Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.08.2017

Ein beherztes Ja zu einer lebendigen Stadt Frauenfeld

Aus dem Gemeinderat:

Die im Januar erfolgte Absage des «Out in the Green Garden»-Festivals durch die Veranstalter warf hohe Wellen. Die Umstände, die dazu führten, wurden aufgrund der Chrampfe & Hirne Interpellation «Leben und Begegnen in Frauenfeld» in der Gemeinderatssitzung vom 23. August diskutiert. Wollen wir eine belebte Hauptstadt mit Zentrumsfunktion oder eine Schlafstadt, die kein gesellschaftliches Leben oder Freizeitgestaltung zulässt? Diese Frage stand im Raum.

 

 

Rückblick: Vom grossen Publikums­andrang überrascht
Das OK und der Stadtrat seien gleichermassen vom grossen Publikumsandrang am OITGG 2016 überrascht worden, sagte Stadtpräsident Anders Stokholm. Im Vorfeld der erstmaligen Durchführung des OITGG im Murg-Auen-Park habe sich der Stadtrat an den Erfahrun­gen aus den früheren Durchführungen dieser Openair-Veranstaltung im Botanischen Garten orientiert und sei von diesen Rahmenbedingungen ausgegangen. Das OITGG erlebte aber aufgrund des Headliners, der von den Veranstaltern gewonnen werden konnte, einen Publikumssturm.

Neue Leitlinien führten zur Absage
Im Dezember 2016 legte der Stadtrat aufgrund der gemachten Erfahrungen betreffend Anwohner, Beschädigung der Wiese und aufgrund der Besinnung auf den Aspekt des naturnahen Erholungsraums zum bereits bestehenden Benutzerreglement neue Leitlinien für Sonderveranstaltungen im Murg-Auen-Park fest. Diese neuen Leitlinien führten dazu, dass die OITGG Veranstalter das Festival für 2017 absagten.

Stadtrat: Überreglementierung verhindern
Der Stadtrat bezog in seiner Antwort zur Interpellation klar Stellung und machte sich für ein Frauenfeld als lebendige Stadt mit einem reichhaltigen Angebot an Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen stark. Wichtig sei dabei, dass Bewilligungen einzeln betrachtet und damit eine Überreglementierung verhindert werden könne. Differenzierte Ermessensentscheide würden dadurch ermöglicht.

Gemeinderat: Mehrheitlich wohlwollend
Die SVP/EDU Fraktion nahm die Antwort des Stadtrates kommentarlos zur Kenntnis. Die übrigen Fraktionen sprachen sich wohlwollend für eine lebendige Stadt aus. Emissionen könnten, insbesondere in einem immer urbaner werdenden Frauenfeld, nicht verhindert werden. MproF-Gemeinderat Fredi Marty setzte sich vehement für die lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner des Murg-Auen-Parks ein und wies darauf hin, dass in der Abstimmungsbotschaft von einem naturnahen Park die Rede gewesen sei, der aufgrund minimaler Infrastruktur nur kleinere und somit lärmemissionsarme Veranstaltungen zulasse.

Höflich und friedlich, aber nicht friedhöflich
«Lärmemissionen können nicht völlig vermieden», erklärte Stokholm, «die Betriebszeiten und die Lautstärken jedoch eingeschränkt werden». Leben dürfe auch hörbar sein. Nicht dass man das Leben in der Stadt nicht wolle. «Friedlich und höflich, also», sagte Stokholm, «aber bitte nicht friedhöflich». In diesem Sinne: «Zentrumnahes Wohnen bringt nicht nur Vorteile, sondern bedeutet auch, dass während ein paar Tagen pro Jahr Verständnis für Lärm bzw. Musik aufzubringen ist. Die Verdichtung der Stadt bringt konsequenterweise auch Zielkonflikte mit sich, die eine gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz für ein Zusammenleben unentbehrlich machen.»

Franziska Schütz