Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.04.2018

Vorurteile gegen Tanzen endlich abbauen

Die Mitglieder des Panathlon Clubs bekamen im Kongresszentrum Thurgauerhof in Weinfelden einen vertieften Blick unter der Schlagzeile: Tanzen in allen Facetten.

 

 

Aus dem Nähkästchen plauderten zwei Koryphäen. Joëlle Neagu ist ausgebildete Ballett-Tänzerin und leitet an der Musikschule Weinfelden eine der grössten Tanzschulen des Kantons Thurgau. Die Frauenfelderin ging nach ihrer vierjährigen Ausbildung in München auf Tournee. Sie musste ihre Karriere aber wegen Arthritis früh beenden und schlug dann diese Laufbahn ein. Dimitri Isenring ist Nationaltrainer Jugend Rock‘n‘Roll sowie Gründer und Leiter der äusserst erfolgreichen Rock Academy in Frauenfeld. Seine Tänzer haben auch international schon zahlreiche Spitzenplätze errungen. Insgesamt elf Paare bilden das Schweizer Nationalteam, sieben davon gehören der Rock Academy Frauenfeld an.
Der in Frauenfeld wohnhafte Isenring streicht vier Kernpunkte heraus: «Wir mussten schon oft Kritik einstecken, weil wir so hart arbeiten wie unsere Konkurrenz im Ausland. Vom Tanzen kann man in der Schweiz nicht leben, es bleibt ein Hobby. Tanzen ist allerdings eine Lebensschule, denn ein Paar muss perfekt miteinander harmonieren.»
Dann ist ihm ganz besonders wichtig: «Wer heute sagt, dass er tanzt, wird von vielen Leuten noch immer belächelt. Das trifft vor allem bei den Knaben zu. Es wäre hilfreich, wenn man diese Vorurteile endlich begraben könnte.» Neben seinem Engagement für den Tanz, studiert er in Zürich und möchte irgendwann als Sport- oder Mathematik-Lehrer sein Geld verdienen.
Joëlle Neagu ist in Frauenfeld und Weinfelden tätig und sagt: «Der klassische Tanz wird bei jungen Leuten immer mehr abgelöst, etwa vom Hip Hop. Ich habe Spass an meiner Arbeit, denn Tanzen in allen Facetten ist reizvoll. Aber es braucht einen eisernen Willen, um sich durchsetzen zu können.» Sie unterrichtet zehn Lektionen in Weinfelden und die gleiche Anzahl in ihrem Tanzstudio in Frauenfeld. Was ihre Schützlinge so alles bei ihr lernen, präsentierte Nina Buholzer.
Die Weinfelderin ist ehemalige Kunstturnerin und bringt jetzt mindestens 20 Stunden Tanz-Training pro Woche hinter sich. Ihre anmutige Vorführung in zeitgenössischem Ballett sah locker aus. Doch weil man hautnah dabei sass, konnte man am Schluss sehen, wie heftig die 18-Jährige nach diesen Anstrengungen atmen musste.
Mit fast infernalischem Tempo und trotzdem viel Harmonie legten Nadine Wohlgensinger (13) und David Mazenauer (14) aus Nussbaumen einen Rock‘n‘Roll aufs Parkett. Respektive auf den Teppich. Klassischer, zeitgenössischer und urbaner Tanz; Rock‘n‘Roll und Standard in Theorie und Praxis, war ein äusserst erfolgreicher Anlass. 

Ruedi Stettler