Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.11.2019

Klimanotstand im Brennpunkt

Grosse Investitionen in erneuerbare Energien – Informativer Austausch

Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden tauschten sich am Donnerstagnachmittag im Rahmen eines Energie-Apéros bei den Werkbetrieben Frauenfeld zum Thema «Klimanotstand – Rolle der Energieversorger» aus. Kritisiert wurde dabei mitunter der Ruf nach verstärktem Einsatz von erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Ablehnung von Windkraftanlagen.

 

 

Ein wichtiges Votum zum Thema «Klimanotstand», der seit vielen Monaten in aller Munde ist und auf breiter Ebene immer wieder zu Protestmärschen animiert, kam gegen Ende der Fragerunde. Dort wurde nämlich die Frage aufgeworfen, weshalb in zunehmenden Masse die Förderung von erneuerbaren Energien gefordert wird und von gleicher Seite aber Windräder aus Gründen des Landschaftsschutzes abgelehnt werden. Beim Bau der Autobahnen vor Jahrzehnten, die Landschaften zerschnitten haben und einen mindestens ebenso grossen Eingriff waren, sei dies viel weniger der Fall gewesen. Stadtrat Fabrizio Hugentobler wies dazu auf ein notwendiges Umdenken hin – «es braucht Zeit, um sich gedanklich darauf vorzubereiten». Er erinnerte gleichzeitig an den Bau des Wasserkraftwerks bei der Zeughausbrücke, mit dem Frauenfeld ein Zeichen für eine ökologische Energieproduktion gesetzt hat.

Auch Marktöffnung ein Thema
Wie bei der Veranstaltung weiter festzustellen war, gibt es neben dem «Klimanotstand» ein zweites, mindestens ebenso aktuelles Thema, das die Energieversorger beschäftigt – die vollständige Marktöffnung. Die Spielregeln beim «freie Spiel der Kräfte» – bei dem alle dort die Energie beziehen können, wo sie wollen – sind längstens nicht alle definiert. Insbesondere Themen wie Durchleitungsrechte auf Leitungsanlagen, die bei der Erstellung von Energiebezügern bereits einmal vollständig bezahlt wurden, werden noch viel Diskussionsstoff geben.
Fabrizio Hugentobler bezeichnete Frauenfeld im Weiteren als «stark erdgaslastig». Ein Votant warf die Frage auf, ob eine «Verschwendung von Erdgas für Heizungen» sinnvoll sei. Werkdirektor Peter Wieland entgegnete: «Wir sind keine Polizei», also keine Ordnungshüter. Gleichzeitig wies er auf den satten Betrag im Umfang von 1,5 Millionen Franken hin, die von den Werkbetrieben Frauenfeld bereits in erneuerbare Energien investiert wurden. Im Weiteren wurde auch der Begriff «Dekarbonisierung» mehrmals verwendet, der für eine holzfreie Energieproduktion steht.

Diskussionsrunde
Zum Abschluss des offiziellen Teils folgte eine Diskussionsrunde unter Leitung von Peter Wieland. Thalia Meyer (Projektleiterin EVU in Gemeinden, Geschäftsführerin Spektrum-Energie), Martin Müller (Abteilung Energie Kanton Thurgau), Stadtrat Fabrizio Hugentobler, Jan Flückiger (Swisspower) und Bene Müller (Solarcomplex, Deutschland) nahmen dabei zu aktuellen Themen Stellung.
Organisiert wurde der Energie-Apèro von Thalia Meyer in Zusammenarbeit mit den Werkbetrieben Frauenfeld. Mit diesen regelmässig stattfindenden Diskussionsplattformen soll die Zusammenarbeit verschiedener Akteure gestärkt werden – ganz im Sinne des Labels Energiestadt. Dabei werden differenzierte Betrachtungsweisen dargelegt und auch künftige Schritte angedacht.

Andreas Anderegg

 

 

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