Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.10.2019

Leises Sterben der Vögel

Vogelschutzverein warnt vor markantem Rückgang der Bestände

Vögel sind wohl die am meisten beobachteten Wildtiere; sie faszinieren durch ihren Gesang, ihr Verhalten und ihr Aussehen. Vögel sind Indikatoren für unsere Natur. Ihr zunehmendes Verschwinden zeigt uns, dass es um unseren Lebensraum nicht gut bestellt ist. Nachdenklich macht vor allem der starke Rückgang von «Allerweltsvögeln» wie zum Beispiel dem Haussperling (unserem sogenannten «Spatz») oder dem Star.

 

 

Als Hauptursache für den Rückgang des Haussperlings innerhalb des Siedlungsgebiets wird der Mangel an Insektennahrung für die Jungenaufzucht angesehen (Schweizer Brutvogelatlas 2013 – 2016). Dieser Mangel ist vermutlich auf verschwundene Grünflächen bei unserer intensiven Bautätigkeit, der standortfremden Begrünung, dem Ordnungsbedürfnis des Menschen und der geringeren Toleranz gegenüber Lärm und Schmutz zurückzuführen. Auch das Verschwinden von Nistplatzmöglichkeiten bei Gebäudesanierungen und vor allem auch bei Neubauten machen den Vögeln das Leben zunehmend schwer.
Die Ursachen für den Rückgang des Stars sind vermutlich in der Intensivierung der Landwirtschaft zu suchen. Und die Abnahmen sind nicht klein, teilweise in den letzten 30 Jahren bis 30 Prozent (Kanton Zürich). Auch dem Star fehlt für die Aufzucht der Jungen die Insektennahrung.

Gesamte Natur in Mittelpunkt rücken
Naturschutz geht weiter als Umweltschutz, welcher vor allem den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Es genügt nicht, nur auf saubere Luft, sauberes Trinkwasser, Lebensmittel ohne Rückstände zu schauen. Wir sind auch verantwortlich, die Vielfalt der wild lebenden Pflanzen- und Tierarten zu sichern.

Was jeder Einzelne tun kann
Wenn wir die Artenvielfalt erhalten möchten, müssen wir aktiv werden. Gartengestaltung: so naturnah wie möglich. Je strukturreicher ein Garten ist, desto mehr Arten von Tieren und Pflanzen können ihn besiedeln. Dies bedeutet, dass Bäume, Sträucher, Stauden und Kräuter vorhanden sein müssen. Vorzugsweise sollten einheimische Pflanzen angesiedelt werden; sie bringen angepasste Insekten mit, die sie bestäuben oder auf ihnen wohnen. Das Angebot an einheimischen Pflanzen ist gross. Als Bäume im Garten beispielsweise sind Obstbäume ideal. Bei Sträuchern eignen sich solche mit Beeren, beispielsweise schwarzer Holunder, Pfaffenhütchen und viele mehr. Diese ziehen Insekten und Vögel an. Wenn Sie eine Hecke aus fremdländischen Arten wie Kirschlorbeer oder Thuja haben, können Sie zum Beispiel jedes Jahr einige Büsche entfernen und durch einheimische Sträucher wie Heckenrose oder gemeiner Schneeball ersetzen.
Ein Rasen kann auch mit Blumen sehr attraktiv sein. Auf Rasenroboter sollte man verzichten und den Rasen nicht zu oft mähen. Rasenroboter können ausserdem Igeln tödliche Verstümmelungen zuführen. Im Naturgarten bitte nur organische Dünger verwenden und Kunstdünger weglassen. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (Pestizide) sollten im Hausgarten nicht zum Einsatz kommen. Sie töten auch Marienkäfer, Bienen, Schmetterlinge und weitere Insekten. Übertriebener Ordnungssinn im Garten schadet der Natur. Ein Komposthaufen im eigenen Garten ist der Grünabfuhr vorzuziehen. Ein Ast-Laub-Haufen stellt einen natürlichen und wertvollen Unterschlupf für Igel dar. Zudem sollten im Herbst verblühte Pflanzen stehen gelassen werden. Pflanzenstängel beherbergen oft Insekten, die darin den Winter überstehen. Aber auch wer keinen Garten besitzt, kann viel für die Natur tun wie zum Beispiel weniger Fleischkonsum, weniger Abfall produzieren, Bio- und regionale Produkte einkaufen, weniger mit dem Auto und Flugzeug unterwegs sein und so weiter.
Man kann sich auch aktiv in der Gemeinde oder in der Firma für ein Naturprojekt stark machen. Auch Mieter können sich bei der Umgebungsgestaltung einbringen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Natur zu unterstützen und den Biodiversitätsverlust zu stoppen. Hoffen wir, dass uns das gelingt. Der Natur- und Vogelschutzverein Frauenfeld ist eine lokale Sektion von BirdLife Schweiz. Wir setzen uns für Naturschutz­anliegen in der Stadt Frauenfeld und in den umliegenden Gemeinden ein. Dieses Jahr haben wir ein Gebäudebrüterinventar für die Stadt Frauenfeld fertiggestellt. Werden Sie Mitglied und unterstützen Sie so konkrete Projekte zum Erhalt der Biodiversität. Margrit Schilling

Weitere Informationen unter:
www.nvvfrauenfeld.ch

Weiterführende Literatur:
«Natur schaffen – Ein praktischer Ratgeber zur Förderung der Biodiversität in der Schweiz», Autoren: Gregor Klaus, Nicolas Gatt­len, Haupt Verlag