend durfte kurz nach dem Ertönen der Schweizer Natio­nalhymne ein sichtlich stolzer OK-Präsident Roland A. Huber vermelden: «Vor ausverkauftem Hause wünsche ich ihnen viel Vergnügen.» Das sollten die gutgelaunten und manchmal recht lautstarken Zuschauer auch haben.

Filigrane Leichtigkeit
Die anmutig und mit unheimlicher Eleganz in farbenfrohen Kleidern über die Tanzfläche schwebenden Paare liessen ihren Auftritt so locker erscheinen. Diese filigrane Leichtigkeit wurde noch mit einem Lächeln im Gesicht unterstrichen. Doch wenn sie nach ihrem Einsatz von 90 Sekunden (und das kann an einer Meisterschaft bis zu 20 Mal sein) vom Parkett schritten, atmeten und schwitzten alle wie absolute Hochleistungssportler. «Tanzen ist die Harmonie der Bewegungen zweier Menschen im Einklang mit der Musik,» hatte Huber treffend festgehalten.

Wer diesen ästhetischen Genuss verpasst hat, kann das im Herbst 2018 nachholen, dann ist in Frauenfeld wieder ein tänzerischer Grossanlass geplant.

Ruedi Stettler