Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 31.10.2018

Sprache ist der Schlüssel

Vor 18 Jahren schuf die Stadt Frauenfeld die Fachstelle Integration, die seitdem zahlreiche Förderungsangebote für Kinder und Erwachsene aufgebaut hat. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Stadt auf die Sprachkompetenzen.

 

 

In Frauenfeld leben Menschen aus 90 Nationen zusammen – knapp ein Viertel der Stadtbevölkerung sind Ausländer. Der Sprache kommt da eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Stadt Frauenfeld hat früh erkannt, dass die Förderung von Sprachfähigkeiten ein Schlüssel zur Integration darstellt. Nicht nur auf dem Arbeitsmarkt sind Sprachkenntnisse gefordert; Sprache schafft auch Zugang zum sozialen Leben. «Wer nicht mitreden kann, wird auch nicht einbezogen und in die Gemeinschaft integriert», argumentierte Stadträtin Christa Thorner an einer Information über die Förderungsangebote der Fachstelle Integration.

Sprache als Kriterium der Integration
Mit dem Ausländer- und Integrationsgesetz, das am 1. Januar 2019 in Kraft tritt, erhält das Erlernen einer lokalen Sprache auch auf staatlicher Ebene mehr Gewicht. So kann die Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung an den Erwerb von Sprachkenntnissen gekoppelt werden. Auch in Einbürgerungsverfahren sind Sprachkompetenzen unerlässlich.

Zahlen und Fakten
Die Fachstelle Integration bietet sieben Kurse für Kinder und 25 Kurse für Erwachsene. Aktuell besuchen 223 Männer und Frauen aus 58 Nationen die Erwachsenenkurse. 70 Prozent der Teilnehmenden kommen für die Kosten selbst auf; Stadt und Kanton leisten teilweise finanzielle Beiträge. Markus Kutter, Leiter des Amtes Gesellschaft und Integration, betonte, dass nicht nur Asylsuchende und Flüchtlinge das Angebot nutzen. Viele Kursbesucher sind Arbeitsmigranten.

Breites Spektrum an Lernenden
Kathrin Sproll-Müller ist Bereichsleiterin Deutsch- und Integrationskurse. Sie erlebt täglich die Herausforderungen, die mit dem Erlernen der Fremdsprache Deutsch verbunden sind. Die Lernenden hätten ganz unterschiedliche Hintergründe vorzuweisen, die ihnen den Spracherwerb erleichtern oder erschweren: Manche haben bereits in ihrem Heimatland eine gute Ausbildung genossen, andere kommen aus strukturschwachen Gebieten. Im Extremfall können auch Traumatisierungen oder körperliche Beeinträchtigungen den Spracherwerb einschränken.

Kinderbetreuung vor Ort
Gezielt setzt die Fachstelle Integration auf die Sprachförderung der Frauen, die besonders von gesellschaftlicher Isolation betroffen seien. Die Mütter spielen zudem eine wichtige Rolle in der Förderung ihrer Kinder, die ebenfalls auf Deutschkenntnisse angewiesen sind. Zu Kurszeiten bietet das Amt für Gesellschaft und Integration darum eine Kinderbetreuung an. Nur so ist es für viele Frauen überhaupt möglich, einen Sprachkurs zu besuchen. Aktuell werden 38 Kinder im hauseigenen Hort betreut. «Die Investition in die Zukunft lohnt sich», ist Christa Thorner überzeugt, «das Erlernen der Sprache ist Voraussetzung für ein wirtschaftliches Auskommen der Menschen und ein Beitrag zur gegenseitigen Verständigung in unserer Gesellschaft.»

Miriam Waldvogel