Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 17.06.2020

1277 Unterschriften für Waldbauten

Waldunterstände in Gachnang werden zum Politikum

Jonathan Hedinger sammelte 1277 Unterschriften gegen den Abriss von Waldunterständen. Diese wurden am Dienstag der Staatskanzlei übergeben. Anlass zur Sammlung war die Tatsache, dass die beiden Waldunterstände der Gachnanger Kindergärtler abgebrochen werden sollen.

 

 

Am Dienstagnachmittag übergab Initiant Jonathan Hedinger gemeinsam mit Emma und Jonatan, zwei seiner drei Kinder, 1277 Unterschriften gegen den Abriss von schulischen Waldunterständen. «Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden», sagt er. Stein des Anstosses für die Unterschriftensammlung war die Antwort des Regierungsrates auf die Einfache Anfrage «Waldunterstände für schulische Zwecke – verbieten oder fördern» von Kantonsrat Peter Bühler aus Ettenhausen. Darin machte die Regierung klar, dass die beiden Waldunterstände in der Gemeinde Gachnang, nach einer Anzeige einer Einwohnerin, bis im September abgerissen werden müssen (FW vom 11. März). Die Regierung spricht davon, dass legale Zustände geschaffen werden müssen.

Unzählige Bauten
Für Jonathan Hedinger ist das im vorliegenden Fall ein Umstand, der nicht tragbar ist. Für den Befürworter von «Schule im Wald» ist klar: «Der Regierungsrat ist sich der Auswirkungen dieser Antwort nicht bewusst». Im ganzen Kanton gibt es unzählige solcher Bauten im Wald. Seien es Feuerstellen, Waldsofas, Hütten oder Seilparks, die von Kitas, Kindergärten oder Schulen erstellt wurden. Bei einer Recherche sei er gar auf ganze Klassenzimmer im Wald gestossen. Sie alle müssten laut dieser «kinderfeindlichen Gesetzesauslegung» abgerissen werden.

Unklare Ausgangslage
Jonathan Hedinger stellt sich auf den Standpunkt, dass die jetzige Auslegung des nationalen Waldgesetzes unklar sei. «Waldsofas, die massiv gebaut wurden, sind ok. Einige Hütten ja, einige nein. Feuerstellen sind ok, oder nicht? Was genau ist zu viel und was geht noch?» fragt er sich. Es brauche darum unbedingt Klarheit oder sogar eine Gesetzesanpassung, fordert er in der Petition. Obwohl er auch sagt: «Mit gutem Willen wäre die Bewilligung bereits mit der heutigen Gesetzeslage möglich», sagt er weiter.

Andere Nutzung als früher
Der Wald wird heute von Schulen, Vereinen, Kitas oder Spielgruppen häufiger gebraucht als früher. Ideal wäre laut Hedinger daher eine Regelung, die den Gemeinden eine Kompetenz geben würde, Bauten für pädagogische oder gesellschaftliche Zwecke bewilligen zu können. «Aus meiner Sicht wäre das jetzt schon möglich. In der Einfachen Anfrage Bühler zeigt die Regierung jedoch klar auf, wie restriktiv sie die Gesetzeslage für Bewilligungen für solche Waldbauten einschätzt.» Daher ist er überzeugt: «Wird die Regierung an ihrem Entscheid festhalten, wird das im ganzen Kanton zu unzähligen Diskussionen führen und für viele rote Köpfe sorgen.»

Nun heisst es abwarten
Vor der Unterschriftenübergabe fand bereits ein Treffen von Jonathan Hedinger und Regierungsrätin Carmen Haag zum Thema statt. «Wir hatten ein gutes Gespräch und ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Anliegen und den Unterschriften nicht auf taube Ohren stossen werden», so Hedinger.

Ball liegt bei der Regierung
Der Ball liegt nun bei der Regierung und Hedinger hofft auf eine versöhnliche Lösung: «Zum Wohle aller Kinder im Kanton. Denn die Möglichkeit, mit den Kindern geschützt in den Wald zu gehen, muss erhalten bleiben», sagt er. Schliesslich werden die Unterstände und Feuerstellen nicht nur von der Schule, sondern auch von Spielgruppen und Familien sehr gut genutzt.


Michael Anderegg