Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 20.02.2019

Mit 80 noch Vollgas

Fredi Hugelshofer feiert seinen 80. Geburtstag

Mit dem Vollenden des 80. Altersjahrs bricht für Fredi Hugelshofer, den Seniorchef der Frauenfelder Hugelshofer Transport AG, eine neue Dekade an – sein Unternehmergeist freilich ist ungebrochen. Gleichwohl will er, der auf verschiedenen Ebenen bemerkenswerte Spuren gelegt hat, nun einen Gang zurückschalten.

 

 

Die wärmenden Strahlen der Februar-Sonne scheinen durchs grosse Fenster ins Büro im Geschäftsdomizil der Hugelshofer Transport AG an der Juchstrasse. Zwar hat Fredi Hugelshofer die operative Leitung der Unternehmung vor 14 Jahren an die jüngere Generation abgegeben, als Verwaltungsratspräsident ist der 80-Jährige aber nach wie vor mittendrin statt nur dabei. Dies ist bei ihm gewissermassen Berufung. Denn die Firma hat sich seit seiner Übernahme im Jahr 1965 – damals umfasste sie rund 20 Fahrzeuge und 5 Cars sowie rund 30 Chauffeure und weitere Mitarbeitende – doch zum nationalen Player im Transport- und Logistikbereich entwickelt, der aktuell 150 LKWs und rund 300 Chauffeure und Mitarbeitende umfasst.

Wandel als Herausforderung
Eine grosse Herausforderung war und ist der stete Wandel – auch im Transportgewerbe. So wurde der traditionsreiche Car-Bereich (seit 1915) vor rund 30 Jahren in eine neue Aktiengesellschaft eingebracht, an der verschiedene Mitbewerber beteiligt waren. Parallel dazu wurden auch die vier Reisebüros in Frauenfeld, Weinfelden, Stein am Rhein und Winterthur aufgegeben – deren Zweck mitunter das Vermitteln von Kunden für diese Carreisen war. Hugelshofer: «Wir mussten einen Schlussstrich ziehen und uns auf die zukunftsträchtigen Kerngeschäfte konzentrieren.» Trotzdem hat das Transportwesen bei Hugelshofer noch viele Facetten und so gibts im Juch-Center ein umfassendes Dienstleistungsangebot rund um die Lastwagen – auch für firmenfremde Fahrzeuge.

Pionierin im Transportwesen
Unter der Leitung von Fredi Hugelshofer, dessen Vater im Jahr 1959 verstorben war, hat die Firma Hugelshofer immer wieder Pionierleistungen erbracht. So war die Firma am Aufbau des Stadtbus-Versuchsbetriebes beteiligt, der von Oktober 1978 bis September 1981 in Zusammenarbeit mit der Stadt Frauenfeld durchgeführt wurde. Danach führte sie den definitiven Stadtbusbetrieb während zehn Jahren aus. Eine Vorreiterrolle hat die Unternehmung seit 60 Jahren im Transport von flüssigen Lebensmitteln – wobei der topmodernen, international zertifizierten Tankreinigungsanlage für sämtliche Lebensmittelcontainer eine zentrale Bedeutung zukommt. «Heute vermieten wir gegen 200 beheizbare Chromstahl-Container für den Transport und die Lagerung von flüssiger Schokolade für die Schweizer Schokoladeindustrie», sagt Fredi Hugelshofer stolz.
Daneben hat er auch das Entsorgungswesen mitgeprägt, war die Unternehmung doch Mitgründerin der Tricycling Mittelthurgau AG, die das Regionale Annahmezentrum RAZ im Juch betreibt. Ausserdem standen Hugelshofer-Fahrzeuge jahrelang auch im Dienst der Kehrichtabfuhr in Frauenfeld. Dass Fredi Hugelshofer daneben auch während elf Jahren die Sektion Ostschweiz des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes Astag präsidierte, erstaunt da wenig.

Unternehmerische Sternstunde
Eine unternehmerische Sternstunde schlug für Hugelshofer vor zwei Jahrzehnten. Damals holte er den Transportauftrag für das benachbarte Paketzentrum der Post, das Ende Mai 1999 als eines von gesamtschweizerisch drei solcher Paketzentren in Betrieb ging. Dabei wäre das beinahe «in die Hosen gegangen». Ich gönnte mir mit meiner Familie damals eine halbjährige Auszeit in den USA. Bei meiner Rückkehr stellte ich fest, dass unsere Offerte bei der Post gar nicht eingereicht worden war. Dank einer intensiven Blitzübung konnten wir unser umfassendes Logistikangebot doch noch rechtzeitig einreichen und erhielten schliesslich den Zuschlag.»

