Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.05.2018

Wie viel Stadtentlastung braucht Frauenfeld?

Fokusveranstaltung «Zentrumsnahe Stadtentlastung»

Bei der ersten Fokusveranstaltung zum Thema «Zentrumsnahe Stadtentlastung» wurden unterschiedliche Positionen offenkundig. Derweil gemäss der jüngsten Link-Umfrage über 70 Prozent der Frauenfelderinnen und Frauenfelder beim Verkehr den grössten Handlungsbedarf orten, sehen andere eine Stagnation im Verkehrswachstum und erachten Bauprojekte in grösserem Umfang als sinnlos.

 

 

Die rund 130 Personen, die zur ersten Fokusveranstaltung zum Thema «Zentrumsnahe Stadtentlastung» in die Konvikthalle gekommen waren, manifestieren das Interesse an Verkehrsfragen. Die Meinungen zu Massnahmen in diesem Bereich gingen freilich auseinander. Dabei wurden Voten aus dem Publikum immer wieder mit Applaus quittiert.

Vorgeschichte, Auslegeordnung
Im Anschluss an eine Info über die Vorgeschichte zum Thema durch Stadtpräsident Anders Stokholm machte Stadtingenieur Thomas Müller eine Auslegeordnung. Er zeigte auf, nach welchen Parametern die ursprünglich 23 Varianten miteinander verglichen wurden, um schliesslich auf die sieben nun zur Diskussion stehenden Varianten zu kommen.

Eine Machbarkeitsstudie
Stadtrat Urs Müller erläuterte die Beweggründe, weshalb der Stadtrat aus den sieben Varianten jene mit einem Tunnel zwischen Marktplatz und Schweizerhofkreisel favorisiert. Die Variante mit dem rund 900 Meter langen Tunnel habe von allen sieben Varianten die grösste Wirksamkeit in Bezug auf den Individualverkehr und stärke zugleich den öffentlichen wie auch den Fuss- und Radverkehr. Zudem würden zusätzliche Verkehrsbelastungen von Quartieren gegenüber anderen Varianten minimiert. Benedikt Eberle, Leiter des Amts für Planung und Verkehr beim Kanton, rief dazu auf, am Meinungsbildungsprozess teilzunehmen und eine Rückmeldung zu machen.

Kontroverse Aussagen
Bei der Fragerunde wurde eine grosse Diskrepanz in der Wahrnehmung der Verkehrsentwicklung offenkundig. So wurde von linksgrüner Seite (Charles Landert, Chrampfe und Hirne) auf Widersprüche betreffend Aussagen zur Verkehrsentwicklung hingewiesen – denn der Verkehr in den letzten zehn Jahren stagniere. Diese Aussage freilich trug Eberle nicht mit. Pro Jahr wachse der Verkehr um ein Prozent, das sei ausgewiesen. Zu einer Frage aus dem Publikum, ob bei diesem Projekt auch ein «Übungsabbruch» möglich sei, nahm Stadtpräsident Anders Stokholm Stellung. Wenn man spüre, dass eine Entlastungsstrasse nicht gewünscht wird, gebe es einen solchen «Übungsabbruch», sagte er.
Bruno Stäheli von der IG Schmetterling sagte, die vom Stadtrat favorisierte Variante werde man unterstützen. Allerdings müsse man die flankierenden Massnahmen verstärken, damit eine höhere Entlastungswirkung erzielt werden kann.

Temporeduktion und Verkehrswachstum
Kantonsvertreter Benedikt Eberle wies darauf hin, eine reine Temporeduktion auf Strassen alleine habe keine Entlastung vom Durchgangsverkehr zur Folge. In Frauenfeld gibt es in diesem Zusammenhang ja auch eine Forderung in der Vorstadt für eine Tempo-30-Zone auf der Kantonsstrasse. Peter Hausammann von Chrampfe & Hirne verwies dazu auf jüngste Entscheide des Bundesgerichts, das derartige Tempo-30-Zonen genehmigt hat.
Im Weiteren wurde eingeworfen, neue Strassen würden keine Verkehrsentlastung bringen, sondern brächten lediglich eine Verkehrsverlagerung. Zudem würde mit dem Bau von neuen Strassen auch der Verkehr zunehmen. Auf die Frage aus dem Publikum, was die Stadt im Bereich Ökologie unternehme, wies Stadtpräsident Anders Stokholm auf finanzielle Beiträge hin. So sei für den Bau der neuen Strasse pro Jahr mit einem Aufwand von 1 Mio. Franken zu rechnen – ebenso viel werde pro Jahr in den Energiefonds eingelegt, mit dem ökologische Projekte gefördert werden. Thematisiert wurde daneben auch die Frauenfeld-Wil-Bahn, die mit dem in Aussicht gestellten Viertelstundentakt den Verkehrsfluss zusätzlich hemmen werde.

Vernehmlassung bis 18. Mai 2018
Abgeschlossen wurde die Fokusveranstaltung mit einem Apéro und angeregten Gesprächen. Die zweite Fokusveranstaltung findet am 2. Mai, um 19.30 Uhr wiederum in der Konvikt-halle statt. Die öffentliche Vernehmlassung dauert bis 18. Mai 2018. Das dazu notwendige Formular kann am Infoschalter im Rathaus bezogen und auch via Website www.stadtentwicklung-frauenfeld.ch heruntergeladen werden.

Andreas Anderegg

 

 

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