Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 16.05.2018

Teilnehmerfeld so prominent wie selten zuvor

Weil die 82. Tour de Suisse vom 9. bis 17. Juni drei statt nur zwei Wochen vor der Tour de France rollt, sind in Frauenfeld zahlreiche Stars mit dabei. Das freut besonders Direktor Olivier Senn.

 

 

Zum vierten Male führt der ehemalige Rennfahrer Olivier Senn die Tour de Suisse als Direktor. Das Interesse an der Schweizer Landes-Rundfahrt ist besonders gross und Stars gibt es fast in Hülle und Fülle. «Die garantieren aber noch keinen animierten Rennverlauf, aber locken wohl zahlreiche Herausforderer aus der Reserve,» ist Senn guter Dinge. Er beantwortet nachstehend die Fragen der FW.

Wie viele Teams sind dabei?
Die 18 Teams der World Tour sind verpflichtet, bei uns zu starten. Dazu haben wir drei Wildcards an Equipen vergeben. Es ist sicher ein ganz besonders illustres Feld vertreten. Ich möchte sogar sagen, so viel Prominenz gab es auf hiesigen Strassen schon lange nicht mehr zu sehen.

Was darf man an den zwei Starttagen in Frauenfeld erwarten?
Im Mannschafts-Zeitfahren mit sieben Akteuren hoffen wir natürlich darauf, dass die BMC-Equipe am schnellsten die 18,3 Kilometer absolviert. Wenn das so ist, müsste aber der Thurgauer Stefan Küng unbedingt als Erster über die Ziellinie fahren, damit er auch in das goldene Leadertrikot eingekleidet werden kann. Das Tags darauf folgende Rundstreckenrennen ist zwar hügelig, aber nicht allzu schwer. Wohl ein Fall für die Sprinter in einer grösseren Gruppe. Ein heisser Kandidat ist da für mich Weltmeister Peter Sagan.

Wieso auch Oberstammheim?
Es ist kein Geheimnis, dass da der auch für die Tour-Organisation tätige Gregor Gut, der im Dorf wohnt, eine mitentscheidende Rolle spielte, dass die 3. Etappe in Oberstammheim beginnt.

Auf was freust Du Dich besonders?
Das vierte Teilstück von Gansingen hinauf nach Gstaad ist die längste Etappe. Darauf freue ich mich, weil es ein typisch schweizerisches Produkt ist. Ungewohntes erwartet uns kurz vor dem Ziel, wo die Fahrer durch einen einspurigen Tunnel geleitet werden. Das wird zweifellos spektakulär. Hoffentlich ohne Zwischenfall.

Wo verliert man die Tour?
Das könnte die gleich folgende Etappe hinauf nach Leukerbad sein. Ich möchte es so sagen, hier kann man zwar die 82. TdS nicht gewinnen, aber man kann sie eben verlieren.

Und die Königsetappe?
Mit dem Klausen- und dem Furka-Pass ist die sogenannte Königsetappe nicht zu unterschätzen. Hier muss man vor allem berücksichtigen, dass nach dem Klausen noch 60 Kilometer fehlen bis ins Ziel. Da kann man einigen Rückstand wieder aufholen.

Nach Arosa mit Schwung?
Die 7. Etappe von Eschenbach/Atzmännig nach Arosa hat zwar mit 30 Kilometer einen sehr langen Schlussaufstieg. Aber es gibt immer wieder flachere Passagen, wo man Schwung holen kann. Der letzte Sieger im Schanfigg war übrigens der Thurgauer Michael Albasini und das ist ja absolut kein Bergspezialist. Es ist also an diesem Tag einiges möglich.

Was geht im abschliessenden Zeitfahren im Tessin noch?
Das 8. Teilstück um Bellinzona ist fast mit Sicherheit etwas für die endschnellen Sprinter. Und zum Schluss steht ja noch ein Einzelzeitfahren bevor. Diese 34 Kilometer sind eher lang. Da könnte es auch ganz vorne schon noch Rangverschiebungen absetzen. Genau wegen dieser letzten Prüfung kommen bekannte Akteure zu uns, weil so etwas in ähnlicher Länge dann in der Tour de France auf dem Programm steht.

Wie stufst Du diese TdS ein?
Kritiker haben uns schon vorgeworfen, weil es nicht wirklich super steile Berge drin hat, wir hätten diese Rundfahrt speziell auf Stefan Küng abgestimmt. Auch er selber kann über so eine Aussage nur schmunzeln. Ich würde meinen, es ist eine sehr ausgewogene Schweizer Landes-Rundfahrt. Spannung ist sicher angesagt.

Was macht das Fernsehen?
Wer nicht selber an die Strecke pilgern mag, der kann am Schweizer Fernsehen satte 62 Stunden live zuschauen. Die Beiträge werden in insgesamt 120 Ländern gezeigt. Halt zu unterschiedlichen Zeiten. Es gibt ja bei neun Etappen mit insgesamt 1300 Kilometern und 17 500 Höhenmetern einiges zu verfolgen.

Stört die Fussball-WM?
Hoffentlich nur bedingt. Der zweite Teil der Rundfahrt steht schon in Konkurrenz mit der WM. Deshalb beenden wir zwei Etappen früher als normal. Und natürlich hoffen wir, dass die Rad-Fans vor lauter Spannung sogar bis zur Zielankunft bei uns bleiben.

Interview: Ruedi Stettler