Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.04.2017

«FC Frauenfeld würde mich schon reizen»

Luca Ruch war Fussballer bei Frauenfeld in der 2. Liga interregional, als er 2011 zum «Mister Schweiz» gewählt wurde und seine Sportwelt arg durcheinander geriet. Mittlerweile ist der Frauenfelder Spielertrainer bei Bischofszell.

 

 

Bei einem Espresso im Café «La Trouvaille» geht ab und zu ein verstohlener Blick Richtung Luca Ruch. Niemand spricht ihn an, aber man sieht, die Leute studieren, wo sie dieses bekannte Gesicht schon gesehen haben. Wie geht es ihm? «Sehr gut. Und zwar in allen Belangen.» Der am 31. Mai 28 Jahre alt werdende Ur-Frauenfelder («In dieser Stadt fühle ich mich einfach wohl») hat die Zeit auf der ganz grossen Bühne genossen: «Das war einmalig, grandios, ein super Erlebnis. Ich lernte viele Leute auf der ganzen Welt kennen. Doch jetzt bin ich längst zurück im normalen Alltag.» Der gelernte Bankkaufmann absolviert einen 100-Prozent-Job als HR-Assistent bei der Thurgauer Kanto­nalbank in Weinfelden: «Das passt, denn ich wurde bei meiner Weiterbildung wirklich optimal unterstützt.»
Warum aber spielt der ehemalige Mittelfeldstratege des FC Frauenfeld nun beim Drittligisten Bischofszell Fussball? Ruch zeigt sein herzliches Lachen: «Mirco Rutz ist ein sehr guter Kollege von mir und er war Trainer. Als er seinen Posten räumte, fragte er mich, ob ich als jetziger FCB-Spieler nach ihm nicht sogar als Spielertrainer einspringen möchte. Darum habe ich auf die Saison 2016/17 dieses Amt übernommen.» Dabei hatte Ruch vor seinem Engagement bei den Oberthurgauern während mindestens eineinhalb Jahren nicht mehr Fussball gespielt. Wegen eines USA-Abstechers und anderem mehr. Doch seine alte Liebe liess ihn nicht los: «Fussball ist weiterhin mein grosses Hobby. Ich habe wohl auch genügend Saft, um noch ein paar Jahre mitzuwirken. Zudem habe ich in den letzten drei Saisons immer etwas an der Trainer-Ausbildung gearbeitet.»
Sein Ex-Verein Frauenfeld sucht nach dem Abgang von Pascal Cerrone zu Thun einen neuen Trainer. Das wäre doch eine willkommene Gelegenheit zur Rückkehr? Ein Schmunzeln im Gesicht von Ruch verrät, dass ein solches Angebot durchaus ein paar Gedanken Wert wären: «So etwas würde mich tatsächlich reizen. Das taktische Verständnis, ein gutes Auge, das Analysieren des Gegners, das traue ich mir zu.» Dann folgt sofort eine nicht unwichtige Anmerkung: «Noch fehlen mir zwar für die 2. Liga interregional die nötigen Diplome. Aber es gibt ja auch immer Übergangs-Lösungen.» Der Kontakt zu seinem FCF ist sowieso nie abgebrochen und mit verschiedenen Ex-Kollegen tauscht er sich immer noch aus. Vielsagend meint der Ex-Mister Schweiz: «Ich bin nach vielen Seiten offen, was im Sommer kommt.»
Sein Hauptaugenmerk gilt jetzt allerdings voll dem FC Bischofszell, der nach einem schwachen Rückrunden-Start im Mittelfeld der 3. Liga fest steckt: «Wir haben in der Gruppe 3 nach 14 Runden als Neunter mit bisher 17 Zählern 11 Punkte Rückstand auf Leader Flawil. Und dürfen nach dem 2:5 daheim gegen Schlusslicht Fortuna nicht vergessen, nach hinten zu schauen.» Der Blick auf die Tabelle wird langsam kritisch. Auf den Abstiegsplätzen 11 und 12 liegen Münsterlingen (11 Punkte) und Fortuna (8).
Hat der bald 28-Jährige neben Beruf und Fussball überhaupt noch Zeit, um als Model tätig zu sein? «Höchst selten. Aber ich bin noch Marken-Botschafter der St. Galler Firma Nisago GmbH, einem Unternehmen für Individualität in der Mode. Ab und zu stehe ich zudem als Moderator im Einsatz.» Aber sein Herz gehört eindeutig dem Fussball und es ist absolut möglich, dass es dereinst heissen wird: Luca Ruch wird Profi-trainer.

Ruedi Stettler