Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.08.2018

Patrik Wägeli steht in Berlin vor einer Marathon-Premiere

Der Nussbaumer Langstreckenläufer Patrik Wägeli (27) hat nichts dem Zufall überlassen und sich während fast eines Monats in St. Moritz auf die Marathon-EM in Berlin vorbereitet.

 

 

Als ehemaliger Orientierungsläufer hat Patrik Wägeli längst eine neue Passion entdeckt: den Marathon. Bisher hat er deren sechs absolviert. Den allerersten 2015 in Barcelona in 2:27:46. Seine bisherige Bestzeit stellte der Meisterlandwirt 2017 in Frankfurt mit 2:17:02 auf und damit qualifizierte er sich auch erstmals für die Europameisterschaften in Berlin vom 7. bis 12. August.
Wägeli kommt traditions-gemäss am Schlusstag ab 10 Uhr zum Einsatz: «Ich bin gespannt auf meine Premiere. Eigentlich laufe ich ja viel lieber bei schlechtem Wetter. Aber nun könnte es sehr heiss werden. Darauf muss ich mich einstellen.» Auf eines freut sich der Nussbaumer bereits jetzt: «45 Personen, viele vom LC Frauenfeld, werden an der Strecke stehen. Das wird sicher lässig.» Vor Ort ist auch sein eigentlicher Trainer Dan Übersax sowie Matthias Gredig vom LCF.
Der am 1. Januar 1991 geborene Patrik Wägeli bereitete sich vom 7. bis zum 31. Juli in St. Moritz gezielt auf diese Europameisterschaften vor. Mit dabei waren Trainingskollegen und auch der Schweizer Nationalcoach Luigi Nonella. Das war eigentlich logisch, weil in Berlin sechs Schweizer zum Marathon starten und deren fünf waren im Engadiner Höhentrainingslager mit dabei. Da war also eine geballte Ladung an Hoffnungen, die sich versammelte, mit Ausnahme der Nummer eins hierzulande, Tadesse Abraham.
Wägeli darf (trotz zeitweise etwas Problemen mit der Achillessehne) ein positives Fazit dieses Aufenthaltes ziehen: «Die Bedingungen waren optimal. Wir haben sicher alle voneinander irgendwie profitiert. Und jeder hatte ein klares Ziel vor Augen, die EM in Berlin.» Aber was rechnet sich der Thurgauer für diesen Marathon in Deutschland aus? «Es ist noch schwierig, eine Prognose zu stellen. Schliesslich bin ich neu auf dieser internationalen Ebene mit dabei. Aber ich strebe natürlich an, dass ich in die erste Ranglistenhälfte laufen kann.» Und dann fügt er an: «Wäre super, wenn meine Klassierung für die Teamwertung reichen würde. Das heisst, wenn ich zu den besten drei Schweizern gehöre.» Eher unrealistisch ist es, von den Eidgenossen eine Medaille zu erwarten. «Auf dem Papier sind wir wohl nur etwa die zehntbeste Nation,» hält Wägeli fest. Trotzdem bleibt das logischerweise ein Ziel und darum gibt er schmunzelnd zu bedenken: «Aber wenn alles plötzlich zu unseren Gunsten funktionieren sollte. Wer weiss.»
Patrik Wägeli darf bisher auf eine recht gelungene Saison zurückblicken: «Ich habe bisher vier Wettkämpfe absolviert und die Zeiten und Ergebnisse waren nicht schlecht. Ein weiterer Anlass vor der EM war nicht geplant.» Pro Woche absolviert er im Normalfall 80 bis 220 Kilometer, das sind 10 bis 25 Stunden Einsatzzeit. Wieder zu Hause gab es noch zwei harte und sonst nur lockere Einheiten. Jetzt heisst es also die hoffentlich im Höhentrainingslager von St. Moritz gefundene Form zu konservieren, um dann am 12. August in Berlin (die Anreise erfolgt am 9. August) so richtig zu explodieren. 

Ruedi Stettler