Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.11.2017

Wägeli lief wie auf einem anderen Stern

Der 26-jährige Patrik Wägeli aus Nussbaumen hat am Frankfurt Marathon als 18. (nur sieben Europäer waren schneller) mit einer sensationellen Leistung die anspruchsvolle EM-Limite bereits geknackt.

 

 

Eigentlich waren die angekündigten Bedingungen für eine super schnelle Zeit beim traditionellen Frankfurt Marathon nicht gegeben. Stürme und Windböen waren angesagt, traten aber nur in geringer Form auf. Darob liess sich Patrik Wägeli nicht abschrecken und schritt – respektive lief – zur Tat. Er pulverisierte seine bisherige Bestleistung über die 42,2 Kilometer förmlich und unterbot sie um fast sechs Minuten. Als glänzender 18. erreichte er das Ziel. Das ist bemerkenswert, liefen doch nur sieben Europäer schneller als er. Wägelis 2:17:02 bedeuten das Erreichen der EM-Limite, welche vom Verband auf 2:19:30 festgelegt wurde.
Das Husarenstück erlebten Trainer Dan Übersax und Matthias Gredig (er ist Wägelis Bahn-Trainer auf der Kleinen Allmend) vor Ort mit. Gredig meinte als Betreuer zum Exploit: «Patrik konnte sich auf den ersten 30 Kilometer in einer starken Gruppe etwas vor dem Gegenwind schützen und danach bis Kilometer 36 mit Rückenwind laufen. Die letzten 10 Kilometer absolvierte Wägeli mehrheitlich alleine und liess einen Grossteil der Konkurrenz stehen und lief bei weit über 10 000 gestarteten Männern mitten in die Elite.»
Das erfreuliche Fazit nach diesem Rennen lautete für Gredig: «Patrik Wägeli belegt nun hinter Tadesse Abraham und Adrian Lehmann den dritten Rang in der Saisonbestenliste. Die Selektionsperiode endet am 30. April 2018. Der EM-Marathon in Berlin findet am 12. August statt.» Aber was hat Patrik Wägeli anders gemacht als sonst, dass es so glanzvoll endete? Der 26-jährige Meisterlandwirt strahlte: «Eigentlich habe ich schon das ganze Jahr gespürt, dass ich eine Zeit um 2:20 laufen kann. Doch bei den letzten beiden Marathons klappte das nicht wunschgemäss. Jetzt in Frankfurt war ich mir fast sicher, dass ich bei optimalem Verlauf eine Zeit um 2:18 schaffe.»
Diesmal kam es für den Nussbaumer noch besser, obwohl er die letzten drei Kilometer alleine im Gegenwind zurück legen musste: «Alles passte zusammen, auch mit der Ernährung während des Laufes und ich hatte nie eine Krise. Es ist ein wunderbares Gefühl, die EM-Limite geschafft zu haben.»
In den letzten zwölf Wochen vor Frankfurt hat Patrik Wägeli 1980 Kilometer absolviert, was einen Schnitt von 165 pro Woche ergibt. Jetzt sind vierzehn Tage völlige Ruhe angesagt, dann beginnt wieder ein leichtes Training. Bald wartet ein Highlight auf den Thurgauer: Im Januar trainiert er während fast dem ganzen Monat in Kenia.

Ruedi Stettler