Happige Zerreissproben
Wer denkt, ansonsten sei stets alles glatt gelaufen, irrt. Die Neuausrichtung der ursprünglichen Einzelfirma verlief nach dem frühen Tod des damals 47-jährigen Patrons Max Hugelshofer im Jahr 1959 alles andere als reibungslos. Die aus sieben Mitgliedern bestehende Familienunternehmung musste einige happigen Zerreissproben standhalten. Auch der Umzug von der Gaswerkstrasse (heutiger Werkhof der Stadt) ins neue Terminal im Juch und damit die klare Trennung zwischen Hugelshofer Transport AG und Hugelshofer Immobilien AG, schuf Fronten.
Das grosse Projekt im Juch völlig allein zu stemmen, war für Fredi Hugelshofer wohl die grösste Herausforderung. Zum Schluss wurde es dann auch noch recht eng – das Unterfangen drohte zu platzen. Dies, weil der grosszügige Bau erheblich teurer wurde und zwei Partner des Juchcenter-Projektes wegen fehlender finanzieller Mittel zurückkrebsen mussten. Allerdings liess er sich nicht beirren und konnte das Werk dann doch noch fertigstellen. Hugelshofer sagte damals: «Jetzt haben wir ein schönes und teures Bienenhaus gebaut, aber wir haben zu wenig Bienen…»! Mittlerweile haben aber längst nicht mehr alle Bienen Platz im Haus, sagt er dazu weiter und lacht.

Lockvogel bei «Teleboy»
Nationale Bekanntheit auf privater Ebene erlangte Fredi Hugelshofer in den 70er Jahren, als er nebenbei in der legendären Show «Teleboy» von Showmaster Kurt Felix rund 20 Mal den Lockvogel spielte. «Mein Freund Kurt Felix selig unterrichtete damals als Lehrer in Hüttwilen, später im Schulhaus Oberwiesen. Beim Durstlöschen nach dem Korbball/Rugby-Spiel in der berühmtem Montagspiel-Vereinigung bot mir Kurt spontan eine erste Lockvogel-Rolle an. Das war echt ein Hit, ich sagte natürlich sofort zu, denn es brachte etwas Entspannung in den stressigen Unternehmeralltag», blickt Hugelshofer zurück. Später moderierte Kurt Felix auch die Show «Verstehen Sie Spass» in Deutschland, wobei Fredi Hugelshofer auch hier wieder einige Male als Lockvogel im Einsatz stand.

Talentierter Eishockeyspieler
Als ehemaliger aktiver Eishockeyspieler – Hugelshofer stand als 14-Jähriger bereits im Tor der ersten Mannschaft des EHC Frauenfeld – engagierte er sich in seiner Freizeit schon früh auch neben dem Eis. So war er Gründer der Supportervereinigung des EHCF und leistete Ende der 80er Jahre auch Geburtshilfe beim HC Thurgau, der aus den Eishockey-Clubs Frauenfeld und Weinfelden hervorging und bei dem er heute Ehrenmitglied ist. Ausserdem engagiert er sich öfters auf karitativer Ebene – in letzter Zeit beispielsweise für die Stiftung Lebensfreude von Christine Lienhard.

Der Privatmann
Der Seniorchef der Transport-Unternehmung hat aber nicht nur auf beruflicher Ebene Spuren gelegt. Es gibt ja auch den Privatmann Fredi Hugelshofer, der heute in Weingarten-Kalthäusern wohnt, in dritter Ehe seit 27 Jahren mit Caroline verheiratet ist und mit ihr zwei erwachsene Kinder hat – Pascal und Melina. Aus der ersten Ehe mit Renate stammen Patrick und Oliver, aus der zweiten Ehe die Tochter Norina. Patrick mit Jahrgang 1966 und Pascal (1992) arbeiten in der fünften Generation in der Familienunternehmung mit, die im Jahr 1877 durch Johann Caspar Hugelshofer gegründet worden war.

Feier zum 80. Geburtstag
Mit dem Erreichen des 80. Altersjahrs am vergangenen Samstag will sich Fredi Hugelshofer, der wegen seines vielfältigen Wirkens als echter «Tausendsassa» gilt, nun etwas kürzer treten. Da durfte natürlich ein rauschendes Fest nicht fehlen. Standesgemäss fand dieses inmitten schöner Autos im autobau in Romanshorn statt. Dank dem Jubilaren und seinen generösen Geburtstagsgäs-ten konnte am Ende des Tages der Stiftung Lebensfreude ein schmuckes kleines Auto überreicht werden. Damit kann Christine Lienhard nun ihre Clowns transportieren, die den Betagten in den Altersheimen viel Spass und Lebensfreude vermitteln. Da passt die Februar-Sonne, die noch immer durchs grosse Fenster scheint und den Raum mit Licht und Wärme überflutet, doch hervorragend dazu.

Andreas Anderegg