Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 23.12.2017

Statt den Ball, den Hobel zur Hand nehmen

Dass ein ehemaliger Weltklasse-Beachvolleyballer mit 40 Jahren noch eine Lehre beginnt, ist aussergewöhnlich. Der dreifache Familienvater Stefan Kobel hat sich getraut.

 

 

Zusammen mit dem Frauenfelder Patrick Heuscher holte der Winterthurer Stefan Kobel an den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Bronzemedaille im Beachvolleyball. Die beiden waren auch mehrfache Schweizer Meister und wurden im Olympiajahr sogar zum Schweizer Team des Jahres gewählt. In der Frauenfelder Badi gibt es immer noch einen Heuscher-Kobel-Platz. Während sich Heuscher auf den Beruf als Bankfachmann fokussierte, blieb Kobel als Trainer im Sport tätig, bis vor kurzem. 2007 heiratete er Dinah Kilchenmann, die einst auch für den VBC Aadorf spielte.
Weil der mittlerweile 40-Jährige mehr Zeit für seine in Münchenbuchsee wohnhafte fünfköpfige Familie aufbringen will, orientierte er sich neu. Er hat eine Grundausbildung zum Schreiner in Wengi bei Frutigen begonnen. Die vierjährige Lehre – Schulbesuch inbegriffen – absolviert Kobel als Zweitausbildung in drei Jahren und will sie 2019 erfolgreich abschliessen. Weil der Lehrlingslohn für die Familie bei weitem nicht ausreicht, arbeitet seine Frau nun wieder als Kindergärtnerin. Ein mutiger Entscheid von zwei ehemaligen Spitzensportlern.
Für Stefan Kobel gilt nun allerdings: «Ich habe jetzt einen anderen Weg eingeschlagen und möchte nicht mehr gross in den Medien erscheinen.» Das ist zu respektieren.

Ruedi Stettler