Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.08.2019

Eidgenössisch diplomiert

Bald treten Tausende von jungen Menschen ihre Lehre an und starten in das Berufsleben – manche Grosseltern mögen sich jedoch fragen, was das überhaupt für ein Beruf ist, den ihr Enkel da ausübt.

 

 

Ich kann alle Senioren beruhigen: Es ist bei vielen Berufsbezeichnungen keine Frage des Alters, ob man sie versteht. Oder wissen die jüngeren Leserinnen und Leser, was ein Supply Chain Manager, ein Controller oder ein ICT Security Expert genau macht? Dabei muss es nicht einmal ein englischer Begriff sein, dass man dessen Bedeutung nur erahnen kann – auch der Beruf einer Polygrafin, eines Geo­matikers oder einer Applikationsentwicklerin ist nicht unbedingt selbsterklärend.
Zum einen hat die Digitalisierung unzählige Jobs geschaffen, die bis vor einigen Jahren gar nicht existiert haben. Zum anderen verbergen sich hinter den neuen Namen zum Teil altbekannte Berufe: Aus dem Käser wurde der Milchtechnologe; aus der Zahnarztgehilfin die Dentalassistentin; aus dem Lageristen der Logistiker.
Besonders häufig kommt es zu einer Umbenennung in Fachperson oder Manager – der Kellner wird zum Restaurationsfachangestellten und die Krankenschwester ist keine Schwester mehr, sondern eine Fachfrau Gesundheit.
Die Berufsbilder haben sich dabei nicht unbedingt verändert. Wie der Hauswart repariert auch der Facility Manager tropfende Wasserhähne und defekte Beleuchtung – die Bezeichnung klingt aber gleich viel besser.
Der Fantasie der Personalbüros sind hier keine Grenzen gesetzt: Kürzlich sorgte ein grosses schwedisches Möbelhaus für Aufsehen, als es nach einem «Chief of Sleep» suchte. Zum Schmunzeln bringen einen auch Formulierungen wie «Domestic Engineer» (Hausfrau/Hausmann), «Knowledge Navigator» (Lehrperson) oder «Revenue Protection Officer» (Fahr­kartenkontrolleur/-in). Wenn das so weitergeht, sollten wir wohl den Chnuri bald umbenennen – in «Head of Grumpy Communications».

Miriam Waldvogel