Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 03.10.2018

«Ballonfahren heisst schweben erleben»

Das Thurgauer Gasballon-Team von Kurt Frieden aus Hohentannen hat am Gordon Bennet Race (gilt als Weltmeisterschaft) schon zahlreiche Erfolge gefeiert.

 

 

Andreas Schweizer als Programmchef des Panathlon Club Thurgau durfte am letzten Meeting im Kongresszentrum Thurgauerhof bei der Vorstellung der Gäste mit der grossen Kelle anrichten: «Jris und Kurt Frieden sind mit ihrem Team oft ganz vorne klassiert gewesen. Mit dem Gasballon wurden sie Weltmeister 2010, 2015 und 2016 und als Vice-Weltmeister stehen sie 2009, 2012 und 2017 zu Buche, dazu gab es 2013 noch Bronze.» Nicht vergessen darf man dabei, dass Frieden auch bereits dreifacher Schweizer Meister mit dem Heisslufballon ist.
Logisch, dass anschliessend die Mitglieder des Service Clubs des Sports gebannt den Ausführungen von Kurt Frieden lauschten. In der Gewissheit, dass vier Tage später das Team Kurt Frieden/Roman Hugi mit 20 anderen Paaren aus aller Welt in Bern bereits zum 21. Male in einem Gasballon, gefüllt mit 1000 Kubikmeter Wasserstoff, zum Gordon Bennet Race starteten. Am Montagnachmittag vermeldete der letztjährige Vizeweltmeister Kurt Frieden: «Wir sind auf dem 8. Platz. Es waren sehr spezielle Windverhältnisse, deshalb hat es die Ballone über ganz Europa verteilt.» Die weiteren Infos unter: www.ballonfrieden.ch
Wenn Frieden kurz auf das seit 1906 ausgetragene legendäre Rennen zurück schaut, dann meint er lachend: «Es ist schon ein bisschen schade, dass wir letztes Jahr nicht gewonnen haben. Das wäre nämlich unser Hattrick gewesen und der Pokal wäre endgültig in unseren Besitz übergegangen.» Doch sofort ergänzt er: «Wir mussten neidlos anerkennen, dass die Franzosen einfach besser waren. Und berücksichtigen muss man zudem, dass bei diesem Anlass ausser Ruhm und Ehre keine Preise vergeben werden.»
Sein ganzes Team, das ausser Ehefrau Jris noch acht Personen umfasst, hilft ehrenamtlich mit. Gerade bei einer Weltmeisterschaft sind die Aufgaben happig und die Arbeitstage sehr lang. Das Rennen dauert mehrere Tage und man ist gut und gerne bis 90 Stunden ohne Unterbruch in der Luft. Nebst den beiden Piloten müssen am Boden die Verfolger während dem Gordon Bennet zwischen 4000 bis 8000 Kilometer absolvieren und daheim die Verantwortlichen für Meteo, Strategie, Flugsicherung, usw. voll konzentriert bei der Sache sein.
An Bord des diffizil aus Weiden geflochtenen Korbes von 110 auf 120 Zentimeter (er wiegt nur 40 Kilogramm) ist es eng. Ein Pilot ist vier Stunden im Einsatz, dann darf er vier Stunden schlafen. Damit das etwas gemütlicher wird, öffnet er im Korb ein Türchen und so hängen seine Füsse frei in der Luft. Ist wohl nicht gerade jedermanns Sache.
Wenn Kurt Frieden erklären muss, warum er sich für diese aussergewöhnliche Sportart entschieden hat, strahlt er: «Ballonfahren ist unsere Leidenschaft und Ballonfahren heisst schweben erleben.» Die Umwelt-Verhältnisse sind für alle Teilnehmer gleich, der Pilot kann seine Fahrt aber ganz entscheidend beeinflussen. Das Erreichen des besten Windes geschieht durch das Aufsteigen in höhere Lagen, oder genau das Gegenteil. 600 Kilo Sand in Säcken à 15 Kilo dienen als Ballast, den man bei Gelegenheit sukzessive abwirft, wenn man steigen muss. Sonne oder Wolken, Regen oder gar Gewitter, können dabei die Fahrt beeinflussen. Um bei Wetterumstürzen gewappnet zu sein, gehören Funkgerät und Transponder stets dazu, damit der Ballon auf dem Radar sichtbar ist. Natürlich ist auch eine Sauerstoff-Ausrüstung an Bord, denn bei einer Höhe 4000 bis 6000 Meter wird die Luft bei Minusgraden dünn.
Wer nun Lust auf eine Passagier-Fahrt mit einem Gas- oder Heissluftballon verspürt, ist beim mehrfachen Weltmeister Kurt Frieden sicher an der richtigen Adresse.

Ruedi Stettler