Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.12.2017

«Vor 10 000 Fans zu spielen ist einfach genial»

Mit dem Team Swiss Eastern Select von Kloten reist anfangs Februar auch der 12-jährige Frauenfelder Leandro Hinder an das wichtigste Junioren-Eishockey-Turnier der Welt nach Kanada.

 

 

Dieser äusserst traditionsreiche Anlass in Quebec gilt als Weltmeisterschaft der U13-Spieler. Logisch, dass sich Leandro Hinder bereits jetzt auf diese Reise vom 6. bis 21. Februar 2018 freut: «Das wird zweifellos ein Riesen-Erlebnis. Besonders genial stelle ich es mir vor, wenn 10 000 Fans im Stadion sitzen. Vor so vielen Zuschauern zu spielen, das kannst du möglicherweise nicht oft im Leben. Diese Atmosphäre möchte ich geniessen.»
Der am 8. Mai 2005 geborene Leandro Hinder (Bild) hat schon mit vier Jahren mit dem Eishockey bei Frauenfeld begonnen. Mittlerweile ist er 157 Zentimeter gross und 44 Kilogramm schwer und spielt bei den Young Lions des HC Thurgau. An der Sportschule (1. Oberstufe) in Kreuzlingen absolviert er pro Woche vier Trainings und steht zudem noch dreimal am Morgen auf dem Eis. Dazu kommen am Wochenende ein oder zwei Partien gegen Kloten, Davos, Rapperswil, ZSC Lions, GCK Lions, Dübendorf, Wil/Herisau oder Rheintal.
Insgesamt ergibt das in einem Winter mindestens 30 Ernstkämpfe. Sein Trainer Christian Rüegg ist eigentlich als recht «harter Hund» bekannt. Leandro schmunzelt: «Ich habe überhaupt keine Probleme mit ihm.» Rüegg mit Hinder offensichtlich auch nicht, denn der Vorschlag für Kanada kam von ihm.
Der im Sternzeichen Stier geborene Leandro Hinder gilt als kompromissloser Verteidiger. Sein daneben sitzender Vater Michael ist Präsident des EHC Frauenfeld und kann sich ein Lachen nicht verkneifen: «Manchmal ist er auch ein Stier.» Junior Hinders Vorteil ist, dass er in der Abwehr links und rechts eingesetzt werden kann.
Ein polyvalenter Abwehrspieler also. Was sind seine Vorzüge? «Das Körperspiel ist meine Stärke.» Eben frei nach dem Sternzeichen Stier. Also teilt er Checks aus? «Natürlich mache ich das gerne.» Riskiert er so nicht Verletzungen? «Ja, schon, aber das gehört halt dazu. In der letzten Saison hat mich ein Gegner mit einem Check erwischt und ich habe dabei das Handgelenk gebrochen.» Hinder spielt seit den Piccolos mit der Rückennummer drei. Sein Idol ist der Kanadier Dion Phaneuf von Ottawa. Warum gerade er? «Weil mir meine Gotte einmal ein Trikot von ihm geschenkt hat.»
Bis der 12-Jährige das Aufgebot für Kanada erhielt, musste er drei Selektions-Turniere in Dielsdorf, ein Camp in Engelberg und nochmals ein Turnier in Kloten überstehen. Dort konnten die jungen Burschen in Spielen zeigen, was sie so drauf haben. Nach Quebec reisen nun zwei Goalies und 17 Feldspieler. Jeder Akteur muss zu diesem Abstecher selber 4700 Franken beitragen. Darum haben die Hinders einen Flyer kreiert, um möglichst den einen oder anderen Sponsor zu finden. Wer den jungen Frauenfelder unterstützen möchte, kann dies unter michael.hinder@gmx.ch gerne tun. Mit nach Übersee reisen werden im Februar auch der Vater und der Grossvater. Sie können sich also vor Ort überzeugen, was am grössten Nachwuchs-Turnier der Welt mit über 100 Mannschaften so alles passiert.
Zu Hause bleiben muss der ältere Bruder Nicolas. Der 14-Jährige besucht ebenfalls die Sportschule in Kreuzlingen und spielt für die älteren Young Lions. Er war vor zwei Jahren nahe dran, nach Kanada an dieses legendäre Peewee-Turnier reisen zu dürfen. Doch dann fiel er dem letzten Cut zum Opfer. Ist er nun eifersüchtig auf seinen Bruder? Mi­chael Hinders Antwort kommt sofort: «Nein, er freut sich ehrlich, dass Leandro dieses hohe Ziel erreicht hat.» Weil beide Jungs in Kreuzlingen Hockey spielen, muss Vater Hinder unglaublich viel Fahrdienst leisten. Aber es scheint sich zu lohnen.

Ruedi Stettler